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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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der USA gestanden. Diese Zahlungsausfälle werden mangels historischer Daten, selbst für die entwickelten Ökonomien, in unserer Analyse nicht separat behandelt. Allerdings werden solche Episoden höchstwahrscheinlich von unserem Indikator für Bankenkrisen erfasst. Immerhin sind Banken die Hauptkreditquelle für Privathaushalte, und eine Welle von Privatinsolvenzen kann sich negativ auf die Bankenbilanzen auswirken.
    Problematischer sind jedoch die Unternehmenspleiten, die eine eigene »Krisenvariante« darstellen. Diese Nichtberücksichtigung ist in Ländern, in denen Unternehmen von Banken abhängig sind, ein geringeres Pro­blem. Unter solchen Umständen gilt die Anmerkung über Privatinsolvenzen auch für Unternehmen. In Ländern mit höher entwickelten Kapitalmärkten kann es gerechtfertigt sein, Unternehmenspleiten als eine weitere eigenständige Krisenvariante zu betrachten. Wie in Abbildung 16.1 dargestellt, stiegen die Unternehmenspleiten in den USA während der Depression steil an, und zwar eine ganze Weile bevor die Regierung in eine Schuldenkrise geriet (die Abschaffung des Goldstandards im Jahr 1934). Man sollte jedoch erwähnen, dass Unternehmenspleiten und Bankenkrisen korrelieren, insofern könnte unser Index dieses Phänomen indirekt erfassen. In zahlreichen Episoden sind Unternehmenspleiten zudem die Vorläufer von staatlichen Zahlungsausfällen beziehungsweise Umschuldungen gewesen, da die Regierungen dazu tendierten, die Schulden des Privatsektors zu übernehmen.

    Abbildung 16.1 Anteil der Länder mit systemischen Bankenkrisen (gewichtet nach ihren Anteil am Welteinkommen) und die Zahlungsausfallrate von US-Unternehmen mit Speculative-Grade-Rating, 1919–2008
    Quellen: Kaminsky und Reinhart (1999); Bordo et al. (2001); Maddison (2004); Caprio et al. (2005), Jácome (2008); Moody’s Magazine (verschiedene Ausgaben) sowie weitere in Anhang A.3 genannte Quellen, die Daten zu Bankenkrisen liefern.
    Anmerkungen: Die Stichprobe beinhaltet alle 66 in Tabelle 3.1 aufgeführten Länder, die im genannten Jahr unabhängige Staaten waren. Es werden drei Sätze an BIP-Gewichtungen verwendet: 1913-Gewichtungen für die Zeit von 1800-1913, 1990-Gewichtungen für die Zeit von 1914 bis 1990 und 2003-Gewichtungen für die Zeit von 1991 bis 2008. Die Einträge für 2007 bis 2008 führen Krisen in ­Belgien, Deutschland, Großbritannien, Japan, Niederlande, Österreich, Spanien, Ungarn und den USA auf. Die Abbildung gibt den beweglichen Durchschnitt über zwei Jahre wieder.
    Illustration des kombinierten Indexes auf Länderebene
    Die argentinische Krise von 2001 bis 2002 macht deutlich, wie Krisen sich potenziell gegenseitig verstärken und überlappen. Die Regierung bediente weder ihre Inlands- noch ihre Auslandsschulden, die Banken waren in »Bankferien« gefangen, als alle Einlagen auf unbestimmte Zeit eingefroren wurden. Der Wechselkurs von Peso zu Dollar verdreifachte sich praktisch über Nacht, und die Preise, die sich zuvor in einer Abwärtsspirale befunden hatten (bei einer jährlichen Deflationsrate von ungefähr –1 Prozent), blähten sich (laut konservativen offiziellen Schätzungen) plötzlich um mehr als 30 Prozent auf. Wir würden hier vielleicht hinzufügen, dass sich diese Episode als ein Barro-Ursúa-Wachstumskollaps qualifiziert (das Pro-Kopf-BIP schrumpfte um 20 bis 25 Prozent), und die Aktienkurse brachen um mehr als 30 Prozent ein – im Einklang mit einem Börsenkrach vom Typus Kindleberger.
    Aggregierte Werte auf globaler Ebene und globale Krisen
    Um von der Erfahrung auf individueller Länderebene zur Gesamterfahrung auf regionaler oder globaler Ebene zu wechseln, nehmen wir die gewichteten Durchschnittswerte aller Länder oder einer bestimmten Region. Wie zuvor besprochen, werden die Länder nach ihrem Anteil an der Weltwirtschaftsleistung gewichtet. Alternativ kann man eine durchschnittliche Gesamtzahl an Krisen für eine bestimmte Ländergruppe berechnen, und zwar unter Verwendung eines einfachen ungewichteten Durchschnitts. Wir werden hier beides darstellen.
    Historische Vergleiche
    Unsere aggregierten Krisenindizes sind die in Abbildung 16.2 und 16.3 dargestellten Zeitreihen für die Periode von 1900 bis 2008 für alle Länder weltweit sowie für die entwickelten Ökonomien. Die aggregierten Werte der entwickelten Ökonomien beinhalten die 18 Länder unserer Stichprobe mit hohem Einkommen, während die aggregierten Werte für die

    Abbildung 16.2 Krisenvarianten: gesamte Welt,

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