DIESES MAL IST ALLES ANDERS
Auslandsschuldenkrisen nicht unüblich sind, auf jede dieser krisenfreien Phasen jedoch unweigerlich eine neue Welle der Zahlungsausfälle folgte.
Abbildung 5.1 Auslandstaatsschulden: Länder, die in Zahlungsverzug gerieten oder deren Auslandsschulden restrukturiert wurden (ungewichtet), 1800–2008
Quellen: Lindert und Morton (1989); Suter (1992); Purcell und Kaufman (1993); Reinhart, Rogoff und Savastano (2003a); MacDonald (2006); Standard und Poor’s.
Anmerkungen: Diese Auswahl enthält alle Länder der in Tabelle 3.1 aufgeführten Gesamtauswahl von 66 Ländern, die im jeweils genannten Jahr unabhängige Staaten waren.
Abbildung 5.2 zeigt zudem, dass die Jahre im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg den Höhepunkt des umfangreichsten Krisenzyklusses in der modernen Weltgeschichte bildeten. Im Jahr 1947 befanden sich Länder, die zusammen fast 40 Prozent des globalen BIP ausmachten, im Zustand eines Zahlungsausfalls oder in der Schuldenrestrukturierung. Diese Situation war zum Teil das Ergebnis neuer kriegsbedingter Zahlungsausfälle, zum Teil aber auch dem Umstand geschuldet, dass sich viele Länder nie von den Schuldenkrisen während der Großen Depression erholt hatten. 7 Aus dem gleichen Grund gelten die Zahlungsausfälle während der Napoleonischen Kriege als genauso wichtig wie die Zahlungsausfälle zu jeder anderen Zeit. Abgesehen von der Krise im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg nähert sich nur der Krisenhöhepunkt in den 1980er-Jahren den Höhepunkten zu Beginn der 1800er-Jahre.
Abbildung 5.2: Auslandsstaatsschulden: Länder, die in Zahlungsverzug gerieten oder deren Auslandsschulden restrukturiert wurden (gewichtet nach ihrem Anteil am Welteinkommen), 1800–2008
Quellen: Lindert und Morton (1989); Suter (1992); Purcell und Kaufman (1993); Reinhart, Rogoff und Savastano (2003a); Maddison (2004); MacDonald (2006); Standard und Poor’s.
Anmerkungen: Diese Auswahl enthält alle Länder der in Tabelle 3.1 aufgeführten Gesamtauswahl von 66 Ländern, die im jeweils genannten Jahr unabhängige Staaten waren. Es werden drei Sätze an BIP-Gewichtungen verwendet, 1913-Gewichtung für den Zeitraum von 1800–1913, 1990-Gewichtung für den Zeitraum von 1914–1990 und 2003-Gewichtung für den Zeitraum von 1991–2008.
Wie wir sehen werden, wenn wir in Kapitel 6 die Erfahrungen bestimmter Länder betrachten, sind gehäufte Zahlungsausfälle bei Auslandsschulden – das heißt wiederholte Zahlungsausfälle souveräner Staaten – in jeder Region der Welt, einschließlich Asien und Europa, die Norm.
Auslandsschuldenkrisen und Bankenkrisen
Eine große Häufung von globalen Bankenkrisen wird historisch mit einer großen Häufung von Zahlungsausfällen souveräner Staaten auf ihre Auslandsschulden assoziiert. Abbildung 5.3 gibt den (BIP-gewichteten) Anteil der Länder wieder, die eine Bankenkrise erlebt haben, gegenüber dem vergleichbar berechneten Anteil an Ländern, die in Zahlungsverzug geraten sind oder deren Auslandsschulden umstrukturiert wurden (wie in Abbildung 5.2 dargestellt). Die Schuldenkrisen souveräner Staaten begannen sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu häufen (dasselbe galt für Bankenkrisen) und eskalierten fortgesetzt während der Großen Depression und im Verlauf des Zweiten Weltkriegs (als sich mehrere entwickelte Länder zur Liste der säumigen Schuldner gesellten). Die darauf folgenden Jahrzehnte waren relativ ruhig, bis die Schuldenkrisen zu Beginn der 1980er- und 1990er-Jahre die Schwellen- und Transformationsländer erfassten. 8
Abbildung 5.3 Prozentsatz der Länder, die in Banken- und Auslandsschuldenkrisen gerieten: alle Länder, 1900–2008 (ungewichtet)
Quellen: Lindert und Morton (1989); Suter (1992); Purcell und Kaufman (1993); Kaminsky und Reinhart (1999); Bordo et al. (2001); MacDonald (2003); Reinhart, Rogoff und Savastano (2003a); Maddison (2004); Caprio et al. (2005); Jácome (2008); Standard und Poor’s.
Anmerkungen: Neue Auslandsschuldenkrisen beziehen sich auf das erste Jahr des jeweiligen Zahlungsausfalls. Die Auswahl beinhaltet alle Länder. Die Abbildung zeigt einen beweglichen Durchschnitt über drei Jahre.
Die Kanäle, über die globale Finanzturbulenzen vermehrt Schuldenkrisen in Schwellen- und Transformationsländern auslösen könnten, sind zahlreich und komplex. Dazu gehören folgende:
Bankenkrisen in entwickelten Ökonomien beeinträchtigen das Weltwachstum empfindlich. Das verlangsamte Wachstum oder auch eine echte Wirtschaftskontraktion
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