"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
ging alles auf einmal sehr schnell. Der Termin sollte schon in zwei Tagen sein. Der Verein sagte zu, alle Kosten zu übernehmen, und was mir am wichtigsten war: Dr. Kregehr willigte ein, mich zu begleiten. Der Mann also, der nicht aufgehört hatte, an meine Zukunft zu glauben, würde diese hoffnungsvolle Reise mitmachen und mit mir durchstehen.
Am Abend saß ich mit meinen besten Freunden zusammen, die für mich gekocht hatten, um mich zu verabschieden. Sie spürten intuitiv, dass mit dieser Reise alles auf eine Lebensentscheidung hinauslief. Ich würde mit dem Herzfehler leben können, ja, aber würde ich auch mit ihm weiter Fußball spielen können? Es war rührend, wie sie sich alle um mich sorgten. Ich merkte, selbst wenn mein Leben eine dramatische Wendung nehmen sollte, so würde ich doch Freunde haben, die mich auch weiter unterstützen. In meiner Traurigkeit war das ein wirklicher Halt.
Washington bringt die Wende
Schon am nächsten Tag saß ich im Flieger in die USA. Da ich in meinem Leben bis dahin schon einiges mitgemacht hatte, war ich es gewohnt, alles locker zu nehmen. Aber jetzt hatte ich doch richtig Angst. Um meine Karriere und mein Leben. Mein Leben war der Fußball und dieser Flug in die USA sollte meine letzte Chance sein. Während des langen Fluges habe ich wenig gesprochen und viel gegrübelt. So komisch es sich anhören mag, aber irgendwie war ich mit der Analyse meines bisherigen Lebens beschäftigt. Das Ganze kam mir wie eine Prüfung vor. Wollte Gott mich auf die Probe stellen? Wollte er mir zeigen, wie wichtig Hoffnung ist? In der Bibel heißt es: »Gott wird den glimmenden Docht nicht löschen und das geknickte Rohr nicht abbrechen.« Und so war er es, dem ich voll vertraute. Er würde mich führen und ich würde seinen Weg mitgehen. Und ganz nebenbei schmiedete ich den geheimen Plan, bei Sportverbot in Deutschland eben in Ghana zu spielen.
Am Morgen saß ich in Washington mit Dr. Wego Kregehr im Behandlungszimmer des Krankenhauses. Inzwischen war ich auf einem neuen Stand. Es schien so, als ob das Ärzteteam in Washington viel Erfahrung hatte mit dieser Form von Herzkrankheit. Da in den USA mehr Schwarze und damit auch Schwarzafrikaner leben, tritt diese Erkrankung dort gehäuft auf – vor allem bei Profisportlern. Zwar weinte und betete ich in dieser Woche in den USA viel, war verzweifelt, aber immerhin hatte ich neue Hoffnung geschöpft. Denn im Gegensatz zu Deutschland schien es, als ob diesmal eine Lösung für den Patienten gesucht werden sollte.
Die Ärzte gingen von einem ganz anderen Ansatz aus. Unabhängig von der Tatsache, dass mein angeborener Herzfehler etwas Besonderes und vor allem natürlich gefährlich ist, wollten sie das Ausmaß der Auswirkung bestimmen und somit das Risiko für mich einschätzen. Denn schon im ersten Gespräch wurde deutlich: Es gibt Basketballer mit einer ähnlichen Krankheitsausprägung, die in der NBA spielen, und auch Piloten, denen sogar erlaubt wird, mit dieser Erkrankung Passagierflugzeuge zu fliegen. Die Hoffnung bestand also darin, dass auch ich ein Risiko trage, das es mir erlaubt, weiter Fußball zu spielen. Immer vorausgesetzt, es findet sich in Deutschland dann ein Arzt, der mir diese »Unbedenklichkeitsbescheinigung« ausstellt. Aber das war der zweite Schritt.
Erst einmal wurde mit uns besprochen, wie die Untersuchungen ablaufen sollten. Allein das grenzte an ein kleines Wunder. Denn in Deutschland führte man immer wieder die gleichen Untersuchungen durch, das heißt, wenn sie überhaupt durchgeführt wurden, denn manchmal wurde nur der Bericht des Kollegen als Maßstab für die eigene Einschätzung genommen. Hier aber kamen Dinge auf mich zu, von denen ich noch nie gehört hatte. Jeden Tag, eine ganze Woche lang, wurde ich auf den Kopf gestellt. Wir hatten uns eigentlich nur auf zwei Tage eingestellt. Nach dem ersten Tag, an dem auch Untersuchungen gemacht wurden, die ich bereits kannte, wurde ein Herzkatheter gesetzt, ein Eingriff, der in Deutschland bei mir nie gemacht wurde. Damit jedoch lässt sich das Ausmaß der Verdickung der Scheidewand deutlich erkennen und auch die Tatsache, ob es sonst noch Schäden am Herzen gibt, die man bei anderen Untersuchungen nicht feststellen kann. Jeden Tag war für mich eine extreme Ausbelastung vorgesehen. Auf einer schiefen Ebene simulierte man Bergläufe, bei denen alle Parameter gemessen wurden, die nötig waren, um meine Leistungsfähigkeit zu beurteilen und vor allem Aufschlüsse
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