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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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haute mich um, denn eigentlich hätte ich von ihm ein Plädoyer für Ghana erwartet, weil er selbst für Ghana gespielt hatte. Aber auch er wusste, dass es mit der Organisation und der sportlichen Einstellung in Ghana nicht immer zum Besten stand. Wenn also der große Yeboah farblich Schwarz-Rot-Gold empfahl, warum sollte ich dann Nein sagen.
    Und so war ich bereit, als Horst Hrubesch, der damalige A2-Trainer, mich anrief und mich zum Spiel gegen Frankreich einlud. Auch mein Teamkollege Jörg Böhme sollte dabei sein, was ein klares Argument für dieses Spiel war. Da ich außerdem wusste, dass ich mich mit diesem einen Spiel der A2-Nationalmannschaft nicht für Deutschland »festspielen« im Sinne von endgültig entscheiden würde, nahm ich die Sache recht locker. Laut Reglement des Weltfußballverbandes FIFA trat damals eine Festlegung für ein bestimmtes Land erst bei einem »Länderspiel im Rahmen eines offiziellen Wettbewerbs« in Kraft – und das A2-Spiel gegen Frankreich galt nicht als offizieller Länderspielvergleich. Ein kleines Hintertürchen blieb also für mich offen. Falls die deutschen Fans mich nicht sehen wollten, konnte ich weiterhin einen Schlussstrich ziehen.

    6 Das war das Team bei meinem ersten A2-Länderspiel für Deutschland. Einige spielen noch, andere sind schon im »Ruhestand«.
    Ehrlich gesagt, diesen 22. März 2001 hätte ich beinahe noch abgesagt. Denn Jörg Böhme hatte sich verletzt und ich plötzlich fürchterliche Angst, alleine zu dem Spiel fahren zu müssen. Als Jörg dann doch noch fit wurde, fiel mir ein Stein vom Herzen. Wahrscheinlich hatte ich einfach nur Schiss vor der eigenen Courage. Aber alle Argumente gegen die Veranstaltung lösten sich in Luft auf: Linda, damals noch meine Freundin, hatte am Tag des Spiels Geburtstag, doch sie gab mir frei, weil ich auf jeden Fall spielen sollte. Selbst als ich auf dem Weg zum Flughafen in einen Stau kam und meinen Flieger nach Basel verpasste, dachte ich kurz an ein Zeichen. Es sollte offenbar nicht sein, dass ich für Deutschland spielte. Ich rief aus dem Auto Otto Addo an, der mir riet, das Ganze zu lassen, wenn ich mir nicht sicher sei. Aber letztendlich setzte sich meine Neugierde durch: Wie würde es sein, für Deutschland zu spielen, als erster Schwarzafrikaner überhaupt und als erster Schwarzer seit Erwin Kostedde in den 1970er-Jahren? Und das bei der A2, der der Ruf vorauseilte, immer zu verlieren? Was aber so nicht ganz stimmte: Es fanden von September 1999 bis März 2001 sieben Spiele der A2 statt und das Team von Horst Hrubesch hatte schon einmal gewonnen – gegen Portugal im Jahr zuvor!
    Mit mir ging es also gegen Frankreich. Die Anspannung meiner Teamkollegen war groß, die öffentliche Aufmerksamkeit aber gering: Es war ja nur die »Reserve«, die nach der WM 98 und dem schlechten Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft ins Leben gerufen wurde, damit mögliche Talente beim Nachwuchs gesichtet werden konnten. Ich war nur etwas nervös, weil besondere Trainingseinheiten abgehalten wurden und damals hoch gehandelte Spieler wie z. B. der junge Lars Ricken mit von der Partie waren. Nur gut, dass wir in Frankreich antraten, fern der Heimat. Doch vom Gefühl her wertete ich das Spiel nicht als den ganz großen Auftritt für Deutschland. Dass ich mir die Bedeutung der Begegnung auf diese Weise kleinredete, machte Sinn, denn so konnte ich mich ganz auf mich konzent­rieren. Es wurde ein 2:1-Sieg, wir spielten ganz passabel und auch ich machte eine gute Figur auf dem Feld, holte sogar einen Elfmeter für uns raus.
    Wer spielte? Ich erinnere mich an den starken Dortmunder Lars Ricken, an Simon Jentsch als Torhüter, der zwei Jahre älter ist als ich und heute noch in der ersten Liga im Tor steht, an Bernd Schneider, der weiße Brasilianer, der später noch oft mit mir im Nationalteam auflief, und natürlich an Jörg Böhme, meinen Schalker Teamkollegen. Ich hatte die Rückennummer 7! ­Ungewohnt, dass Horst Hrubesch damals meinen läuferischen Einsatz auf dem Feld bremste. »Lauf nicht so viel, Asa«, war seine Aufforderung und »Bleib schön vorne drin«. Ich dachte eher, ich müsse um mein Leben rennen und natürlich um einen Stammplatz. Damals wusste ich noch nicht: Es war mein letztes Spiel in der A2 und auch für die A2 überhaupt. Somit hatte ich schon mal an einem

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