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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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spielen. Und für diesen Traum musste ich von Anfang an mehr geben als manch anderer in meinem Alter.
    Wir hatten eine große Wohnung mit sechs Zimmern, in der nicht nur wir, sondern auch eine Schwester meiner Mutter und eine Tante wohnten. Da wurden die Miete und die Pflichten geteilt. Ich selbst hatte die Aufgabe zu putzen, das hieß staubsaugen und wischen, und war außerdem für meinen Bruder verantwortlich. Meine Schwestern mussten die Toilette sauber machen und mit den anderen Frauen kochen.
    Mein Tagesablauf war unter diesen Umständen sehr ungewöhnlich für einen jungen Heranwachsenden. Ich stand um vier Uhr morgens auf und bin konsequent joggen gegangen, weil ich im Verein beim Laufen immer zu den Letzten gehörte. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Das war eine Stunde am Morgen, die alleine mir gehörte. Auf den Straßen war fast nie jemand unterwegs. Die wenigen, die mich gesehen haben, haben vermutlich den Kopf geschüttelt über den schwarzen Jungen, der rockymäßig seine Runden um den Block drehte. Ich machte mir über die Wirkung jedenfalls keine Gedanken, denn ich hatte keine andere Wahl. Wenn ich besser werden wollte, musste ich etwas tun. Da spielte die Uhrzeit keine Rolle. Sobald ich dann wieder zu Hause war, habe ich geputzt, meinen Bruder geweckt und für die Schule fertig gemacht, seine Brote geschmiert. Dann erst habe ich selbst gefrühstückt und mich für meinen Tag gerüstet: Brote geschmiert, Tasche gepackt und ab zur Schule. Eigenartigerweise war ich in der Schule nie müde oder bin eingeschlafen. Ich hatte viel Power, weil ich wusste, nur so kannst du dir deinen Lebenstraum erfüllen: Fußballer werden!

    Mein Schicksal heißt Gerald
    von Fabian Ernst
    (Ex-Fußballnationalspieler und Bundesligaprofi u. a. beim Hamburger SV und bei Schalke 04)
    Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als Gerald in unsere Klasse kam. Sein Outfit war gewöhnungsbedürftig, aber man sah sofort: Dieser Junge war ein Rapper. MC-Hammer-Hose, Lederjacke, ein cooler Typ, dem man vom Outfit her gar nicht ansah, dass er gerade erst aus Ghana nach Deutschland gekommen war. Und wie es das Schicksal so wollte, war neben mir noch ein Platz frei. So kam es, dass Gerald für das nächste halbe Jahr mein Banknachbar wurde. Unsere damalige Lehrerin bat die Klasse, dass wir uns gut um ihn kümmern sollten. Das war aber leichter gesagt als getan. Denn die meisten von uns konnten noch nicht gut Englisch und Gerald sprach fast kein Wort Deutsch. Heute mag das vielleicht eine brisante Situation sein, aber wir waren damals einfach nur stolz, dass er in unserer Klasse war. Unser Gerald! Der Junge aus dem fernen Afrika bei uns auf der Schule, ein echtes Highlight!
    Für ihn muss das alles aber trotz seiner nach außen zur Schau getragenen Lockerheit ein echter Kulturschock gewesen sein. Denn er hatte schulisch viel aufzuholen, neue Klassenkameraden kennenzulernen und bekam viel Einzelunterricht, damit seine Lücken geschlossen werden konnten. Trotzdem blieb er nur ein dreiviertel Jahr bei uns, dann trennten sich unsere schulischen Wege. Er ging auf eine Hauptschule, ich dann später aufs Gymnasium. Meine schulische Laufbahn fand dann irgendwann ein Ende. Nach der zwölften Klasse ging ich vom Gym­nasium ab. Ich wollte mich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren.
    Das hat auch Gerald schon früh versucht. Und wenn man mal ganz ehrlich ist: Die wahre Integration findet in den Pausen auf dem Schulhof statt. Da waren wir eine Clique und spielten Fußball. Auch Gerald war oft mit dabei, wobei seine fußballerischen Künste sich damals echt in Grenzen hielten. Aber dass er ein zäher Bursche war, fiel schon damals auf. Zwei Jungs hatten es ständig auf ihn abgesehen und suchten fast immer in den Pausen Streit mit ihm. Aber Gerald konnte sich gegen beide gut durchsetzen. Vielleicht weil er schon damals wohlgenährt und stark war. Ich erinnere mich an seine legendären Sandwichs mit fünf Spiegeleiern. Das war für uns als Pausenbrot etwas ungewohnt, ihm schien es aber die nötige Kraft verliehen zu haben.
    Wenn ich das Wort »Schicksal« als Überschrift gewählt habe, meine ich natürlich den absolut geheimnisvollen Effekt, dass sich Lebenswege immer wieder überschneiden, ohne dass man dies so geplant hätte. Für Gerald und mich gilt das in jedem Fall. Denn wir trafen uns dann tatsächlich in einer

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