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Kinder, im Café sitzen die dazugehörigen Mütter, Dutzende Pausengenießer recken ihre Hälse der Frühlingssonne entgegen. Ich bin mit Bettina Bergau und Dr. Katharina Bublath zum Mittagessen verabredet, zwei jungen Psychologinnen, 30 und 31, die ganz in der Nähe im Glockenbachviertel arbeiten.
In ihrem bisherigen Berufsleben waren die beiden vor allem damit beschäftigt, die Scherben aufzukehren, die menschliche Beziehungen häufig zurücklassen: Als Gutachterinnen für Familienrecht betreiben sie soziale Schadensbegrenzung – und meistens ist das ziemlich deprimierend. Wenn sie abends ihre Rechner herunterfahren, begleiten die vielen Trennungen sie oft noch in den Feierabend und mit ihnen: Geschichten von Misshandlung, Vernachlässigung und dem Hass von Leuten, die einst geschworen haben, sich zu lieben.
Nur mit dieser Seite des Gefühlsspektrums zu tun zu haben, war ihnen auf Dauer zu einseitig: »Wir wollen, dass es in Partnerschaften erst gar nicht so weit kommt«, sagt Bettina Bergau. Die beiden gründeten »Zamm«, ein Veranstaltungs- und Beratungsangebot für Paare und Singles – oder wie es auf ihrer Website 18 heißt: »für jeden, der sein Leben nicht alleine verbringen möchte«.
»Zamm sein« ist das charmante bairische Idiom für: in einer Beziehung sein. Nicht nur der saloppe Name, auch das zamm-Symbol im Retro-Look (ein Herz mit einer weiblichen und einer männlichen Kicker-Figur darin) machen deutlich, dass sich Bettina Bergau und Katharina Bublath an eine junge, großstädtische, nicht zwingend verheiratete Klientel richten. Paarberatung, so die Message, gibt’s jetzt auch in hip.
Dabei reagieren die beiden Psychologinnen auf das Wort Paarberatung so wie zwei Achtzehnjährige, die man gesiezt hat: Eigentlich ist die Formulierung korrekt, aber sie fühlt sich seltsam an. »Wir wollen uns von der klassischen Paartherapie abgrenzen. Uns geht es vor allem darum, ein Bewusstsein bei jüngeren Paaren und Frischverliebten zu schaffen, was man präventiv in einer Beziehung tun kann.«
Die Gründung ihrer kleinen Firma feierten die beiden vergangenes Jahr auf der Hochzeitsmesse »Trau dich«. Sie sehen es nämlich genau wie Regisseur Sönke Wortmann, der kürzlich in einem Interview sagte, dass man mit Paartherapie am besten gleich nach der Hochzeit anfange. Nach dem Motto: Wer vorsorgt, hat länger was davon.
Die Aktion auf der Hochzeitsmesse war zwar erkenntnisreich, aber im Hinblick auf Anmeldungen für ihre Veranstaltungen ein Flop: »Die Leute wollten von unserem Angebot überhaupt nichts wissen«, erzählt Katharina Bublath. »Man hat zwar kein Problem, 5000 Euro für ein Hochzeitskleid auszugeben, aber findet 99 Euro für einen Paar-Abend wie unseren zu viel.« Mit der Frage, was eigentlich nach dem schönsten Tag des Lebens kommt, wollten sich die wenigsten beschäftigen. »Viele glauben, die Schmetterlinge halten ein Leben lang.«
Nach einigen Zeitungsberichten und jeder Menge Mundpropaganda sind die zamm-Seminare inzwischen gut besucht. Den Schwerpunkt des Angebots bilden Gruppenveranstaltungen mit Spielen: Vier bis fünf Paare treffen sich an so einem Abend in den Seminarräumen der »Glockenbachwerkstatt«, die die Psychologinnen angemietet haben. Eine Werkstatt könnte nicht besser passen zum We-can-work-it-out-Gefühl der modernen Paare. Was nicht passt, wird passend gemacht.
Auch wenn viele der Teilnehmer anfangs skeptisch sind: Die Hosen über Beischlaf-Frequenz und Dauerstreitthemen muss niemand herunterlassen. »Wir nehmen ja keine Diagnostik vor«, versichert Bettina Bergau, »es geht nur darum, seine Beziehungsfähigkeit zu verbessern.« Die Paare lernen zum Beispiel in einem Quiz, bei dem sie gegen andere Paare spielen, dass man die »unaufgeräumten Ecken« in so einem Beziehungsgebäude hidden issues nennt und warum es zu Problemen führen kann, wenn man diese Ecken zu lange außer Acht lässt.
Auch Kommunikationsverhalten und Konfliktlösung spielen eine Rolle: Bergau und Bublath erklären zum Beispiel die 5:1-Regel, einen Klassiker der Paarberatung, der die destruktive Kraft des Nörgelns brechen soll: Man kann alles Negative zum Partner sagen, solange man im selben Atemzug auch fünf nette Dinge loswird. Von den berühmten »Ich-Botschaften« haben dagegen die meisten ihrer Teilnehmer schon mal gehört. Eigentlich weiß man ja, dass Sätze wie diese Beziehungsgift sind: »Immer lässt du deine Schuhe an, wenn du von der Arbeit heimkommst.« Und dass es besser ist zu
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