DIESES MAL IST ALLES ANDERS
aus der Krise zu befreien. Wie in Kapitel 10 erwähnt, legt die historische Erfahrung nahe, dass der kurzen Ruhephase ab 2002, die frei von Schuldenkrisen souveräner Schuldner gewesen ist, ein abruptes Ende droht. Gewiss könnte die geplante Vervierfachung der Ressourcen des IWF sowie die anscheinende Lockerung der Kreditkonditionen dieser Institution dazu führen, dass die nächste Runde der internationalen Schuldenkrisen im Zeitlupentempo stattfindet, an deren Ende allerdings ein größerer Knall drohen könnte, falls der IWF selbst in Rückzahlungsschwierigkeiten gerät. Andernfalls, wie wir wiederholt erwähnt haben, besteht die Tendenz, dass die Zahlungsausfälle von Schwellen- und Transformationsländern steil ansteigen werden, nämlich wenn zahlreiche Länder gleichzeitig in Bankenkrisen geraten.
Die internationalen Dimensionen der Subprime-Krise : Ergebnisse einer Ansteckung oder gemeinsame Grundlagen?
Im vorhergehenden Kapitel haben wir die Ähnlichkeiten zwischen den jüngsten Finanzkrisen (Zweite Große Kontraktion) und früheren Krisen betont, vor allem wenn man sie aus der Perspektive der USA als Epizentrum betrachtet. Allerdings gibt es wichtige Unterschiede zwischen der Krise der letzten Jahre und anderen Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere was die Heftigkeit betrifft, mit der sich die Rezession ab dem vierten Quartal 2008 über die Welt ausbreitete. Kleine und mittlere Unternehmen weltweit waren mit einem schlagartig versiegenden globalen Kreditfluss konfrontiert und größere Unternehmen konnten sich nur noch zu wesentlich schlechteren Bedingungen finanzieren als zuvor. Die Regierungen der Schwellen- und Transformationsländer stehen unter ähnlicher Belastung, wenngleich sich die Renditeaufschläge auf Staatsanleihen seit Mitte 2009 angesichts der massiven Unterstützung, die reiche Länder dem IWF boten, erheblich verringert haben, wie im vorhergehenden Kapitel erwähnt. 1
Wie wird aus einer lokalen oder regionalen Krise eine globale Krise? In diesem Kapitel legen wir den Schwerpunkt auf den grundlegenden Unterschied zwischen der internationalen Krisenübertragung, die aufgrund gemeinsamer Schocks stattfindet (zum Beispiel der Zusammenbruch des Hightech-Booms im Jahr 2001 oder der Kollaps der Immobilienpreise in der jüngsten Krise), und der Übertragung, die aufgrund von Mechanismen stattfindet, die in Wirklichkeit das Ergebnis eines grenzüberschreitenden Ansteckungseffekts sind, der vom Epizentrum der Krise ausgeht.
In den folgenden Abschnitten liefern wir einige historische Beispiele für Finanzkrisen, die sich in rasantem Tempo auf andere Länder übertrugen, und erörtern, welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine hauptsächlich inländische Krise schnell auf andere Länder übergreift. Wir verwenden diese Krisenepisoden als Referenzpunkte, um die Häufung der Bankenkrisen in zahlreichen Ländern zu diskutieren – ein so auffälliges Merkmal der jüngsten Krise, die sowohl gemeinsame Schocks als auch längerübergreifende Verknüpfungen aufweist. Später, in Kapitel 16, werden wir einen Index für die Schwere von Krisen entwickeln, der uns erlaubt, Benchmarks für regionale und globale Finanzkrisen zu definieren.
Ansteckungsmodelle
Bei der Kategorisierung der Ansteckungsgefahren unterscheiden wir zwischen zwei Formen der Ansteckung: dem langsamen Übergreifen auf andere Länder und der lauffeuerartigen Verbreitung, die Kaminsky, Reinhart und Végh als »schnell und heftig« (»fast and furious«) bezeichnet haben. Ganz konkret erklären sie sie folgendermaßen:
Als Ansteckung bezeichnen wir eine Krisenepisode, die in einer Reihe von Ländern nach Krisenausbruch zu erheblichen unmittelbaren Auswirkungen führt, das heißt eine Krise, deren Konsequenzen schnell und heftig sind und die sich innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen bemerkbar machen. Diese schnelle und heftige Reaktion steht im Gegensatz zu Fällen, in denen die erste internationale Reaktion auf den Krisenausbruch verhalten ist. Letzteres bedeutet nicht, dass eine solche Krise keine allmählich eintretenden, anhaltenden Effekte haben kann, die zusammengenommen schwere wirtschaftliche Konsequenzen bedeuten. Diese sich allmählich entwickelnden Krisen bezeichnen wir als Überschwappen . Gemeinsame externe Schocks , wie zum Beispiel Veränderungen der internationalen Zinssätze oder der Ölpreise, sind ebenfalls nicht automatisch in unserer Arbeitsdefinition einer Ansteckung enthalten. 2
Dieser
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