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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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entwickelte.
    Wie der Historiker Carlo Cipolla betont, hatte die erste echte internationale Schuldenkrise ihre Wurzeln in Krediten, die italienische Kaufleute Ende des 13. Jahrhunderts an England vergaben. 2 Zu jener Zeit war Italien das entwickelte Finanzzentrum und England das an Ressourcen – vor allem Schafwolle – reiche Entwicklungsland. Wie bereits besprochen, wurden mithilfe italienischer Kredite verschiedene Phasen einer Serie von Kriegen zwischen England und Frankreich finanziert. Als Edward III. von England im Jahr 1340 nach einer Reihe militärischer Niederlagen seine Schulden nicht zurückzahlte, erreichte diese Kunde in Windeseile die Stadt Florenz. Da die großen florentinischen Banken Edward hohe Summen geliehen hatten, erlitt die florentinische Wirtschaft in der Folge einen Bankrun. Gemessen an heutigen Standards spielte sich das Ganze im Zeitlupentempo ab, wobei ein großer italienischer Kreditgeber, die Peruzzi-Bank, im Jahr 1343 bankrottging und eine weitere – die Bardi-Bank – ihr 1346 folgte. Somit erlitt England wie so viele Schwellen- und Transformationsländer in der jüngeren Geschichte das Trauma eines Zahlungsausfalls bei seinen Auslandsschulden (und das mehr als ein Mal), bevor die Nation schließlich in die Riege der zuverlässigen Schuldner aufstieg. Zuvor durchlief England allerdings mehrere weitere Episoden der Schuldenrestrukturierung. Diese jüngeren Schuldenkrisen bezogen sich jedoch ausschließlich auf Inlandsschulden, wie wir zeigen werden.
    Tatsächlich konnte sich England von seinem Status als wiederholter säumiger Schuldner bis zur Glorious Revolution im Jahr 1688 nicht wirklich befreien. Diese Revolution führte zu einer substanziellen Stärkung der Macht des Parlaments. Wie North und Weingast in ihrer einflussreichen Arbeit argumentieren, entstand damit erstmalig eine sich selbst erneuernde Institution, die hinter den britischen Schulden stand. Weingast vertrat weiterhin die These, durch die Einrichtung einer offiziellen Kontrollinstitution zur Überwachung des Schuldendienstes der Regierung habe die Bank of England das Schlüsselinstrument geliefert, mit dem das Parlament seine Macht ausüben konnte. 3 Gewiss trug auch eine Reihe weiterer Faktoren zum Erfolg von England bei, einschließlich der Regierungspraxis, Kriege mittels kurzfristiger Schulden zu finanzieren und diese Schulden nach Kriegsende in langfristige Kredite umzuwandeln. Eine kurzfristige Finanzierung von Kriegen ist natürlich sinnvoll, weil die Ungewissheit über das Kriegsende die Regierung zur Zahlung eines Aufschlags zwingt, den sie nicht perpetuieren will. Die Emission langfristiger Schuldtitel förderte zudem einen aktiven Sekundärmarkt, der zur Liquidität der englischen Schulden beitrug – ein Punkt, den Carlos et al. unterstreichen. 4 Und schließlich kann gar nicht genug betont werden, dass einer der Hauptfaktoren für Englands relativ makellose Rückzahlungsbilanz die zahlreichen beachtlichen Kriegserfolge Englands gewesen sind. Wie wir bereits im Hinblick auf die frühen britischen Monarchen gesehen haben, begünstigte nichts so sehr eine Schuldenkrise wie Kriegsniederlagen. Zum Thema, wie sich Nationen vom Status säumiger Schuldner befreien, kehren wir gegen Ende des Buches noch einmal zurück.
    Vor 1800 war es außer England nur wenigen anderen Nationen gelungen, die Kapazitäten zur Aufnahme signifikanter internationaler Schulden zu entwickeln und in eine Schuldenkrise zu geraten. Um gehäufte Zahlungsausfälle auf hohe Kreditsummen zu erleiden, muss ein Land über genügend Reichtümer verfügen, um jede neue Generation an Gläubigern davon überzeugen zu können, dass die zur Rückzahlung notwendigen Einnahmen auch fließen werden (dass dieses Mal alles anders ist) und dass das Land stabil genug ist, um sicherzustellen, dass es auch weiterhin existieren wird, um die Rückzahlungen zu leisten. Dank des rapiden globalen Einkommenswachstums aufgrund der industriellen Revolution sowie Englands Fähigkeit, überschüssige Ersparnisse gewinnbringend einzusetzen, begannen viele Länder nach 1800 die entsprechenden Vermögenskriterien zu erfüllen. Vor 1800 verfügten, abgesehen von den frühen italienischen Städten sowie (jeweils in einem Fall) Portugal und Preußen, lediglich Frankreich und Spanien über die Ressourcen und die Stabilität, um umfangreiche internationale Schuldenkrisen zu erleben. Und das taten sie – Spanien nach unserer Zählung sechs Mal und Frankreich acht Mal, wie

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