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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kirche entgangen war, was konnte Thorseby dann gegen Thomas Neville ausrichten, der sich viel weniger hatte zuschulden kommen lassen? Dass Lancaster Thorseby beleidigt hatte, würde niemanden davon überzeugen, mit ihm gemeinsam gegen den Herzog und seine Anhänger vorzugehen. Eine Zeitlang hatte Thorseby geglaubt, er könne Nevilles vor langer Zeit verstorbene Geliebte Alice und ihre drei Töchter für seine Zwecke benutzen. Alice stammte doch sicher aus einer einflussreichen Familie, die es begrüßen würde, wenn Neville für Alice’ Tod zur Rechenschaft gezogen wurde. Selbst ihr betrogener Ehemann hätte ihm von Nutzen sein können.
    Doch Alice’ Familie und ihr Gemahl erwiesen sich als Sackgasse. Sie waren allesamt tot: ihre Eltern, ihre Schwester, sogar ihr Ehemann, der vor vier Jahren während einer diplomatischen Mission in Venedig einem schweren Fieber zum Opfer gefallen war. Die Mitglieder ihrer Familie, die noch lebten – mehrere entfernte Vettern –, kümmerte Alice’ Schicksal wenig… jedenfalls nicht genug, um sich deswegen mit Lancaster und Bolingbroke anzulegen.
    »Ich werde schon noch dafür sorgen, dass Ihr Eure gerechte Strafe erhaltet, Neville«, murmelte Thorseby und sah blinzelnd auf den Brief hinab, den er in Händen hielt.
    Er war vor einer Stunde eingetroffen und enthielt einen Ruf nach Rom, wo eine Adventssynode der dominikanischen Ordensgeneräle stattfinden würde. Normalerweise hätte ein solcher Ruf Thorseby verstimmt. Im November und Dezember durch Europa zu reisen, war nie sonderlich angenehm, besonders in der Advents- und Weihnachtszeit, wenn es in England viel zu tun gab. Doch diese Reise würde Thorseby Gelegenheit geben, sich mit Brüdern zu treffen, die Neville während seiner Zeit in Rom gekannt hatten, wo er seine Ordensgelübde zum ersten Mal gebrochen hatte.
    Irgendwo in Europa würde Thorseby die Beweise finden, die er brauchte, um Neville zu überführen. Irgendjemand musste etwas gesehen haben, das Neville auf alle Zeit verdammen würde.
    Wenn Thorseby etwas von seinen Ordensbrüdern bei der Inquisition gelernt hatte, dann, dass Ungehorsam nie gänzlich unbemerkt und unkommentiert blieb.
    Thorseby faltete den Brief sorgfältig wieder zusammen und legte ihn zur Seite. Er hielt kurz inne und trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Dann beugte er sich vor, nahm eine Feder zur Hand und begann den ersten einer Reihe von Briefen zu verfassen, die er am späteren Abend abschicken wollte.
     
     
    Obwohl sie dies Neville gegenüber behauptet hatten, hatten Wycliffe und seine Gefährten keineswegs vor, in der nächsten Zeit nach Canterbury zu reisen. Müde und zumindest in Wycliffes und Tylers Fall betrübt darüber, dass sie sich von der Frau, die beide auf ihre Weise liebten, nicht richtig hatten verabschieden können, ritten sie von Halstow Hall aus direkt nach Süden zur Hafenstadt Rochester.
    Dort trafen sie in einem ruhigen Zimmer in einem Gasthof wie verabredet mehrere Männer – zwei Handwerker und einen weiteren Priester der Lollarden.
    »Nun?«, sagte Wycliffe, als er den Raum betrat.
    »Es ist alles bereit«, sagte einer der Handwerker. Er wies auf einige Bündel Papier. »Mehrere hundert, wie Ihr gewünscht habt.«
    »Zeigt sie mir.«
    Der Handwerker nahm ein großes Blatt Papier von einem der Stapel und reichte es Wycliffe. Tyler, Ball und Trueman drängten sich um ihn und versuchten, über seine Schulter hinweg etwas zu erkennen.
    Wycliffe atmete auf und schenkte den drei Männern, die auf ihn gewartet hatten, ein warmes Lächeln. »Sehr gut. Wat?«
    Wat legte bereits seine Livree mit dem Wappenzeichen Lancasters ab und zog die Kleider an, die ihm einer der Handwerker reichte. Kurz darauf besaß er nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit einem Soldaten, sondern sah eher wie ein wohlhabender Bauer aus.
    »Habt Ihr Maultiere für diese Männer?«, fragte Wycliffe.
    »Ja«, erwiderte der Priester.
    »Gut.« Wycliffe wandte sich Tyler, Trueman und Ball zu. »Meine Freunde, vor Euch liegt keine leichte Aufgabe. Gebt auf Euch acht.«
    Dann erhellte ein Lächeln seine sonst eher finsteren Züge. »Denkt daran, als Adam pflügte und Eva spann…«
    »Gab es keinen Edelmann«, beendete Wat den Satz für ihn.
    Die Männer brachen in Gelächter aus, und die Samen des Aufruhrs waren gesät.

Kapitel Vier
     
    Am Fest der Entrückung des heiligen Cuthbert
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Montag, 5. September 1379)
     
    – I –
     
     
     
    Die

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