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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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bereit, die
Tür zu Corstics Villa einzutreten und hineinzustürmen. Er
schaffte es gerade noch, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen und
mitten in der Bewegung einzuhalten. Er erinnerte sich wieder an
Mignureals Worte, an den zweiten Teil der Anweisungen, die sie ihm in
ihrer Trance gegeben, und die er für Schwachsinn gehalten
hatte:
    »Schließe die Augen, wenn du die Türklinke
herunterdrückst und das Haus betrittst, und halte sie so lange
geschlossen, bis du drinnen bist.«
    Er atmete ein paarmal tief ein und blickte sich kurz um.
    Die Katzen standen wachsam neben ihm und warteten. Nachtschatten
ergriff die große Messingtürklinke mit der einen Hand,
umklammerte mit der anderen Stricks Amulett und schloß die
Augen. Dann drückte er die Klinke herunter und stieß die
Tür auf.
    Da er die Augen geschlossen hatte, erfuhr er nie, welches Grauen
Corstic heraufbeschworen hatte, welche Illusionen die hohe
Eingangshalle bewachten. Nachtschatten trat ein und spürte ein
Prickeln auf seiner Kopfhaut und in den Achselhöhlen. Die
weichen Sohlen seiner Halbstiefel riefen nur ein leises Wispern auf
dem Marmorboden hervor. Er spürte, wie etwas an seinem Bein
entlangstrich und wußte, daß gerade ein großer
roter Kater an ihm vorbeigeschossen war. Mit hämmerndem Herzen
machte er zwei weitere Schritte, als er den gräßlichen
schrillen Schrei hörte, und er wußte, daß das keine
Illusion war. Nachtschatten öffnete die Augen.
    Er umklammerte das Medaillon so fest, daß seine scharfen
Ränder trotz der Handschuhe in seine Hände schnitten, und
kniff die Augen zu.
    Als er eins dann doch wieder einen Spalt weit öffnete, war
die oberschenkeldicke Schlange immer noch da, ein Dutzend Fuß
lang und so grell grün und orange, daß es in den Augen
schmerzte. Sie fuhr zurück, ihr Kopf pendelte hin und her, nur
von einem großen fauchenden Kater auf Distanz gehalten, der den
Rücken unglaublich weit hochgewölbt, den Schwanz steil in
die Höhe gereckt hatte und einen fürchterlichen Anblick
bot, das Fell so gesträubt, daß jedes einzelne rote Haar
senkrecht von seinem Körper abstand. Schlagartig wurden
Nachtschatten drei Dinge klar: Mignureal hatte nur die illusorischen
Gefahren gesehen, war aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund
für die wirklichen blind gewesen. Das gräßliche
Kreischen, das er gehört hatte, war von Wunder gekommen, der ihm
wieder einmal das Leben gerettet hatte. Und diese
übergroße Schlange war keine Illusion.
    Nachtschatten vergaß das Amulett und griff nach seinen
Waffen.
    Mit zwei so schnellen Bewegungen, daß sein Arm unter dem
schwarzen Stoff nur noch ein verschwommener Schemen war, schleuderte
er ein Messer in jedes Auge des Reptils und traf beide Male, obwohl
die Kreatur vor Schmerzen nach dem ersten Treffer wild
zurückgezuckt war. Wunder stürzte sich sofort auf sie, das
Maul mit den blitzenden Fängen weit aufgerissen, und Hanse
folgte ihm ohne Zögern. Das Ilbarsimesser sauste durch die Luft
und schlug zu. Die unwahrscheinliche Schlange wurde halbiert, aus
beiden Hälften ergossen sich ihre Körpersäfte. Wunder
grub seine Fänge in die eine Hälfte und schüttelte sie
wie wild.
    »Laß es sein, Wunder. Sie wird sich noch eine Stunde
oder noch länger winden und um sich schlagen, aber der
große Wurm ist tot, glaub mir. Los, auf geht’s!«
    Die Treppe war drei Schritte entfernt direkt vor ihnen. Als Hanse
leichtfüßig über die eine umherpeitschende
Hälfte der verendenden Schlange sprang, huschte die gescheckte
Katze an ihm vorbei und rannte die Stufen hinauf. Wunder löste
den Griff seiner Zähne und folgte ihr, und aus seinem Maul
tropften die Körpersäfte der Schlange.
    »Würdet ihr beiden Amateure wohl mal einen Augenblick
warten?« rief Nachtschatten ihnen hinterher. »Einer von uns
hat seine Waffen nicht eingebaut!«
    Er zog seine Messer aus den Augen der toten aber wild um sich
peitschenden Schlange, erhielt einen heftigen Schlag gegen die Beine
und grunzte. Er ließ sich in die Hocke nieder, um die Messer an
einem schönen, vielfarbigen, ovalen Vorleger abzuwischen. Gerade
als er die Messer wieder in ihre Scheiden schob, stürzte sich
der dicke Teppich auf ihn und versuchte, sich um seinen Kopf zu
wickeln. Hanse nagelte ihn unter großen Schwierigkeiten mit
einem Fuß am Boden fest, griff nach dem Amulett und
schloß die Augen. Der wildgewordene Teppich kam zur Ruhe.
    Eine Hälfte der toten Schlange schlug wieder gegen seine
Beine. Da reichte es ihm. Wütend ergriff er sie,

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