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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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Rezessionen in ihren reicheren westlichen Handelspartnerländern schwer getroffen. Eine ähnliche Beobachtung lässt sich in Mexiko und Zentralamerika machen – Länder, die stark von den Geldüberweisungen ihrer Emigranten aus den USA abhängig sind. Die stärker rohstoffbasierten Ökonomien Afrikas und Lateinamerikas (sowie die Erdöl produzierenden Länder) bekamen die Effekte des globalen Nachfrageeinbruchs über dessen Effekte auf die Rohstoffmärkte zu spüren, auf denen ab Herbst 2008 ein wahrer Preisverfall einsetzte.
    Ein entscheidendes Element, welches das Ausmaß des Schadens für aufstrebende Ökonomien bestimmt, der von diesen Übertragungseffekten ausgeht, ist die Geschwindigkeit, mit der sich die Länder »des Nordens« erholen. Mit der zunehmenden Erosion der Devisenreserven (die in den Jahren der Bonanza vor 2007 aufgebaut wurden) wird die finanzielle Belastung des Schuldendienstes (private und öffentliche Schulden) wachsen. Wie erwähnt, handelt es sich bei schweren Finanzkrisen um sehr zählebige Ereignisse. Angesichts der Tendenz zu Zahlungsausfällen souveräner Schuldner nach globalen Finanzkrisen und drastischen Einbrüchen der globalen Rohstoffpreise könnte am Ende der Zweiten Großen Kontraktion durchaus eine erhöhte Zahl an Zahlungsausfällen, Umschuldungen und/oder massiven Rettungsaktionen seitens des IWF stehen.
    Kombinierte Messgrößen für Finanzturbulenzen
    In diesem Buch haben wir das Auftreten von Krisenclustern an mehreren Knotenpunkten über mehrere Länder und Krisentypen betont. Ein Land, das in eine Wechselkurskrise gerät, kann sich bald darauf in einer Banken- und Inflationskrise wiederfinden, auf die gelegentlich Inlands- und Auslandsschuldenkrisen folgen. Krisen werden zudem durch Ansteckungseffekte oder gemeinsame Faktoren von Land zu Land übertragen, wie wir im vorhergehenden Kapitel beschrieben haben.
    Bis jetzt haben wir jedoch nicht versucht, einen quantitativen Index zu erstellen, der die Krisen regional oder global kombiniert. Hier werden wir unter Wahrung des algorithmischen Ansatzes, den wir zur Beschreibung individueller Finanzkrisen angewendet haben, verschiedene Typen von Indizes für Finanzturbulenzen vorstellen, die für die Bewertung der globalen, regionalen und nationalen Schwere einer Krise nützlich sind.
    Unser Index für Finanzturbulenzen enthüllt einige verblüffende Informationen. Die jüngste globale Finanzkrise, die wir als » Zweite Große Kontraktion« bezeichnet haben, ist ganz eindeutig die einzige globale Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Selbst wenn sie sich nicht zu einer zweiten Großen Depression entwickelt, übertrifft sie dennoch andere turbulente Episoden, einschließlich des Zusammenbruchs des Bretton-Wood-Systems, des ersten Ölschocks, der Schuldenkrisen der 1980er-Jahre in den aufstrebenden Ökonomien sowie die inzwischen berühmte Asienkrise von 1997 bis 1998. Die Zweite Große Kontraktion ist bereits durch eine außergewöhnliche globale Bankenkrise gekennzeichnet sowie durch eine spektakuläre globale Wechselkursvolatilität. Auch die Synchronizität der Zusammenbrüche der Immobilienmärkte und der Beschäftigung sind seit der Großen Depression ohne Beispiel. An späterer Stelle in diesem Kapitel werden wir zur Untermauerung dieses Vergleichs kaum verwendete Daten aus der Großen Depression präsentieren.
    Der Index für Finanzturbulenzen, den wir in diesem Kapitel entwickeln, lässt sich auch zur Charakterisierung der Ernsthaftigkeit regionaler Krisen verwenden; hier vergleichen wir die Erfahrungen unterschiedlicher Kontinente. Der Index zeigt, wie irrig die populäre Auffassung ist, in Asien gebe es keine Finanzkrisen.
    Dieses Kapitel verbindet nicht nur Krisen auf globaler Ebene, sondern widmet sich auch dem Thema, auf welche Weise unterschiedliche Krisenvarianten innerhalb eines Landes miteinander verknüpft sind. Kaminsky und Reinhart folgend diskutieren wir, wie (bisweilen latent) Bankenkrisen oft zu Währungszusammenbrüchen, Inflation und Zahlungsausfällen souveräner Schuldner führen. 1
    Abschließend beschreiben wir, warum die Überwindung einer globalen Krise schwieriger ist als die Überwindung einer regionalen Krise, an der mehrere Länder beteiligt sind (wie zum Beispiel die Asienkrise von 1997 bis 1998). Ein verlangsamtes Wachstum in der übrigen Welt verhindert eine Kompensation des inländischen Nachfrageeinbruchs durch eine erhöhte Auslandsnachfrage. Messgrößen wie unser Index für globale

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