"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
nach dem Elfmeterschießen mit einer Niederlage nach Hause zu schicken und den Aufstieg doch noch klarzumachen. Es war der 24. Mai 1998, exakt 22:57 Uhr, als der entscheidende Elfmeter im Tor des Gegners einschlug. Endlich zweite Liga!
Für mich schien sich eine Bilderbuchkarriere anzubahnen, zumal unsere erste Zweitligasaison sehr vielversprechend begann. Wir schlugen den KSC und gewannen gegen Bielefeld. Leider gab es dann zwei Niederlagen gegen Unterhaching und Gütersloh. Aber wir waren dennoch zufrieden, denn die zweite Liga war schon ein anderes Kaliber. Und dann kam so ein »Sahnetag« für einen Stürmer: Wir spielten im eigenen Stadion gegen den 1. FC Köln und gewannen mit 6:1. Ich schoss zwei Tore, eines davon war mein Lieblingstor. Ich traf mit der Hacke aus 15 Metern! Wer schon einmal Fußball gespielt hat, weiß: Bestimmte Dinge werden einmalig bleiben. Und so ist das auch mit diesem Tor. Ich war in aller Munde und schon klopften andere Vereine an meine Tür.
Alles lief optimal.
Gut, wir verloren daraufhin gegen Mainz 0:1 und spielten gegen Ulm nur 1:1, aber diese beiden Vereine gehörten ja auch zu den Favoriten für den Aufstieg und schafften das dann ja später zusammen mit Arminia Bielefeld und der Spielvereinigung Unterhaching. Wichtiger war das Heimspiel gegen St. Pauli und ich denke heute noch gerne daran, was für eine tolle Mannschaft wir hatten: Jörg Sievers, die Legende im Tor, Sebastian Kehl, Altin Lala und Steven Cherundolo in der Abwehr, Otto Addo im Mittelfeld und Dieter Hecking, damals schon 34 Jahre alt, und ich im Sturm. Damit sollten wir eigentlich in der Lage sein, auch gegen St. Pauli ordentlich auszusehen.
Es war ein verregneter Sonntag in Hannover, dieser 27. September 1998. Das Spiel sollte im Fernsehen übertragen werden. Das motiviert einen Spieler natürlich noch mal zusätzlich und ich freute mich darauf, für Hannover 96 aufzulaufen. So wie immer eigentlich. Als ich morgens aufstand, begann der Tag wie jeder andere Spieltag auch. Nur, dass ich diesmal nicht so richtig hungrig war. Also aß ich nur ein Stück Kuchen, und das kurz vor dem Anpfiff. Später vermutete ich, es könnte vielleicht auch daran gelegen haben, dass es mir nicht ganz gut ging.
Aber der Reihe nach. Im Stadion waren 17 000 Fans, die trotz des Regenwetters in die kaltfeuchte Betonschüssel gekommen waren. Das Spiel lief toll, wir führten schon zur Halbzeit mit 3:0. Alle Tore hatte unser Oldie Dieter Hecking erzielt. Die Fans freuten sich riesig, denn St. Pauli mag man in Hannover nicht sonderlich und zudem war es ja auch ein echtes Nord-Derby. Außerdem waren unsere Fans auch verwöhnt, denn so wirklich viele Spiele hatten wir in den letzten Regionalligajahren zu Hause nicht verloren. Auch in dieser unserer ersten Zweitligasaison, waren wir im eigenen Stadion noch unbesiegt. Die Partie war also schon entschieden, als ich kurz vor Schluss ausgewechselt wurde. Der Kicker gab mir am nächsten Tag übrigens die Note zwei für meine Leistung. Richtig schlecht habe ich also an der Seite von Dieter Hecking nicht gespielt.
Es begann so harmlos
Umso schlechter ging es mir dann aber nach dem Spiel. Das übliche Prozedere – duschen, flachsen mit den Kameraden, Autogramme geben und dann ab in den Vip-Raum – lief wie immer ab.
Doch plötzlich wird mir heiß und schwindelig. Ich stütze mich auf einen Tisch. Zudem bricht mir Schweiß aus. Ich denke noch, was ist denn das? Ein Kollege hilft mir zur Tür, frische Luft zu schnappen, halten diejenigen, die meinen kleinen Zusammenbruch mitbekommen haben, für das beste Gegenmittel. Ich setze mich also draußen auf einen Stuhl, bekomme einen nassen Lappen in den Nacken. Mein Trainer kommt und fragt mich, ob ich schon etwas gegessen habe. Ich erinnere mich auf einmal daran, dass ich ja nur ein Stück Kuchen zu mir genommen hatte. Er bringt mir eine Tasse Suppe und es scheint eine Erklärung für mein Unwohlsein zu geben: Unterzucker, schwüles Wetter, vielleicht ein Infekt. Ich war die Woche zuvor krank, hatte kaum trainiert. In der Tat geht es mir nach der Suppe wieder besser.
Alles wieder in Ordnung, habe ich damals gedacht. Mein Zutrauen zu meinem Körper war schließlich grenzenlos, hatte er mich doch bis dato nie im Stich gelassen. Nicht so jedenfalls. Weil man aber auf Vereinsebene auf Nummer sicher gehen wollte, hatte man unseren Mannschaftsarzt Dr. Wego Kregehr angerufen, der eigentlich schon auf dem Weg nach Hause war. Er kam zurück zum Stadion zu einem
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