"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
Zeitpunkt, als ich mich schon wieder erholt hatte. Deshalb verzichteten wir auf eine Untersuchung und er machte für mich einen Termin zwei Tage später bei einem Internisten aus. Darüber dachte ich nicht lange nach. Was sollte schon sein? Ich fühlte mich stark und wehleidig war ich auch nicht. Wer so spielt wie ich, der muss schließlich auch einstecken können.
So ging ich also bester Laune zu diesem Internisten und ließ die Dinge auf mich zukommen. Schließlich waren wir Fußballer Untersuchungen gewohnt. Beim üblichen Belastungs-EKG gab es keine Probleme, ich konnte schließlich rennen wie ein Bulle. Man stellte zwar Unregelmäßigkeiten fest, die ihre Ursache in Rhythmusstörungen hatten, aber wie ich hinterher erfahren sollte, waren sie für meine Zukunft als Leistungssportler nicht entscheidend. Diese Extraschläge bewertete man eher als harmlos und ohne Bedeutung.
Allerdings wurde erstmals, seit ich auf dieser Welt war, ein sogenanntes Herzecho gemacht. Kardiologisch erprobte Menschen kennen es auch unter dem Begriff »Ultraschall des Herzens«. Blutfluss, Herzklappenfunktion und auch die Dicke des Herzmuskels kann man damit sehen, vermessen und überprüfen. Dabei handelt sich übrigens um eine Untersuchungsmethode, die damals für den DFB und damit auch für die Profifußballer nicht verbindlich war; erst nach dem »Fall Asamoah« wurde diese Untersuchung zwingend eingeführt. Auch wenn ich über manche Dinge, die in Bezug auf meine Person mit dem DFB passiert sind, immer noch verwundert bin (später dazu mehr), kann man hinterher durchaus sagen: Dass dieses Herzecho als Standarduntersuchung festgelegt wurde, war sicher eine richtige Entscheidung. Denn fest steht, dass man alle Möglichkeiten nutzen sollte, um Herzkrankheiten frühzeitig zu erkennen. Und wer weiß: Vielleicht wären sogar einige Todesfälle zu verhindern gewesen. Am Ende der Behandlung riet man mir höflich zu einer weiteren Untersuchung in der Medizinischen Hochschule Hannover. Das beunruhigte mich immer noch nicht besonders.
Wie soll man diese Situation im Nachhinein nennen. Göttliche Fügung oder Wink des Schicksals? Vielleicht wäre dieser körperliche Effekt gar nicht mehr aufgetaucht, alles im Sande verlaufen. Ich hätte einfach weiter Fußball gespielt, alles wäre geblieben, wie es war. Denn alle Experten, die im Laufe meiner Odyssee an mir herumgedoktert haben, sehen den Grund für meine Befindlichkeitsstörungen nach dem Spiel gegen St. Pauli nicht in meinem Herzfehler, sondern eher in einer Kreislaufstörung, die bei einem Sportler schon einmal auftreten kann. Theoretisch also wäre es möglich gewesen, dass ich meinen Herzfehler bis ins hohe Alter gar nicht bemerkt hätte. Dann aber hätte ich auch ein bisschen Glück gehabt. Es hätte nämlich auch so ausgehen können: Mitten im Spiel, während des Trainings oder auf der Couch zu Hause trifft mich der plötzliche Herztod!
Das ist, so schlimm es auch klingen mag, gar kein so seltener Tod für aktive Leistungssportler und gerade Fußballer. Daniel Jarque, Miklos Feher, Marc Vivien Foe sind nur ein paar prominente Namen aus der Szene, die überraschend verstarben. Nicht jeder hatte dabei so viel Glück wie Fabrice Muamba, ein 23-jähriger Profi von den Bolton Wonderers. Er brach 2012 während eines Spiels zusammen und war 75 Minuten klinisch tot, bevor er nach permanenter Reanimation plötzlich wieder anfing, selbstständig zu atmen.
Ursache für diese plötzlichen Herzstillstände sind immer Vorschädigungen des Herzens, die bis dato unentdeckt geblieben sind, wie zum Beispiel Herzmuskelentzündungen und auch angeborene Herzwandverdickungen. Dass ich zu den möglichen Kandidaten zählen könnte, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Ich wusste nur: Im April 1998 war der 28-jährige Axel Jüptner von Carl Zeiss Jena an einem plötzlichen Herztod verstorben. Vorboten: Schwindel und Unwohlsein. Ein Todesfall, den ich damals allerdings nicht mit mir in Verbindung brachte.
Das niederschmetternde Ergebnis
An der Medizinischen Hochschule Hannover habe ich dann nochmals das komplette Untersuchungsprogramm durchlaufen, das viele Patienten vom Besuch beim Kardiologen kennen: ein EKG in Ruhe, Ultraschall des Herzens und dann noch ein EKG unter Belastung. Für mich stand immer noch fest, dass die Ärzte nichts finden würden. Zu sehr war ich auf meine Karriere als Fußballer fixiert und insgeheim schon mächtig sauer, dass ich fast mehr Zeit in Arztpraxen als auf dem
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