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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Lewis
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auf den Lippen und in den Lungen, die Füße brennend vor Müdigkeit, das Herz erstarrt vor Grauen, das wirbelnde Gehirn, die schmerzenden Beine; im nächsten Augenblick war alles vorüber wie ein böser Traum, um nie mehr etwas zu bedeuten. Geschlagener, überlisteter Dummkopf! Hast Du beobachtet, wie natürlich – wie wenn er dazu geboren wäre – dieses staubgewordene Geschmeiß in das neue Leben einging? Wie alle seine Zweifel in einem Augenblick lächerlich wurden? Ich weiß, was dieses Geschöpf zu sich selber sagte! „Ja, natürlich, so war es immer! Alles Schreckliche ging so vor sich: es wurde schlimmer und schlimmer und preßte einen wie durch einen Flaschenhals, und gerade in dem Augenblick, da man glaubte, man würde erdrückt, siehe! – da war man aus der Enge heraus, und alles war plötzlich gut. Der Zahn tat beim Ziehen immer weher, und da war er heraus. Der Traum wurde zum Albdruck, und dann wachte man auf. Man stirbt und stirbt, und dann ist man dem Tode entronnen. Wie konnte ich je daran zweifeln!“
    So wie er Dich sah, so sah er auch Sie. Ich weiß gut, was geschah. Du bist zurückgewirbelt, verwirrt und geblendet, schwerer von Ihnen verletzt, als er es je durch Bomben werden könnte. Diese Erniedrigung! – Daß dieses Ding aus Staub und Schlamm aufrecht stehen und mit Geistern sprechen durfte, vor denen Du, ein Geist, Dich nur ducken konntest! Vielleicht hattest Du gehofft, daß Ehrfurcht und Fremdheit seine Freude ersticken würden. Aber das ist die verfluchte Sache, die göttlichen Wesen sind den Augen der Sterblichen fremd und sind ihnen dennoch nicht fremd. Er hatte bis zu jener Stunde nicht die geringste Ahnung davon, wie Sie aussehen könnten, und zweifelte sogar an Ihrer Existenz. Aber als er Sie nun sah, da wußte er, daß er Sie immer gekannt hatte, und er gewahrte plötzlich, welche Rolle jedes von Ihnen in so mancher Stunde seines Lebens gespielt, wenn er sich allein geglaubt hatte, so daß er jetzt zu einem nach dem andern nicht etwa zu sagen brauchte: „Wer bist Du“, sondern: „So, also Du bist es gewesen, all diese Zeit!“ Ihr Wesen und alle Ihre Worte bei diesem Zusammentreffen weckten Erinnerungen. Das unklare Bewußtsein der Gegenwart unsichtbarer Freunde, ‚das seine Einsamkeit seit frühester Kindheit erfüllt hatte, war nun endlich erklärt; jene inwendige Musik in jedem reinen Erlebnis, die sich in der Erinnerung wieder verflüchtigt hatte, nun war sie endlich zurückgewonnen. Wiedererkennen machte ihn in ihrer Gemeinschaft heimisch, noch bevor die Glieder seines Körpers ruhig geworden waren. Nur Du bliebst draußen.
    Aber er sah nicht nur Sie, er sah Ih n ! Dieses Tier, dieses Wesen, in einem Bette empfangen, durfte Ihn schauen! Was für Dich blendendes, erstickendes Feuer bedeutet, ist ihm nun kühles Licht, ist die Klarheit selbst und trägt die Gestalt eines Menschen. Vielleicht möchtest Du, wenn Du könntest, das Niederfallen des Patienten in der Gegenwart , den Abscheu vor sich selbst und die volle Erkenntnis seiner Sünden (ja, Wormwood, eine klarere Erkenntnis, als selbst Du sie hast) als Analogie zu dem erstickenden und lähmenden Gefühl deuten, das Du empfindest, wenn Du der tödlichen Luft, die vom Herzen des Himmels selbst her weht, ausgesetzt bist. Aber – das ist alles Unsinn. Er wird vielleicht noch Schmerzen erleben, aber sie umarmen geradezu diese Schmerzen. Sie würden sie gegen keine einzige der irdischen Freuden tauschen. Alle die Freuden der Sinne, des Herzens, des Geistes, mit denen Du ihn einstmals betören konntest, ja sogar die Freuden der Tugend selbst erscheinen ihm nun im Vergleich nicht anders, als die widerlichen Lockungen einer geschminkten Dirne einem Manne erscheinen müssen, der hört, daß seine wahre Geliebte, die er sein ganzes Leben lang geliebt hat und die er tot glaubte, am Leben sei und jetzt in diesem Augenblicke vor seiner Tür stehe. Er ist emporgehoben in jene Welt, in der Schmerz und Freude überzeitlichen Wert annehmen und wo unsere Rechenkunst zuschanden wird. Wieder einmal stehen wir vor dem Unerklärlichen. Neben dem Fluch unnützer Versucher wie Du ist der allergrößte Fluch das völlige Versagen unseres Nachrichtenamtes. Wenn wir nur seine wirkliche Absicht entdecken könnten! O weh, o weh! Daß jene an sich so hassenswerte und widerliche Erkenntnis dennoch die einzig notwendige Voraussetzung zur Macht sein soll! Manchmal könnte ich fast verzweifeln. Alles, was mich aufrechterhält, ist die Überzeugung,

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