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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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noch Bolingbroke genannt – »wird noch vor Ende dieses Monats Lady Mary de Bohun zur Frau nehmen, und sie wünscht, dass Eure Gemahlin ihr als Kammerfrau zur Seite steht.«
    Nevilles Mundwinkel zuckten. »Mary de Bohun kennt Lady Margaret doch gar nicht«, sagte er. »Das ist wohl eher Bolingbrokes Wunsch.«
    Er hielt inne und Argwohn stieg in ihm auf. Warum wollte Hal Margaret in seinem Haus haben? Gewiss war es doch besser, wenn sie und Rosalind in Halstow Hall in Sicherheit wären. Es gab keinen Grund, warum sie ihn begleiten sollte, es sei denn… nein, nein. Das konnte nicht sein… Außerdem war da noch Richard. In London wäre Margaret in Richards Nähe… viel zu nah…
    »Richard…«, sagte er, ohne seine Gedanken näher auszuführen.
    Salisbury blickte Neville an. Bolingbroke hatte ihm gesagt, dass Neville um die Keuschheit seiner Gemahlin fürchtete, wenn sie sich in der Nähe eines Königs befand, der keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass er sie begehrte.
    »Bolingbroke wird Lady Margaret unter den Schutz seines Hauses stellen«, erwiderte Salisbury bedächtig. »Unter dem Dach meines Herrn wird ihr kein Leid geschehen.«
    Vielleicht wird Richard ihr nichts anhaben können, dachte Neville. Doch wie steht es mit Hal? Er hat mir gegenüber offen zugegeben, dass er Mary nur ihrer Ländereien wegen heiratet. Will er jetzt die Frau, die er in Wahrheit liebt, in sein Haus zurückholen? Neville hatte schon vermutet, dass Hal und Margaret während der Zeit, die beide im Gefolge des schwarzen Prinzen in Frankreich verbracht hatten, mehr als nur Reisegefährten gewesen waren. Margaret war die Geliebte von Baron Raby gewesen, Thomas’ Onkel, doch war ihre Bekanntschaft mit Hal tatsächlich nur oberflächlicher Natur? Neville hatte die beiden hin und wieder zusammen gesehen, obwohl sie keinen wirklichen Grund dazu gehabt hatten, und er erinnerte sich daran, wie rührend Hal sich um Margaret gekümmert hatte, als sie schwanger und bei schlechter Gesundheit gewesen war. Lag das nur an Hals Fürsorge gegenüber Schwächeren… oder hegte er womöglich tiefere Gefühle für Margaret?
    Neville schob den Gedanken beiseite. Woher kam diese plötzliche Eifersucht?
    »Thomas«, sagte Margaret und erhob sich, »du hast gesagt, Lancaster hätte einst den Wunsch geäußert, dass ich seiner Gemahlin, Lady Katherine, diene. Nun, da du in Bolingbrokes Diensten stehst, statt in denen seines Vaters, ist es nur selbstverständlich, dass ich stattdessen seiner Gemahlin zur Hand gehe.«
    Neville warf ihr einen scharfen Blick zu, nickte dann jedoch und gab seine Zustimmung, denn er wusste, dass ihm ohnehin keine andere Wahl blieb.
    »Also gut«, sagte er und schwor sich, darüber zu wachen, dass Margaret kein Leid geschah und dass sie ihrerseits keines anrichtete.

Kapitel Drei
     
    Am Fest der Entrückung des
    heiligen Ägidius und des heiligen Priskus
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Donnerstag, 1. September 1379)
     
     
     
    Richard Thorseby, Ordensgeneral der Dominikaner in England, saß an seinem Schreibtisch im tiefsten Innern des Klosters Blackfriars in London und drehte langsam einen Brief in den Händen hin und her. Seine Augen waren in die Ferne gerichtet, sein scharfkantiges Gesicht blieb ausdruckslos, während sein ebenso scharfer Verstand voll von Erinnerungen an die letzte Fastenzeit war, statt über den Inhalt des Briefes nachzudenken…
    Das dominikanische Kloster in der Stadt Lincoln in Nordengland. Lady Margaret Rivers, die unter Tränen gestanden hatte, dass Bruder Thomas Neville der Vater des unehelichen Kindes war, das sie erwartete. Neville selbst, sein Benehmen, seine Kleidung und seine Haltung, die eindeutig von der Missachtung seiner Gelübde zeugten. Und Johann von Gent, der Herzog von Lancaster, der Thorseby gedemütigt und Neville gestattet hatte, aus dem Orden der Dominikaner auszutreten.
    In den vergangenen Monaten hatte Thorseby diesen Schimpf nicht vergessen und auch nicht von seinem Vorhaben abgelassen, Neville seiner gerechten Strafe zuzuführen.
    Was einst nur ein Vorhaben gewesen war, war für ihn inzwischen fast schon zur Besessenheit geworden. Wenn es sein musste, würde Thorseby Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um Neville für seine Vergehen büßen zu lassen.
    Aber wie sollte er es anstellen? Lancaster und sein Sohn Bolingbroke waren mächtige Männer, und Neville genoss ihre Unterstützung. Wenn sogar der Erzketzer John Wycliffe unter Lancasters Schutz der Strafe der

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