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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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geworden. Und zweitens hatte meine Mutter mitbekommen, wie ich mich bei meiner ersten Einladung, für die Nationalmannschaft Ghanas zu spielen, gefühlt hatte. Sie war es ja, die mich damals nach dem Länderspiel im Stadion von Accra abgeholt und gemerkt hatte, wie sehr sich ihr Gerald vom afrikanischen Lebensgefühl entfernt hatte. Ihre einzige Sorge war, dass ich jetzt den deutschen Pass besitzen, aber nach nur einem Spiel für Deutschland nicht mehr eingeladen werden würde.
    Warnende Beispiele
    Damit hatte sie natürlich nicht ganz unrecht. Denn Beispiele für eine gelungene Einbürgerung und eine trotzdem sehr kurze Karriere im deutschen Nationalteam gibt es mehr als genug. Erinnern Sie sich noch an die Namen Zoltan Sebescen, Paolo Rink und Sean Dundee? Sie alle gaben ihre Heimat für eine Karriere in Deutschland auf, die dann doch nicht stattfand. Sean Dundee wurde nach seiner Einbürgerung, die der Nationalmannschaft helfen sollte, zwar von Berti Vogts ein paarmal nominiert, aber zum Einsatz kam er nie. Sein einziges Spiel im deutschen Trikot bestritt er im Jahr 2000 in der A2, wo er auch ein Tor erzielte. Weil er aber dadurch laut damaliger Statuten nicht für ein Land »festgespielt« war, hätte er für sein Geburtsland noch spielen können. Aber Südafrika wollte ihn nicht mehr.
    Auch Zoltan Sebescen, geboren in Ungarn, spielte in der A2, traf für Deutschland und hatte danach kein Glück im »neuen« Land. Er wurde einmal von Erich Ribbeck für das Nationalteam nominiert, spielte eine Halbzeit gegen die Niederlande im Jahr 2000 und wurde danach »Die Mutter aller Eintagsfliegen« genannt. Er machte nämlich kein gutes Spiel, wurde von der Presse zerrissen und landete auf dem Sperrmüll für Nationalspieler. Er wurde nie mehr eingeladen.
    Diese Beispiele zeigten mir einige Parallelen zu meiner Situation auf und machten mir noch einmal klar: Ich ging ein hohes Risiko! Aber im Nachhinein glaube ich: Auch wenn es bei mir ähnlich gewesen wäre, hätte ich meinen Nationalitätenwechsel nicht bereut. Zu sehr liebte ich, in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Das hätte auch eine fehlende Länderspielkarriere nicht ändern können.
    Ghana scheidet aus
    Ich kann mich an zwei Situationen erinnern, die mir 1998 bei meinem Gastspiel mit der ghanaischen Nationalmannschaft in Accra noch einmal vor Augen führten, wie sehr ich inzwischen andere Einstellungen gewonnen hatte: Alle Nationalspieler waren an einem schönen sonnigen Nachmittag um 16.00 Uhr für eine Trainingseinheit am Strand verabredet. Als Otto Addo und ich zur vereinbarten Zeit im Hotelfoyer standen, sahen wir keinen einzigen anderen Spieler. Als dann schließlich doch noch einer vorbeikam, sagte dieser, er würde jetzt auf sein Zimmer gehen zum Schlafen. Otto und ich schauten natürlich ziemlich dumm aus der Wäsche, woraufhin er meinte, wir könnten noch lange warten, die anderen kämen sowieso nicht! Was dann auch stimmte. Oder folgende Situation: Als wir am nächsten Tag zum Training fuhren, kamen zwei andere Nationalspieler nicht zum Treffpunkt. Wir fuhren ohne sie ab und fingen mit dem Training an. Plötzlich erschienen die beiden mit Plastik­tüten in der Hand. Sie kamen vom Einkaufen, zogen sich dann ganz lässig um, ohne dass die Trainer ein Wort darüber verloren haben. Otto und ich dachten bloß: Was ist denn hier los? Das war eine komplett andere Welt. Ich weiß selbst, welche Prob­leme ich anfangs in Deutschland mit der Pünktlichkeit hatte. Aber das hatte ich überwunden. Unpünktlichkeit kannte ich nicht mehr. Es kann eben nicht jeder im Team machen, was er will. Chillen und locker sein ist ja ganz okay, aber alles zu seiner Zeit. Und vor allem nicht bei der Arbeit, und da auch nicht mehr mit mir!
    Otto Addo spielte dann später für Ghana. Er entschied sich für das Land, in dem er nicht geboren war. Er war drei Jahre älter als ich, war für mich wie ein großer Bruder. In dem Alters­unterschied lag vermutlich auch der Grund, Ghana den Vorzug zu geben. Vielleicht erschien ihm die Chance zu gering, noch für Deutschland spielen zu können. Außerdem hatte Otto auch einige negative Erfahrungen in Deutschland gemacht, die seine Entscheidung sicher beeinflussten. Ich kann das verstehen, so wie er auch mich verstanden hat. Als ich zum FC Schalke wechselte, ging er – ausgerechnet – zum Rivalen

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