Diese eine Nacht mit dir
ab.
„Sie machen Ihre Arbeit gut. Aber es stehen Hunderte Schlange, um hier einen Job zu bekommen. Und die werden mich sicher nicht so im Stich lassen wie Sie.“
Er holte tief Luft. „Ich fürchte, Sie sind Ihren Job los, wenn Sie jetzt gehen.“
Gypsy sah Tom an und schüttelte traurig den Kopf. Zum Glück hatte sie ein paar Ersparnisse. Vielleicht würden die sie über die nächsten Wochen retten. „Ich habe keine andere Wahl. Tut mir leid.“
Es dauerte eine ganze Weile, dann trat ihr Chef einen Schritt zurück und breitete bedauernd die Arme aus. „Mir auch, Gypsy. Denn Sie lassen mir keine Wahl.“
Wortlos packte sie ihre Sachen zusammen und trat durch die Hintertür auf die dunkle, nasse Gasse hinter dem Luxusrestaurant.
Später an diesem Abend stand Rico, die Hände in die Hosentaschen vergraben, an dem riesigen Fenster seiner Penthouse-Wohnung im Zentrum Londons. Sein Puls raste immer noch. Der Grund dafür war allerdings nicht die schöne Rothaarige, von der er sich etwas überstürzt verabschiedet hatte. Der Grund war die hübsche Kellnerin, deren plötzliches Verschwinden ihn völlig durcheinanderbrachte.
Rico zog eine Grimasse. Er begehrte sie immer noch!
Dieses übergroße Verlangen und der überwältigende Wunsch, sie zu besitzen, hatten ihn vor zwei Jahren die Flucht ergreifen lassen. Normalerweise kannte er solche Gefühle nicht. Aber heute Abend hatte es ihn wieder erwischt. Warum nur war sie vor ihm davongelaufen?
Er zog einen Zettel aus der Tasche. Der Restaurantchef hatte ihm ihren Namen genannt. Jetzt hatte er also Gypsy Butlers Adresse – wie es schien, hieß sie wirklich so. Er lächelte. Er würde schon noch herausfinden, was ihn an dieser Frau so anzog, mit der er nur eine einzige Nacht verbracht hatte. Und warum, zum Teufel, sie es für nötig hielt, vor ihm davonzulaufen.
Am nächsten Morgen ging Gypsy im Nieselregen vom Supermarkt nach Hause. Die schlafende Lola schob sie in einem schon ziemlich ramponierten Buggy vor sich her.
Kurz hintereinander war das eingetreten, vor dem sie sich am meisten gefürchtet hatte: Sie war Rico Christofides begegnet, und sie hatte ihren Job verloren.
Beim Gedanken an Rico bekam sie sofort wieder weiche Knie.
Er sah noch genauso umwerfend gut aus wie zwei Jahre zuvor in der überfüllten Disco.
Damals war sie gerade dabei, ein neues Leben zu beginnen. Viel Leid und Kummer lagen hinter ihr. Für einen erfahrenen Charmeur wie Rico Christofides war sie eine leichte Beute gewesen.
Allerdings hätte sie sich sicher nicht für ihn interessiert, wenn er so angezogen gewesen wäre wie die anderen – schickes Hemd, Blazer und gebügelte Chinos. Aber er sah ganz anders aus, trug T-Shirt und ausgewaschene Jeans. Und die betonten seine schmalen Hüften und die kräftigen Schenkel so, dass es fast unanständig war. Er besaß eine so umwerfend sinnliche Ausstrahlung, dass alle Männer in seiner Umgebung blutarm wirkten.
Das allein hätte ihn allerdings nur zu einem bemerkenswert gut aussehenden Mann gemacht. Aber da war dieser durchdringende Blick gewesen, mit dem er sie angeschaut hatte. Ein dunkler, elektrisierender Blick, der Gypsy, die gerade allein auf der Tanzfläche tanzte, wie vom Blitz getroffen erstarren ließ.
Als sie draußen am Club vorbeigegangen war, hatte sie die laute Musik gehört und plötzlich Lust bekommen, sich auf der Tanzfläche auszutoben. Endlich war sie von ihrem verstorbenen Vater und seiner Kontrollsucht losgekommen. Das wollte sie feiern. Sechs Monate zuvor war er gestorben. Bei seinem Tod hatte sie nichts gefühlt. Wie sollte sie auch um einen Mann trauern, der ihr nie auch nur die kleinste Zuneigung gezeigt hatte?
Als dann dieser blendend aussehende Fremde auf sie zukam, konnte sie plötzlich nicht mehr klar denken. Er sah zu gut aus, zu geheimnisvoll, zu sexy. Und der Blick, mit dem er sie ansah, erschreckte sie zutiefst.
Wie verzaubert hatte sie sich nicht rühren können, bis er dicht vor ihr stand. Es war, als würde sich etwas Schicksalhaftes zwischen ihnen abspielen. Als würde dieser Mann sie für sich fordern.
„Wieso haben Sie aufgehört zu tanzen?“ Seine tiefe Stimme mit dem deutlichen Akzent übertönte den hämmernden Beat.
Ein Ausländer also. Der Blick seiner stahlgrauen Augen, deren Farbe sich von der dunkel getönten Haut abhob, jagte ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken. In dem Moment rempelte sie jemand an, und sie taumelte dem Fremden in die Arme. Als er sie schützend festhielt
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