Diese Lippen muss man küssen
du denn?“
„Ich bin zurück nach Seattle geflogen. Ich besitze da immer noch ein Haus am Lake Washington.“
„Dicht am See?“
„Ziemlich“, meinte sie schmunzelnd. „Am Lake ist nicht korrekt. Auf dem Lake trifft es eher.“
„Was?“ Neugierig drehte er sich ihr zu und legte einen Arm auf die Sofalehne. „Hast du etwa so ein Hausboot wie das, in dem Tom Hanks mit seinem Sohn lebte? Ich meine, in dem Film ‚Schlaflos in Seattle‘, der vor etlichen Jahren im Kino lief?“
„Ja. Man nennt sie schwimmende Häuser. Aber mein Haus liegt relativ einsam. Der Blick von dort erinnert mich immer an den See, an den wir als Kinder zum Angeln fuhren.“
Brad grinste. „Da habe ich dich zum ersten Mal geküsst. Erinnerst du dich?“
„Allerdings. Wie könnte ich das vergessen. Du hast einmal kurz meine Lippen berührt und dabei versucht, mir einen Grashüpfer hinten ins Hemd zu stecken. Eklig.“
„Und du hast mir daraufhin gedroht, mich zu zwingen, das Tier bei lebendigem Leib zu essen!“
„Das hätte ich auch getan.“ Sie lachte. „Erstaunlich, dass du das noch nicht vergessen hast.“
Eine ganze Weile schwiegen sie, während Brad eine Hand leicht in Abbys Nacken legte. „Wir beide waren gerade sechs Jahre alt“, murmelte er gedankenverloren vor sich hin. „Es war in dem Sommer, bevor unser erstes Schuljahr anfing. Ging es da schon los, dass wir uns immer gegenseitig übertrumpfen wollten?“
„Kann sein.“ Sie versuchte, sich zu erinnern, aber seine tiefe sinnliche Stimme und die zärtlichen Berührungen machten es ihr schwer, sich zu konzentrieren. „Es ist schon so lange her. Ich weiß nicht mehr, wann es begann. Und auch nicht, warum.“
„Ich ehrlich gesagt auch nicht.“ Er spielte mit ihren langen Locken. „Aber eins ist sicher. Du hast mich fast mein ganzes Leben lang zu Tode genervt, Abigail Langley.“
Der Blick aus seinen haselnussbraunen Augen war so durchdringend, dass sich ihr Herzschlag beschleunigte. „Tut mir leid, aber das Kompliment kann ich nur zurückgeben“, erwiderte sie lächelnd. „Du hast mich auch oft wahnsinnig gemacht.“
„Das braucht dir doch nicht leidzutun.“ Immer noch sah er ihr tief in die Augen, auch als er ihren Hinterkopf umfasste und sich langsam ihrem Gesicht näherte. „Es gibt verschiedene Formen von Wahnsinn, Darlin’“, fügte er leise hinzu und strich ihr leicht mit den Lippen über den Mund. „Dies hier ist eine gute Form, oder?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, küsste er sie.
Abby schloss die Augen. Sie war sich zwar nicht sicher, ob das, was zwischen ihnen ablief, tatsächlich gut war, aber in einem hatte er recht: Es war Wahnsinn, und sie sollte sich fragen, ob sie noch ganz normal war. Immerhin war es Brad Price, in dessen Armen sie lag. Der Mann, der schon ihr ganzes Leben lang ihr Erzfeind gewesen war. Zudem war er seit Kurzem ihr zu allem entschlossener Gegner bei der Wahl um den Präsidentenposten des TCC. Er war wirklich der Allerletzte, den sie küssen sollte. Aber irgendwie schaffte sie es nicht, ihn daran zu hindern. Was einfach gewesen wäre, wenn sie gewollt hätte …
Als er sie enger an sich zog und den Kuss vertiefte, war sie verloren. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und wusste nur eins: Sie sehnte sich nach ihm. An seiner breiten Brust zu liegen, seine starken Arme zu spüren und leidenschaftlich geküsst zu werden, erweckte ein Verlangen in ihr, das sie seit Monaten nicht mehr empfunden hatte. Ohne zu zögern legte sie ihm die Arme um den Nacken und genoss das viel zu lange entbehrte Gefühl, von einem Mann umworben zu werden.
Als sie Brads Hände auf ihren Brüsten spürte, stockte ihr der Atem. Die Spitzen waren so empfindlich, dass sie selbst durch den Stoff hindurch auf die Berührung reagierten und hart wurden. Und als Brad sie auch noch mit den Daumen reizte, keuchte Abby leise. Plötzlich hatte sie den Eindruck zu schweben, und es dauerte ein paar Sekunden, bevor sie begriff, dass Brad sie hochgehoben und sich auf den Schoß gesetzt hatte.
Oh … Sie schloss die Augen und schmiegte sich an ihn. Doch als sie unmissverständlich spürte, wie sehr er sie begehrte, schreckte sie auf. Er wollte sie, und sie wollte ihn. Aber das durfte nicht sein! Sie versuchte, sich aus seinen Armen zu befreien. „Ich … ich glaube, ich mache uns noch einen Becher Schokolade“, stieß sie atemlos hervor.
Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Schokolade? Nein. Ich möchte etwas anderes …“
Diese Stimme!
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