Diese Sehnsucht in meinem Herzen
mal mit diesem Gerät hier anhören kann.“ Er zeigte dem Jungen das Stethoskop. „Wenn du noch einen schlimmen Husten hast, dann merke ich das.“
Nervös zupfte Mike an seinem roten Hemd.
„Aber zuerst“, fuhr Jake fort, „müssen wir alle Mädchen auffordern, das Zimmer zu verlassen.“ Demonstrativ blickte er erst nach links, dann nach rechts. „Hm…
ich sehe hier nur ein einziges Mädchen. Entschuldigen Sie, Miss, aber Sie müssen jetzt leider gehen.“
Josey zwang sich zu einem Lächeln, trat hinaus auf den Flur und schloss die Tür.
Dann biss Josey sich auf die Lippen und wartete.
Bereits weniger als fünf Minuten später wurde die Tür wieder geöffnet, und Jake steckte den Kopf heraus. „Gehen Sie schon mal zur Schulleiterin“, flüsterte er Josey zu. „Wir treffen uns da.“
Das zaghafte Klopfen an Nates Tür war gerade laut genug, ihn zusammenfahren zu lassen. An diesem Nachmittag war es so totenstill in seiner Wohnung, dass ihn das geringste Geräusch aufgeschreckt hätte. Und dieses Geräusch erst recht.
Denn er wusste, wer da vor seiner Tür stand.
Da klopfte es wieder. Dann hörte er Joseys Stimme: „Nate? Bist du da? Mach doch bitte auf!“
Bevor er sich selbst dafür verfluchen konnte, hatte er auch schon die Tür geöffnet. Dort stand Josey. Blass und erschöpft sah sie aus, genau wie er selbst.
Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und wirkte sehr angespannt.
Lange sahen sie sich an, und Nate fragte sich, ob sie ihn wohl jetzt gern küssen würde. Er fragte sich auch, ob er sie jetzt gern küssen würde.
Ja – o ja, sagte ihm sein Herz. Doch da begann Josey zu sprechen: „Ich brauche dich, Nate. Ich brauche deine Hilfe. Sonst wäre ich nie hergekommen. Weil ich doch weiß, wie es dir mit uns geht. Aber ich brauche deine Hilfe – bitte hilf mir!“
Nate schüttelte kurz den Kopf, um das Rauschen in den Ohren loszuwerden.
Josey schien die Bewegung als Ablehnung zu deuten, denn nun wandte sie sich noch eindringlicher an’ ihn: „Bitte, Nate. Ich werde dich auch danach nie wieder belästigen, aber bitte hör mir doch dieses eine Mal zu und hilf mir.“
Er wich zur Seite, um sie in die Wohnung zu lassen, und Josey ging bis zum Wohnzimmer durch, um sich dort auf den Rand des Sofas zu setzen. Sie wartete noch ab, bis er gegenüber Platz genommen hatte, und dann verschwendete sie keine weitere Sekunde.
Sie erzählte ihm von ihrem Schüler Mike, der den ganzen Rücken voller blauer Flecke hatte. „Der Schulkrankenpfleger und ich haben die Schulleitung informiert, die hat sofort die Polizei benachrichtigt, und jetzt weiß ich gar nicht, was weiter passiert. Ich glaube, die haben das Jugendamt eingeschaltet und wollten dafür sorgen, dass Mike nicht weiter bei seinen Eltern bleibt, aber am Ende des Schultages konnte niemand mir sagen, was daraus eigentlich geworden ist. Ich will auch nicht ständig bei der Polizei anrufen, aber ich werde ganz verrückt, wenn ich nicht weiß, dass Mike in Sicherheit ist. Was ist, wenn die Polizei bei ihm zu Hause war, dann aber doch nichts weiter unternommen hat und seine Eltern wütend geworden sind, weil ich die Sache gemeldet habe? Was ist, wenn sie ihre Wut jetzt an ihm auslassen?“ Josey biss sich auf die Lippen, und Nate bemerkte, dass ihr Kinn zitterte. „Daran wäre ich dann schuld… Und dann fiel mir ein, dass der Fall wahrscheinlich zu euch in die Bezirksstaatsanwaltschaft geht, und da habe ich gehofft, dass du vielleicht… ein bisschen rumtelefonieren könntest?
Einfach um herauszufinden, dass es Mike gut geht und er in Sicherheit ist? Weil ich es nicht aushalten kann…“
„Hör bitte auf.“ Nate konnte es nicht ertragen, dass sie ihn so anflehte, ihre vollkommen berechtigten Ängste rechtfertigte, wo es doch gar nichts zu rechtfertigen gab. „Natürlich helfe ich dir. Ich… also, ich war einige Tage lang nicht im Büro, aber ich rufe sofort Jeffers an und stelle ihm ein paar Fragen dazu.
Und wenn ich dann morgen wieder hinfahre“, fuhr er fort, „kümmere ich mich selbst um diesen Fall. Aber ich verspreche dir, dass ich noch heute Abend genug darüber herausfinde, so dass du ruhig schlafen kannst. Okay?“
Nate wartete ihre Antwort erst gar nicht ab, sondern sprang gleich auf, um zu telefonieren. „Gib mir den Nachnamen des Jungen, den Namen seiner Mutter, alles, was du über ihn weißt, damit ich mich so schnell wie möglich informieren kann. Es wird alles gut, Josey, das verspreche ich dir. Du hast genau das
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