Diese glühende Leidenschaft …
Bruder türmen kann.“
Evies Empörung musste J. D. beeindruckt haben. Auf jeden Fall guckte er nicht mehr ganz so grimmig. „Aber ich habe angenommen …“
Sie schnitt ihm das Wort ab. „Sie waren auf dem Holzweg.“
„Umso besser“, bemerkte er erleichtert.
„Sie haben aber auch Quinn völlig falsch eingeschätzt“, fuhr Evie fort. „Er würde niemals etwas tun, das seiner tiefsten Überzeugung widerspricht.“
„Er würde es für Sie tun“, entgegnete J. D. schlicht. Dennoch klang es so überzeugt, dass Evie zunächst schockiert und sprachlos war.
Nachdem sie begriffen hatte, stand sie hastig auf. „Wissen Sie, wo Quinn hinwollte?“
Als J. D. sie misstrauisch ansah, rollte sie die Augen. „Verstehen Sie doch, ich will ihm nur helfen.“ Aber er traute ihr offensichtlich immer noch nicht. Also redete Evie weiter auf ihn ein. „Damit das klar ist: Ich will Quinn helfen. Wenn er Corbin absichtlich entwischen lässt, wird er sich das nie verzeihen. Und mir wird er auch nie verzeihen, wenn er meint, dass er es für mich tun musste.“
Endlich verzog J. D. den Mund zu einem Lächeln. „Zumindest in diesem Punkt sind wir uns einig.“ Er stand ebenfalls auf und wandte sich an die Männer. „Macht euch bereit, wir rücken aus.“
Keine fünf Minuten später saßen sie alle in einem Kleinbus und fuhren Richtung Küste. Evie hoffte inständig, dass sie noch rechtzeitig eintrafen.
Quinn hatte im Leben genug unangenehme Situationen gemeistert, aber keine davon erschien ihm nur halb so herausfordernd wie heute diese auf dem Flughafen der Kaimaninseln. Es hatte mit dem sonnenverbrannten Touristen in der Abflughalle zu tun, der auf seinen Flug nach Kuba wartete. Quinn nahm ihn unauffällig ins Visier. Ausgefranster Strohhut, Sunblocker auf der Nase, dicke Brille, Sandalen mit Wandersocken.
So früh am Morgen war die Abflughalle überfüllt mit jungen Leuten, die aus Pappbechern Kaffee schlürften. Die meisten saßen, an ihre Rucksäcke gelehnt, auf dem Boden, denn auf den abgewetzten schwarzen Lederbänken war jedes Plätzchen besetzt.
Der Tourist, für den Quinn sich interessierte, saß dort neben einer hübschen jungen Blondine, Typ College-Girl, und redete auf sie ein. „Ich wollte schon immer mehr von der Welt sehen. Und nach meiner Scheidung dachte ich, dass es Zeit ist …“
Er schaute hoch, als Quinn vor ihm stehen blieb. Aber er war verdammt gerissen. Nicht das kleinste Wimpernzucken verriet, dass er sein Gegenüber erkannt hatte. Selbst ein Profi wie Quinn wunderte sich, wie perfekt Corbin die Umwandlung vom durchgestylten Büromenschen zum ausgeflippten Touristen gelungen war. Fast hätte er ihn ebenfalls nicht erkannt.
Quinn hielt der Blondine einen 20-Dollar-Schein hin. „Gehen Sie mal frühstücken.“ Sie griff sofort danach. Offensichtlich war sie froh, verschwinden zu können.
Corbin blinzelte hinter seiner Fensterglasbrille und kratzte sich die weiß glänzende Nase. „Ich glaube nicht“, begann er in dem näselnden Ton, in dem er auch die Blondine angesprochen hatte, „dass es Zweck hat, zu behaupten, ich würde Sie nicht kennen.“
„Und ich glaube nicht, dass Sie es uns beiden leicht machen werden.“
„Warum sollte ich? Grand Cayman ist ein friedliches Plätzchen, und Sie haben kein Recht, mich hier festzunehmen. Da müsste schon das FBI mit einem internationalen Haftbefehl anreisen.“ Corbin schaute sich um. „Aber außer Ihnen scheint niemand in der Nähe zu sein, noch nicht mal ihre privaten Wachhunde.“
Zwischen seinen Füßen stand eine Reisetasche mit dem Logo eines bekannten Herstellers von Tauchausrüstungen darauf. Sie ging vom Format her gerade noch als Handgepäck durch. Tauchutensilien waren nicht leicht. So würde niemand Verdacht schöpfen, wenn ein schmächtiger Tourist wie Corbin sie nur mit Mühe tragen konnte. Denn schwer war die Tasche sicherlich, weil Diamanten im Wert von zehn Millionen Dollar ihr Gewicht hatten.
„Ich will nicht Sie, sondern nur die Diamanten.“ Quinn deutete auf die grüne Reisetasche. „Mir genügen die Steine.“
Während Corbin Quinn aufmerksam musterte, fasste er die Griffe der Tasche fester. „Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass Sie der Typ dafür sind.“
„Einen Diamantenräuber gehen zu lassen?“
„Nein, dass Sie die Diamanten selbst behalten, aber mich gehen lassen wollen, damit Sie behaupten können, Sie hätten keine Spur von mir gefunden.“ Abschätzig zuckte Corbin die Schultern. „Ich mache
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