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Diebe

Diebe

Titel: Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Gatti
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das wissen? Da gibt’s nichts, was sich für uns lohnen würde.«
    »Wenn du in den Norden willst«, sagt Demi, während er sich das Gesicht mit einem alten T-Shirt abreibt und sich ein neues aus seiner Ecke holt, »brauchst du nur über die Brücke rüber, und die Straße bringt dich dann bis ganz nach oben.«
    »Ist das die Straße, die wir nehmen, wenn wir genug Geld ham?«, fragt Baz.
    »Genug! Was redest du da? Willste von Träumen leben, Mädchen? Wir ham gar nichts.«
    »Was ist mit dem Ring? Damit warst du doch ganz gut zufrieden. Ich und Baz, wir bringen dir immer was zurück.«
    »Geh mir weg mit dem Ring. Dieser Ring nützt mir gar nichts, solang ich ihn nicht in Dollars verwandeln kann. Glaubst du, das ist so leicht? Kommt, sucht euch was zu tun. Ich sag euch, was wir brauchen: Wir brauchen Dollars. So viele.« Sie streckt die Arme aus, als würde sie einen Sack halten, der mindestens so groß und dick ist wie Mama Bali. »Kapiert? Mehr, als ihr je von geträumt habt.«
    »Wie ein Berg«, sagt Baz.
    »So isses, Mädchen. So, und jetzt raus hier, damit ich mal ’n bisschen Ruhe kriege. Hier –«, sie zieht einen Geldschein aus ihrem Brustbeutel, »ihr braucht Geld für die Straßenbahn. Seht ihr. Kaum gewinnt man mal was in der Lotterie, isses gleich wieder weg.«
    Demi nimmt den Schein entgegen und steht auf. Auch Baz erhebt sich, doch an der Tür dreht sie sich noch einmal um: »Fay, hat der Schattenmann Paquetito auf’n Berg gebracht?«
    »Das reicht jetzt! Ich will nichts mehr davon hörn! Hast du verstanden! Wenn du in Sicherheit leben willst, hältste den Mund, Baz.«
    »War ja nur ’ne Frage, Fay.«
    »Lass sie stecken, Baz.« Doch gleich darauf klingt sie wieder versöhnlicher. »Passt auf euch auf. Will nicht hörn, dass euch irgendwelche Greifer ins Schloss gebracht ham.«
    »Wir kommen heil wieder, Fay«, sagt Demi und zieht Baz am Arm, dann dreht er sich um, rutscht die Leiter hinunter und Baz folgt ihm. »Warum fragst du solche Sachen, Baz – da kriegt sie nur schlechte Laune von. Raoul muss jetzt echt aufpassen, nur wegen dir.«
    »Du sagst auch Sachen, die ihr nicht gefalln, über Geld und so.«
    »Ich glaub, Geld liebt sie mehr als alles andere.«
    »Was meinst du, wird sie irgendwie krank? Sie sieht nicht besonders gut aus.«
    »Ihr geht’s gut. Mach dir nicht so viele Gedanken. Fay wird ewig leben, die ist zäher als alle andern in der Stadt. Nur, dass sie halt ’n bisschen zu doll hinterm Geld hinterher ist.«
    Mama Bali putzt gerade ihr Küchenfenster, als die beiden vorbeikommen. »Ich schwör euch, ich zieh den Stöpsel aus dem Damm, den sie oben am Fluss ham. Die ganze Gegend muss mal ordentlich abgeschrubbt werden«, sagt sie wie schon so viele Male zuvor, und das ist wahrscheinlich der Grund, warum Baz immer von der Flut träumt. »Irgend so’n junger Typ hat mich gefragt, ob ich was von ’nem Ring gehört hab. Hat mir sogar Geld angeboten. Hab mich gefragt, ob er vielleicht nach jemand mit tanzenden Fingern sucht, Demi, nach jemand wie dir zum Beispiel.«
    »Die Einzigen, die nach mir suchen, sind Mädchen wie du, Mama.«
    Der Ring schon wieder. Baz versucht sich ihre Beklommenheit nicht anmerken zu lassen. Demi dagegen wirkt völlig unbekümmert.
    Mama Bali lacht. »Diesmal nicht. Dieser Typ, der hat sich ganz locker bewegt, als würd er sich gar nicht drum schern, wo er ist. Reicher Junge. Hab ihm gesagt, er soll lieber wieder dahin zurück, wo er hingehört, bevor ihm hier jemand Kummer macht.« Sie runzelt die Stirn. »Wisst ihr, was er da gesagt hat? Er sagt, er hätt seinen eignen Kummer mitgebracht, und den würd er jedem geben, der ihm was will. Er kommt vielleicht aus’m vornehmen Haus, aber so anders als die Jungen in dieser Gegend ist er nicht.«
    »Einer wie ich?«
    Sie lacht wieder. »Du bist kein einfacher Taugenichts, Demi, du bist ’n richtiger Bösewicht. Aber ich sag euch, irgendwas geht hier vor, weil, grad vorher ist auch einer von Señor Moros Männern hier gewesen und hat Fragen gestellt, wollte wissen, was ich über dies weiß und über das weiß und was ich über einen bestimmten Ring gehört hab. Falls ihr zwei was drüber wisst, haltet ihr schön die Klappe. Hört ihr?«
    »Hörn immer auf dich, Mama, aber ich und Baz, wir sind zwei reine Engel ohne Ahnung von nix.« Und schon ist er außer Reichweite getänzelt, bevor Mama Bali ihm einen Knuff verpassen kann.
    Lachend schüttelt sie den Kopf. »Du wirst noch so manches Mädchen unglücklich

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