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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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mein
Freund. Zufällig ist Abu Musa einer meiner Kollegen. Abu Ali hat ihn
damit beauftragt, die Steuern in den Provinzen einzutreiben, und er
erledigt diese Aufgabe wirklich hervorragend.«
    Ibrahim spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen schwankte.
Das war das letzte, was er vermutet hätte. Seine Eingeweide bebten vor
Angst, und er ruderte wild, um die Situation wieder in den Griff zu
bekommen. Um seine Verwirrung zu überspielen, verschwand er noch einmal
hinten im Laden und kehrte diesmal mit dem Saphirring zurück. Er nahm
die rechte Hand des Steuereintreibers in die seine, ließ den Ring auf
den kleinen Finger gleiten, schob ihn ganz leicht über die plumpen
Gelenke. »Untersucht ihn trotzdem ganz genau«, flüsterte er und drehte
Abu'l Hasans Hand zum Licht, so daß der Stein sich in seiner ganzen
Schönheit zeigte. »Wieviel er auch der Schatzkammer eingebracht hat, er
hat sicher daneben einen beträchtlichen Anteil für sich abgezweigt.«
    »Höchst unwahrscheinlich«, murmelte der Steuereintreiber
gedankenverloren, entzog seine Hand dem Griff des Händlers, bog die
Finger in die Handfläche und streckte den kleinen Finger aus, um den
schönen Stein besser bewundern zu können.
    »Höchst unwahrscheinlich«, wiederholte er, die Augen starr auf
seine Hand gerichtet.
    Verzweifelt nahm Ibrahim einen Anhänger mit einer Perle auf,
der neben seiner Hand lag. »Ein kleines Mitbringsel für Eure Frau«,
flehte er.
    »Danke, mein Freund, aber meine Frau findet Perlen
schrecklich. Sie hat als Kind einmal eine verschluckt, müßt Ihr wissen.«
    Damit wandte er sich zum Gehen.
    »Aber Ihr werdet Euch doch umhören …« Die Worte
erstarben Ibrahim auf den Lippen. Abu'l Hasan, der sich trotz seiner
Leibesfülle schnell bewegte, war schon außer Hörweite …
    Wie es seine Gewohnheit war, wenn er von den
Rundreisen durch die westlichen und nördlichen Provinzen von Granada
zurückkehrte, ging Amram nach Hause, um zu baden und ein sauberes,
dunkles Gewand anzulegen, ehe er zum Palast hinaufritt, um die
eingetriebenen Gelder dort abzuliefern. Sobald Leonora das Hufgetrappel
seines Pferdes hörte, wie es sich dem Haus näherte, eilte sie ihm
entgegen, um ihn zu begrüßen. Wie immer warf sie sich in seine Arme,
sobald er die Schwelle überschritten hatte. Wie weich und warm und
tröstlich es doch war, sie nach den Anstrengungen der Reise in den
Armen zu halten, wie sicher und geborgen sie sich in seiner festen,
starken Umarmung fühlte. So standen sie einen langen Augenblick
schweigend vereint. Schließlich löste sich Amram aus der Umarmung
seiner Frau.
    »Schon?«
    »Nur noch ein kleines Weilchen, meine Taube, mein Reh, und
dann können wir uns ohne Einschränkungen aneinander ergötzen. Es ist
nicht klug, so große Summen in einem Haus aufzubewahren, das praktisch
unbewacht ist.«
    »Und doch zögerst du nicht, sie auf der Reise über die von
Räubern heimgesuchten Straßen bei dir zu tragen«, wandte Leonora ein.
    »Dieses Risiko ist unvermeidlich. Das Geld zu Hause
aufzubewahren ist ein vermeidliches.«
    »Hat es nicht Zeit bis nach der Siesta?«
    »Lieber nicht. Bis du gebadet und dich fertig gemacht hast,
bin ich wieder bei dir, das verspreche ich.«
    Sobald ihr Mann gegangen war, befahl Leonora ihrer Dienerin,
ihr alles Haar vom Körper zu entfernen, selbst an den intimsten
Stellen. Dann badete sie und ließ sich von der Frau mit Moschus und
Jasmin parfümiertes Öl in alle Poren ihrer glatten, makellosen Haut
einmassieren. Jetzt war sie bereit. Sie schlüpfte in ein weißes, mit
goldenen Borten verziertes Gewand aus Seidenmusselin, das die Umrisse
ihres Körpers zart ahnen ließ – schattengleich und ungeheuer
verführerisch –, und legte sich – geschmeidig, groß
und sinnlich – auf einen üppigen Diwan. Ständig wanderte ihr
Blick zu der Sonnenuhr auf dem Patio, und als eine Stunde vergangen
war, wurde sie ungeduldig. Nach der zweiten Stunde fing sie an, sich
Sorgen zu machen. Aber als noch einmal eine Stunde ohne ein
Lebenszeichen von Amram verstrichen war, ergriff sie nackte Panik. Sie
stand auf, warf sich einen Leinenumhang über und ging unruhig im Haus
auf und ab. Hin und wieder blieb sie stehen und starrte ängstlich auf
den Weg, der durch das Judenviertel und über den Fluß zum Albaicin
führte, hoffte ihn dort auf dem Nachhauseweg zu erspähen. Aber es war
immer noch Siesta. Bleiern und erbarmungslos brannte die Sonne auf die
eng gedrängten Häuser der Juden unten und auf die weite,

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