DIESES MAL IST ALLES ANDERS
als in den schweren Krisen nach dem Zweiten Weltkrieg. Der durchschnittliche Anstieg der Arbeitslosenquote betrug ungefähr 16,8 Prozent. In den USA kletterte die Arbeitslosenquote von 3,2 auf 24,9 Prozent.
Und schließlich betrachten wir in Abbildung 14.9 die Entwicklung der öffentlichen Schulden während der Krisen der Depressionsära. Interessanterweise stiegen die öffentlichen Schulden nach diesen Krisen langsamer an als nach den schweren Krisen nach dem Zweiten Weltkrieg. Während der Depression dauerte es sechs Jahre, bis die realen öffentlichen Schulden um 84 Prozent angestiegen waren (gegenüber der Hälfte der Zeit im Anschluss an die Krisen nach dem Zweiten Weltkrieg). Einige dieser Unterschiede spiegeln die äußerst schleppende Reaktion der Regierungen während der Großen Depression wider. Bemerkenswert ist auch, dass die öffentlichen Schulden in Schwellen- und Transformationsländern in den späteren Phasen (drei bis sechs Jahre), die auf die Krise folgten, nicht anstiegen. Einige der Schwellen- und Transformationsländer waren bereits in eine Schuldenkrise geraten (Inlands- und Auslandsschulden); andere waren möglicherweise mit den externen Einschränkungen konfrontiert, die wir im Zusammenhang mit dem Thema Schuldenintoleranz bereits besprochen haben, und hatten somit kaum Kapazitäten zur Finanzierung von Haushaltsdefiziten.
Abschließende Bemerkungen
Eine Untersuchung der Nachwirkungen schwerer Finanzkrisen nach dem Krieg zeigt, dass diese Krisen tief greifende und lang anhaltende Effekte auf die Assetpreise, das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung hatten. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit und der Rückgang der Immobilienpreise zogen sich über fünf beziehungsweise sechs Jahre hin. Die realen Regierungsschulden waren drei Jahre nach der Krise um durchschnittlich 86 Prozent angestiegen.
Wie relevant sind historische Benchmarks für die Bewertung des Verlaufs einer Krise, wie zum Beispiel der Krise der letzten Jahre – der Zweiten Großen Kontraktion? Einerseits verfügt man heute über flexiblere geldpolitische Systeme, insbesondere dank eines weniger starren globalen Wechselkursregimes. Und einige Zentralbanken haben schon früh eine aggressive Politik verfolgt, indem sie Schritte unternahmen, wie sie in den 1930er-Jahren beziehungsweise in der japanischen Erfahrung der jüngsten Vergangenheit auffallend vermisst wurden. Andererseits wären wir gut beraten, es mit der Eitelkeit, dass wir klüger sind als unsere Vorgänger, nicht zu weit zu treiben. Noch vor einigen Jahren hätten viele Leute behauptet, die Verbesserungen im Financial Engineering hätten viel zur Glättung der Konjunkturzyklen und zur Vermeidung des Risikos einer finanziellen Ansteckung geleistet. Und wie wir in diesem abschließenden Abschnitt dieses Kapitels gesehen haben, waren die Krisen während der Großen Depression weitaus traumatischer als selbst die schwereren Krisen nach dem Zweiten Weltkrieg. Während der Depression dauerte es im Schnitt zehn Jahre, bis das Wachstum des Pro-Kopf-BIP wieder den Vorkrisenstand erreicht hatte. Im Anschluss an die Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg dauerte es immerhin noch viereinhalb Jahre. (Obwohl sich das Wachstum schneller wieder erholt hat, hat es doch eine ganze Weile gedauert, bis der Ausgangspunkt wieder erreicht war).
Wir wissen allerdings, dass die Assetpreise und andere Standardindikatoren nach dem Einsetzen der jüngsten Krise im Jahr 2007 in den USA und anderen Ländern gemäß den historischen Krisenvorläufern einbrachen. Es stimmt, dass die Börsenmärkte seitdem wieder etwas Boden gutgemacht haben, doch insgesamt weicht dieses Verhalten nicht von der historischen (in Kapitel 10 beschriebenen) Erfahrung ab, dass ein V-förmiger Kurvenverlauf der Aktienkurse weitaus häufiger ist als eine V-förmige Erholung der Immobilienpreise oder der Beschäftigungsquote. Insgesamt liefert die in diesem Kapitel beschriebene Analyse der Folgen der Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg im Hinblick auf Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsleistung und Staatsschulden ernüchternde Vergleichszahlen für das Ausmaß, das eine Finanzkrise erreichen kann. Allerdings basieren unsere historischen Vergleiche der Krisen nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils auf Krisenepisoden von länderspezifischer oder regionaler Natur. Das globale Ausmaß der jüngsten Krise hat es Ländern stark erschwert, sich durch vermehrte Exporte oder die Aufnahme von Auslandskrediten zum Ausgleich der Konsumeffekte
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