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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wandte er sich Margaret zu, verneigte sich vor ihr und verabschiedete sich. »Möge der Heiland Euch behüten, Mylady.«
    »Und Euch ebenso, Wat.« Margaret wandte den Kopf ab, als sie diese Worte sprach, damit Thomas nicht die Tränen sah, die in ihren Augen glänzten.
    Würde sie Wat heute zum letzten Mal sehen?
    Wat Tyler blickte Margaret noch einen Moment lang an, dann verließ auch er den Raum.

Kapitel Zwei
     
    Am Dienstag vor dem Fest des
    heiligen Ägidius und des heiligen Priskus
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (30. August 1379)
     
     
     
    Als Neville sich im Morgengrauen erhob, waren Wycliffe, Tyler und die anderen beiden Priester bereits aufgebrochen. Obwohl er froh war, dass der abtrünnige Geistliche gegangen war, fühlte sich Neville auch ein wenig missmutig. Er hätte Wycliffe lieber in irgendeiner Weise in Gewahrsam nehmen sollen, bevor er noch mehr Schaden anrichtete… doch damit hätte er sicher Lancasters Zorn auf sich gezogen, und das wollte er um jeden Preis vermeiden.
    Also musste er den Dämon – und er zweifelte nicht daran, dass Wycliffe ein Dämon war – entkommen lassen.
    Neville ging seinen morgendlichen Verrichtungen in der Hoffnung nach, dass sie ihn von seinen Gedanken ablenken würden, doch stattdessen wurde seine Laune nur immer noch schlechter, je weiter der Tag fortschritt. Hier draußen in der Wildnis von Kent konnte er nichts erreichen! Wann würde Hal ihn an den Hof zurückrufen? Hal Bolingbroke, der Sohn des Herzogs von Lancaster, war nicht nur einer der ranghöchsten Adligen Englands, sondern auch Nevilles ältester Freund und Gönner. Lancaster hatte Thomas gebeten, Hals Sekretär zu werden – ein einflussreicher Posten, der ihm bei seiner Suche nach Wynkyn de Wordes Schatulle von großem Nutzen sein und ihn vor den Dämonen beschützen würde, die sich bei Hofe eingeschlichen hatten. Doch Neville konnte seine Suche nicht fortsetzen, ehe Hal ihn nicht nach London zurückgeholt hatte.
    Seine Laune besserte sich lediglich ein wenig, als er Margaret und Rosalind im Morgenzimmer Gesellschaft leistete. Er liebte seine Tochter und nahm sich jeden Tag mindestens eine Stunde Zeit, um sich mit ihr zu beschäftigen.
    Er schlenderte in den Raum, nickte Margaret flüchtig zu und nahm ihr Rosalind ab.
    Er lächelte verschmitzt und zauste Rosalinds schwarzes, lockiges Haar, das sie von ihm geerbt hatte. Für ihre sechs Monate war sie recht kräftig und wohlgenährt. Sie hatte sich von dem Schock ihrer Geburt gut erholt… vielleicht lag es an dem Blut der Nevilles, das in ihren Adern floss, dachte Thomas, denn seine ganze Familie war von robuster Konstitution und eiserner Entschlusskraft.
    Margaret betrachtete ihn traurig. Ihr Gemahl war Courtenay freundschaftlich zugetan und liebte seine Tochter von ganzem Herzen, doch welche Rolle spielte sie in seinem Leben? Sie holte tief Luft und rang um ihre Beherrschung, als sie plötzlich ein Geräusch an der Tür vernahm.
    Neville sah sie beunruhigt an und wandte sich dann der Tür zu, als Courtenay den Raum betrat.
    »Mein Lord!«, sagte Courtenay. »Wir haben schon wieder Gäste!«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment trat ein gut aussehender Mann in Hal Bolingbrokes neuer Livree als Herzog von Hereford an Courtenay vorbei in den Raum.
    Nevilles Augen weiteten sich vor Überraschung, denn er erkannte in ihm Roger Salisbury, einen jungen Ritter von edler Herkunft, der seit einiger Zeit zu Hals Gefolge gehörte.
    Roger Salisbury blieb in der Mitte des Raumes stehen und verbeugte sich.
    »Lord Neville«, sagte er, doch Thomas fiel ihm ins Wort.
    »Bolingbroke braucht mich«, sagte er.
    »Ja, mein Lord. Ich bringe Euch Grüße von meinem Herrn, dem Herzog von Hereford, und soll Euch mitteilen, dass Ihr innerhalb einer Woche zu ihm nach London zurückkehren sollt.«
    Neville wandte sich an Margaret. »Endlich! Ich habe schon geglaubt, Bolingbroke hätte mich vergessen!«
    Er ging zu ihr hinüber und legte ihr Rosalind vorsichtig in die Arme. »Ich werde sie vermissen«, sagte er, ohne den verletzten Blick in Margarets Augen zu bemerken.
    Salisbury räusperte sich. »Der Herzog von Hereford wünscht außerdem, dass Euch Lady Margaret und Eure Tochter begleiten.«
    Nevilles Augen verengten sich argwöhnisch. »Margaret soll mit mir mitkommen?«
    »Ja, mein Lord«, sagte Salisbury. »Bolingbroke« – er ging zu der vertrauten Anrede über, denn obwohl Hal nun der Herzog von Hereford war, wurde er unter seinen Freunden immer

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