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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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auch bei den Freuden und
Leidenschaften des Bettes an Glut und Geschick ebenbürtig. Nun
betrachtete er sie, wie ihre großen eisblauen, ein wenig mandelförmigen
Augen schmolzen und sich dann mit innigem Vergnügen schlossen, als er
ihre kleinen, erwartungsvoll aufgerichteten Brustwarzen mit den Lippen
faßte. Er hörte ihre leidenschaftlichen Seufzer und Schreie. Er spürte,
wie sie sich um ihn schlang, einmal straff angespannt und dann wieder
fügsam unter seinen Händen, und er freute sich an ihrer instinktiven
Reaktion auf seine anfängliche Zartheit und die ungestüme Kraft, mit
der er sie dann eroberte. Sie vereinigten sich in einem ungeheuren
Sturm, einer Explosion, die alle Grenzen ihrer irdischen Gestalten zu
sprengen schien, um sie mit dem ewigen Quell des Lebens zu verbinden.
Die ganze Nacht hindurch ergötzten sie sich aneinander, einer passiv,
wenn der andere aktiv war, einer ruhig und entspannt, wenn der andere
erregt war. Von Zeit zu Zeit erfrischten sie sich mit einem Schluck
Wein, den Amram aus einer goldenen Karaffe in die blitzenden silbernen
Pokale schäumen ließ.
    Es war schon beinahe Mittag, als sie strahlend von der Wärme
der Liebe in den Tag hinaustraten. Leonora hielt eine üppige Traube in
der einen Hand, pflückte mit der anderen eine Weinbeere ab und ließ sie
in den Mund gleiten. Auf Zehenspitzen ging sie durch das Haus, in das
ihr Ehemann sie gebracht hatte, betrachtete es mit leichtem Abscheu.
    »Wir müssen sofort hier ausziehen«, erklärte sie und ließ
prüfend den Finger über die abgeplatzte Kante einer Nische fahren, in
der die goldene Karaffe stand. »Es ist ja kaum ausreichend Platz für
uns beide hier, ganz zu schweigen von den Truhen mit meiner Aussteuer.
Außerdem paßt ein so heruntergekommenes Anwesen nicht zu einem Mann
deines Ansehens.«
    »Ansehen, das ist etwas, das die Ibn Yatoms nicht gern zur
Schau stellen«, antwortete Amram leise, aber bestimmt. »Wir ziehen es
vor, unsere Größe in der Abgeschiedenheit und Diskretion unserer
eigenen vier Wände für uns zu behalten.«
    »Aber nicht in so schäbigen wie diesen hier.«
    »Nein, meine Liebe«, beruhigte sie Amram, pflückte eine Traube
ab, hielt sie zwischen den Zähnen und zog dann ihr Gesicht zu dem
seinen, so daß sie beide gleichzeitig in die Frucht bissen und sich
ihre Lippen dabei berührten. »Ich suche ein Haus, das deinen Gefallen
findet, aber wir müssen jeglichen Prunk vermeiden, trotz der
großzügigen Mitgift, die dein Vater dir mitgegeben hat. Als Jude im
Dienst des Berberreiches, in dem die Beziehungen zwischen den Menschen
wechselhaft, unberechenbar und allein von Eigeninteresse geprägt sind,
müssen wir so unauffällig wie möglich bleiben, bis unsere Position
durch nichts mehr zu erschüttern ist.«
    Leonora schmollte, und Amram mußte sie auf ihre nach unten
gezogenen Mundwinkel küssen, bis sie wieder lächelte. »Du mußt an mich
glauben«, murmelte er und strich sanft mit dem Finger über ihre gerade
Nase, um die breiten Nasenflügel und dann hinauf zu den
elfenbeinglatten Wangen. »Unterstütze mich treulich in all meinem
Handeln, und ich schwöre dir bei der Ehre des Hauses Ibn Yatom, du
wirst nicht enttäuscht sein.«
    Ehe er wieder zu seinem Rundritt zum
Eintreiben der Steuer im Tal des Genil aufbrach, kaufte Amram ein
verlassenes Haus am östlichen Rand des Judenviertels. Es stand an den
unteren Hängen des Berges, über dem innerhalb der Stadtmauern die
Festung Hisn Maurur thronte, von deren runden Türmen ständig die
südlichen Zugänge zur Stadt bewacht wurden. So, neckte Amram seine
Frau, als er ihr das Grundstück zeigte, hätten sie immer die
Möglichkeit, Zuflucht in der Festung zu nehmen, falls einmal der eine
oder andere Feind der Berberprinzen einen Überfall auf Granada wagen
sollte.
    »Jetzt«, fuhr er fort, »werden wir hinter dieser schlichten
Fassade den schönsten Garten anlegen. Ringsum soll ein Säulengang
verlaufen, mit Säulen so schlank wie dein Hals, mit Hufeisenbögen, die
so vollkommen gerundet sind wie deine Brüste und sich dann so nach
innen schwingen wie deine wunderschöne Taille. Von dort wird man in die
Gemächer gelangen, deine zur Rechten, meine zur Linken.«
    »Und was ist mit dem jetzigen Haus?«
    »Wir werden es zu einem großen Salon umbauen, in dem wir, wenn
die Zeit gekommen ist, unsere Gäste empfangen. Später verzieren wir
noch die Westfassade mit einem Balkon, der genauso elegant sein soll
wie der Säulengang. Von dort, meine Liebste, mein

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