Diese glühende Leidenschaft …
hungrig anschaute. Es war so ein Ich-könnte-dich-auf-der-Stelle-vernaschen-Blick. Evie kam es vor, als könne Quinn sie allein durch telekinetische Kräfte ausziehen, und diese Vorstellung brachte ihr Blut in Wallung.
Nachdem sie sich geräuspert hatte, erklärte sie: „Das ist nicht der Blick eines Mannes, der nichts empfindet.“
„Hör auf damit.“
Sie rollte jedoch theatralisch die Augen. „Oh, es tut mir leid, wenn dir diese Unterhaltung zu persönlich wird. Trample ich etwa auf deinen Gefühlen herum, die du für mich angeblich längst nicht mehr hast?“
„Lass es, Evie.“
Aus Quinns Worten war jetzt der Schmerz herauszuhören. Seine Stimme zitterte ein ganz klein wenig und klang rauer. Evie kannte das von früher. Immer wenn bei Quinn Gefühle im Spiel waren, wenn er tief berührt war, hörte er sich genau so an. Sie erinnerte sich wieder daran, wie er in der Schule manchmal gelogen hatte, um kein Mitleid zu erregen. „Nein, Mrs. Gosling, mein Vater hatte noch keine Zeit, die Erlaubnis zu unterschreiben.“
Dabei ahnte jeder in der Klasse, dass Quinns Vater wieder einmal zu betrunken gewesen war, um den Kugelschreiber zu halten. Sowohl Lehrer als auch Mitschüler, alle spielten das Theater Quinn zuliebe mit, obwohl er zu Hause in einem Maße vernachlässigt wurde, das man fast als Misshandlung bezeichnen konnte. Aber er saß nur da und hoffte, dass niemand seine Lügen durchschaute, während Evie in der Bank neben ihm litt.
Natürlich musste man ihn schon sehr gut kennen, um jetzt herauszuhören, dass Quinn tief betroffen war. Evie fiel dieses leichte Zittern seiner Stimme vor allem auf, als er ihren Namen sagte, und das Herz krampfte sich ihr zusammen, fast so wie damals.
Aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. Also legte sie nur die Hand auf seinen Arm. „Du bist schon immer so verdammt stolz gewesen.“
In diesem Moment schien die Zeit stillzustehen. Die Welt um sie herum schrumpfte zusammen, während die beiden sich wie in einem Vergrößerungsglas vorkamen. Sie waren wieder Teenager.
Schließlich wandte Quinn den Blick von Evie ab und widmete sich seinem Computer. „Lass uns damit aufhören.“
Sie verstand selbst nicht, warum seine Worte ihr einen Stich versetzten. Eigentlich konnte sie doch froh sein, dass er nicht über die Vergangenheit reden wollte, sonst hätte sie am Ende wieder Mitleid mit ihm. „Oh, habe ich deine Gefühle schon wieder verletzt?“, fragte sie ein bisschen zu forsch.
„Nein, aber es gibt jetzt Wichtigeres. Ich habe gerade entdeckt, dass die Kamera im elften Stock ausgefallen ist.“
„Die Kamera ist ausgefallen? Dann muss etwas passiert sein!“, rief Evie atemlos.
„Nicht unbedingt“, versuchte Quinn, sie zu beruhigen, obwohl auch bei ihm die Alarmglocken läuteten.
Er rief in der Sicherheitszentrale an, aber dort nahm niemand ab.
Nachdem er mehrere Einstellungen am Computer ausprobiert hatte, schloss er das Programm und stand auf. „Kein Grund zur Panik“, erklärte er Evie. „Ab und zu kommt es eben mal vor, dass eine Kamera ausfällt.“
„Sagest du nicht, dass Messina Diamonds das beste Sicherheitssystem hat, das es auf dem Markt gibt?“
„Ja, schon, aber das können sich nicht all unsere Kunden leisten. In der elften Etage ist die Kanzlei von Lee & Oban. Deren Sicherheitssystem ist nicht mehr das Neuste. Im Übrigen kann auch das beste System mal einen technischen Aussetzer haben. Deswegen sind die meisten Systeme doppelt abgesichert.“
Evie nickte und folgte Quinn, der schnellen Schrittes die Aufzüge ansteuerte. „Was machen wir jetzt? Willst du die Polizei alarmieren?“
„Um prüfen zu lassen, warum die Kamera ausgefallen ist? Natürlich nicht.“ Er warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Wir fahren jetzt einfach nach unten in die Sicherheitszentrale, um die Kameraübertragung neu zu starten. Danach schauen wir im elften Stock nach, ob alles in Ordnung ist.“
„Ich habe mal eine dumme Frage“, begann Evie. „Warum hat sich in der Sicherheitszentrale niemand gemeldet, als du gerade dort angerufen hast?“
„Der diensthabende Wachmann hat wohl gerade seine Runde gemacht“, erwiderte Quinn. Dabei verschwieg er ihr, dass der Angestellte sich natürlich auf seinem Handy hätte melden müssen.
Während die beiden auf den Aufzug warteten, wünschte Quinn, Evie würde nicht so viel reden. Ihre Wissbegier ging ihm auf die Nerven. Heute war eben einfach nicht sein Tag.
„Wenn die Sicherheitszentrale im Untergeschoss
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