DIESES MAL IST ALLES ANDERS
Diese Beobachtung kann die Optionen einer Regierung begrenzen, die eine hohe Verschuldung geerbt hat. Einfach ausgedrückt, muss sie mit der Möglichkeit rechnen, dass die Kapitalströme plötzlich versiegen, weil es sich dabei selbst für die größten Ökonomien der Welt um ein wiederkehrendes Phänomen handelt.
Auch die Inflationsrisiken für geldpolitische Systeme (starre oder flexible Wechselkurse) scheinen eng an die Höhe der Inlandsstaatsschulden geknüpft zu sein. Viele Regierungen sind der Versuchung erlegen, ihre Inlandsschulden wegzuinflationieren.
Darüber hinaus müssen die politischen Entscheidungsträger erkennen, dass Bankenkrisen zu Langlebigkeit neigen. Einige Krisenepisoden (wie zum Beispiel in Japan in 1992 und Spanien in 1997) wurden von den entsprechenden Politikern durch Verleugnung zusätzlich in die Länge gezogen. Die Fiskalfinanzen werden erheblich beeinträchtigt, da die Regierungseinnahmen im Anschluss an eine Krise sinken und die Kosten für die Rettungsmaßnahmen steigen. Unsere ausgiebige Beschäftigung mit Bankenkrisen gibt jedoch wenig Aufschluss über die viel diskutierte Effektivität von Konjunkturpaketen als Mittel zur Abkürzung der Krise und Abfederung des Konjunkturtiefs, das sich im Gefolge der Bankenkrise einstellt. Die Bankenkrisen vor dem Zweiten Weltkrieg wurden selten mit einer antizyklischen Fiskalpolitik bekämpft. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es nur eine Handvoll schwerer Bankenkrisen in den entwickelten Ökonomien gegeben. Vor 2007 waren explizite konjunkturfördernde Maßnahmen nur in der japanischen Krise Teil der politischen Antwort. In den zahlreichen schweren Bankenkrisen in Schwellen- und Transformationsländern waren fiskalische Anreizpakete keine Option, weil die Regierungen der betroffenen Länder keinen Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten hatten. Der Anstieg der Regierungsausgaben während dieser Episoden spiegelte hauptsächlich die Kosten der Rettungsmaßnahmen wider und führte zu einem drastischen Anstieg der Kosten des Schuldendienstes. Es ist gefährlich, aus einer einzigen Episode Schlussfolgerungen über die Effektivität von fiskalischen Anreizen zu ziehen. Der Anstieg der Staatsschulden nach einer Krise ist jedoch ein wichtiger Faktor, der bei der Entscheidung berücksichtigt werden sollte, wie weit Regierungen in ihren Bemühungen zur Abfederung der Konsequenzen einer Krise für die Wirtschaft gehen sollten. Diese Botschaft ist besonders für Länder mit einer Historie der Schuldenintoleranz von zentraler Bedeutung, die unter Umständen bereits bei einer relativ moderaten Schuldenhöhe in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Schließlich lautet die wichtigste politische Erkenntnis zum Thema »Aufstieg« aus der Liga der säumigen Schuldner, dass ein verfrühtes Eigenlob zu Selbstzufriedenheit und einer Herabstufung des Kreditratings führen kann. Mehrere Schuldenkrisen, bei denen es zu Zahlungsausfällen oder Beinahe-Zahlungsausfällen kam, folgten unmittelbar nach einer Anhebung des Ratings der entsprechenden Länder, ihrem Beitritt zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) (zum Beispiel Mexiko, Korea und Türkei) und der Lobpreisung dieser Länder als Musterschüler der internationalen Gemeinschaft (zum Beispiel Argentinien Ende der 1990er-Jahre vor seiner großen Krise Ende 2001).
Die jüngste Version des »Dieses Mal ist alles anders«-Syndroms
Kurz vor der jüngsten Finanzkrise herrschte allgemein die Ansicht, dass Schuldner und Gläubiger aus ihren Fehlern gelernt hätten und sich auf sehr lange Sicht keine Finanzkrisen mehr ereignen würden, zumindest in aufstrebenden und entwickelten Ökonomien. Dank einer besser informierten makroökonomischen Politik und selektiveren Kreditvergabepraktiken, so das Argument, würde die Welt wahrscheinlich keine große Welle an Zahlungsausfällen mehr erleben. In der Tat wurde im Vorfeld der jüngsten Finanzkrise als oft zitierter Grund für die Überzeugung genannt, warum »dieses Mal alles anders« sei, dass sich die Schwellen- und Transformationsländer stärker auf eine inländische Schuldenfinanzierung verließen.
Für eine Euphorie könnte es jedoch zu früh sein. Mit Sicherheit fehlt hier das Bewusstsein für die Geschichte der aufstrebenden Ökonomien. Kapitalstrom- und Zahlungsausfallszyklen hat es in anderen Teilen der Welt seit 1800, wenn nicht schon früher, gegeben. Warum sie plötzlich enden sollten, ist nicht offensichtlich.
Im Vorfeld der
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