"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
Fans und Mitspieler später nannten: Asa. Und weil wir gerade dabei sind: In Ghana gibt es Asamoah auch als Vorname. Asamoah Gyan ist beispielsweise ein aktueller Nationalspieler meines Heimatlandes. Theoretisch wäre also bei mir auch der Name Asamoah Asamoah möglich gewesen. Da bin ich natürlich froh, dass mein Vater auf Gerald bestand. Wobei das in Ghana nicht heißt, dass die Namensgebung für alle verbindlich ist. Die Mutter meines Vaters nämlich nannte mich hartnäckig »Kwasi«. Man kann sich vorstellen, dass ich als Kind ziemlich verwirrt war, da mich in der Regel sonst alle »Gerald« riefen. Irgendwann dachte ich fast schon, ich hieße tatsächlich so. Aber bevor ich in eine große Identitätskrise fiel, lüftete mein Vater dieses Geheimnis. »Kwasi« ist der ghanaische Vorname meines Vaters; meine Oma wollte es sich wohl so einfach wie möglich machen und nannte mich genauso. So ist das eben in Ghana.
Diese Oma väterlicherseits besuchten wir Kinder immer sonntags nach dem Gottesdienst. Da hatte sie stets frisches Brot gebacken. Den Duft kann ich heute noch riechen. Frisches warmes Brot: lecker! Aber auch der Muff der schicken Sachen, die wir immer dann für den Gottesdienst anziehen mussten, liegt mir noch in der Nase. Die Anzüge waren nämlich die Woche über in einem alten Koffer verstaut und kamen nur sonntags an die frische Luft. Selbstverständlich durften wir an diesem Tag nichts dreckig machen. Fußball war also verboten, bis nach dem Mittagessen die Erlösung kam: Umziehen und ran an den Ball! Bei diesen Sonntagstreffen begegnete ich übrigens auch immer meiner Ur-Oma, die, man will es nicht für möglich halten, 106 Jahre alt geworden ist. Ich hoffe, dass auch ich die Asamoah-lang-lebe-Gene habe.
Auf dem Dorf
Meine Schwestern und ich wohnten in Mampong bei meiner Oma mütterlicherseits in einem typischen quadratischen Dorfhaus mit Innenhof. Um uns herum war alles so, wie man sich Afrika gemeinhin vorstellt: rote Lehmhütten, die traditionell rund gebaut waren, dazwischen roter Lehmboden, der bei Regengüssen zu großen Matschseen mutierte. Im Dorf selbst gab es keinen Laden für den Einkauf, dafür aber einige Bauernhöfe, wo man sich mit dem Nötigsten versorgen konnte – natürlich nur, wenn man das Geld dafür hatte. In der näheren Umgebung befanden sich auch kleine Dschungelgebiete und Wälder, die nicht nur uns Kindern als große Abenteuerspielplätze dienten, sondern den Dorfbewohnern in der Hitze auch wertvollen Schatten spendeten.
1 So bin ich aufgewachsen – ein typisches Haus in meinem Heimatdorf Mampong.
Unser Haus bestand aus einigen Zimmern. Wir bewohnten eines mit vier Personen. Für ghanaische Verhältnisse war das schon fast Luxus. Wir schliefen auf dem Boden und meine Nana hatte als Einzige ein Bett. Da sich das ganze Leben im Grunde draußen abspielte, war das Zimmer tatsächlich nur zum Schlafen da. Gekocht wurde im Innenhof, in dem man auch die anderen Bewohner des Hauses traf. Eine eigene Toilette hatten wir nicht, doch im Dorf gab es zwei Plumpsklos. Nachts wollte man da als Kind natürlich nicht alleine hin. Meine Geschwister und ich malten uns oft aus, was für Gefahren dort auf uns lauern könnten. Spinnen und Schlangen gibt es in Ghana nämlich genug, und giftige noch dazu. Dass in unserer Vorstellung auch noch schreckliche Monster und andere unheimliche Wesen das Klo bevölkerten, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Deshalb hielt meine Oma auch immer ein »Töpfchen« für uns Kinder bereit, das wir aber nur benutzt haben, wenn die Fantasie zu groß war und es gar nicht anders ging. Man hatte ja schließlich seinen Stolz, auch wenn wir noch kleine Kinder waren. Und neben dem Stolz war da auch noch eine andere unangenehme Sache, die uns den Moment der Erleichterung so lange wie möglich rauszuschieben half: Saubermachen mussten wir die »mobile« Toilette selbst. Und derjenige, der sie benutzt hatte, hatte außerdem den Müll wegzubringen, in dem der Töpfcheninhalt schlussendlich landete. Das war geruchstechnisch nicht immer eine Wohltat. Ich war dementsprechend eine lange Zeit Weltrekordhalter im Aushalten.
Wir Kinder waren generell für die Müllbeseitigung zuständig. Das ging bei uns aber nicht nach dem Motto: Ab in den Eimer und warten, bis er abgeholt wird. Nein, wir mussten schon ungefähr vier Kilometer laufen, bis wir am zentralen Müllplatz ankamen. Das bedeutete im Klartext: Müllsack auf den Kopf und los ging der wilde Marsch. Ich vermute
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