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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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Heiligen Abend vor dem Festtag schon ließ sich die feierliche Stimmung spüren. Beim Putzen der Wohnung habe ich mir eine Weihnachts-CD aufgelegt. Auf Englisch, aber mit den üblichen Hits. Können Sie sich das Bild vorstellen: Klein Gerald, gerade mal am Anfang der Pubertät, mit dem Putzlappen unterwegs, ein fröhliches »I’m dreaming of a white Christmas« trällernd. Dass es so weit mit mir kommen sollte, hätte ich mir in Ghana nicht träumen lassen.
    Aber das war nicht das einzige Eigenartige. Denn auch in der Schule ging die Weihnachtszeit mit ungewöhnlichen Erlebnissen einher. Bei uns in der Klasse wurde nämlich gewichtelt, also einer schenkt dem anderen etwas, ohne sich zu erkennen zu geben. Mich freute das anfangs natürlich. Denn die Aussicht auf ein schönes Geschenk ließ mich auch ordentlich kreativ werden. So besorgte ich dem von mir zu Beschenkenden ein tolles kleines Spielzeug, in froher Erwartung natürlich, ich würde Ähnliches bekommen. Aber meine Enttäuschung war ziemlich groß, als ich, natürlich in guter weihnachtlicher Absicht, von meinem Klassenkameraden eine Kerze geschenkt bekam. Die konnte nichts! Die leuchtete nicht besonders, die spielte keine Melodie! Eine einfache Kerze. Später war mir natürlich klar, dass er es gut gemeint hatte. Eine Kerze stand eben hierzulande für Weihnachten.

    2 Pure Festlichkeit im Hause Asamoah: mein erstes Weihnachten in Deutschland
    Aber nicht, dass Sie denken, ich wäre mit nichts zufrieden gewesen. Sie haben ja schon mitbekommen, dass eine meiner wirklichen Leidenschaften das Essen ist. Und da war ich an Weihnachten bei einer afrikanischen Familie wirklich gut aufgehoben. Denn an diesen Tagen hatten mein Vater und meine Schwestern das Regiment am Herd übernommen. Es gab Truthahn und die Spezialität meines Vaters, chicken wings mit Kartoffeln! Das ist übrigens so etwas wie ein genetisch vererbtes Familienessen geblieben. Denn wo immer ich chicken wings sehe, schlage ich zu. Alle, die mich näher kennen, können davon ein Lied singen. Ach ja, und etwas geschenkt bekam ich an diesem ersten Weihnachten in Deutschland 1990 auch: einen Kassetten-Walkman! Mit diesem Präsent trafen meine Eltern voll ins Schwarze, denn Musik höre ich für mein Leben gerne. Schon damals nahm ich mit dem Radiorekorder Lieder auf und ärgerte mich, wenn die Moderatoren wieder mal in meinen Lieblingssong hinein­quatschten. Was waren das für Songs? Ich kann mich an MC Hammer mit »Can’t touch this« erinnern, an die Fantastischen Vier mit »Die da« und an Culture Beat mit »Mr. Vain«. Dazu habe ich nicht nur an Weihnachten richtig abgetanzt.
    Organisation ist alles
    Fußball spielte bei uns zu Hause anfangs keine große Rolle. Meine Eltern hatten kaum Zeit. Mein Vater arbeitete bei Continental, meine Mutter ging putzen. Sie wollten uns allen ein einigermaßen gesichertes Leben in Deutschland bieten. Ich war also ziemlich alleine mit meiner Leidenschaft. Meine Mutter war sogar gegen diese Sportart eingestellt, hauptsächlich deshalb, weil ich immer so zerschunden nach Hause kam. Ich weiß gar nicht, warum sie damit solche Probleme hatte, körperbetont zu spielen war eben meine Art, schon als Kind.
    Mein erster Verein hieß BV Werder Hannover. Dass ich mich dort anmelden konnte, war einem Trick geschuldet. Ich hatte mir nämlich zum 13. Geburtstag Fußballschuhe gewünscht. Und wenn ich schon mal Schuhe habe, so sagte ich mir, dann muss ich auch in einen Verein. So einfach hatte ich mir das in meiner kindlichen Fantasie vorgestellt. Die Schuhe habe ich auch tatsächlich bekommen, aber für die Anmeldung musste ich schon selbst sorgen. Das Geld für den ersten Jahresbeitrag bekam ich nämlich nicht von meinen Eltern, sondern habe es bei meinen Tanten gesammelt. Die hatten immerhin ein biss­chen Verständnis für meine Leidenschaft. Damals konnte ich meine Eltern absolut nicht verstehen. Wie konnten sie nur so hartherzig sein? Heute weiß ich, worum es ihnen ging. Für sie war es wichtig, dass zu Hause alles funktionierte. Sie wollten sich nicht die Blöße geben, dass bei einer afrikanischen Großfamilie in Deutschland irgendetwas nicht klappte, das Leben dort scheiterte. Ihr großes Ziel war, dass wir ordentlich lernten. Für eine Zukunft in Deutschland. Ich aber hatte in ihren Augen Flausen im Kopf, wollte nur Fußball

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