DIESES MAL IST ALLES ANDERS
0,75.
Diese erhöhte Korrelation lässt sich wahrscheinlich eher durch eine veränderte Bereitschaft der Regierungen zur Enteignung über verschiedene Kanäle sowie die Abschaffung eines Goldstandards (oder eines anderen Edelmetallstandards) erklären als durch eine Veränderung der makroökonomischen Einflüsse. Während der Zahlungsausfälle in der Zeit der Großen Depression war Deflation die Norm. Da dieser Preisverfall unerwartet eintrat, wurden die Schuldenlasten noch drückender und hatten eine noch schädlichere Wirkung auf die Wirtschaftsleistung. Diese Beziehung ist der Kern von Irving Fishers berühmter Schulden-Inflations-Theorie. 11 Als logische Konsequenz dieser Theorie macht eine schlechte wirtschaftliche Gesamtsituation einen Zahlungsausfall noch wahrscheinlicher. Im Gegensatz dazu senkt eine höhere Inflationsrate die Wahrscheinlichkeit, dass eine Ökonomie in eine deflationäre Abwärtsspirale gerät. Dass Zahlungsausfälle und hohe Inflationsraten in den späteren Jahrzenten nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam auftraten, deutet darauf hin, dass Regierungen heute eine größere Bereitschaft zeigen, beides in Kauf zu nehmen, um ihre Realzinslast zu senken.
Nach einer Auslandsschuldenkrise wachsen die Inflationsrisiken meistens. 12 Regierungen, denen es nicht gelungen ist, ihre Ausgaben zu senken, nachdem sie von den Kapitalmärkten ausgeschlossen wurden und mit einbrechenden Einnahmen konfrontiert sind, haben wiederholt zu Inflationssteuern gegriffen, selbst in ihrer extremsten hyperinflationären Form.
Globale Faktoren und Zyklen globaler Auslandsschuldenkrisen
Wir haben anhand von Abbildung 5.1 und 5.2 bereits gesehen, dass globale finanzielle Großfeuer den Anstieg von Auslandsschuldenkrisen bewirken können. Unser umfassender neuer Datensatz bestätigt zudem die unter Ökonomen vorherrschende Sicht, dass globale Wirtschaftsfaktoren, einschließlich der Rohstoffpreise und Zinssätze in den Ländern, die Finanzzentren darstellen, eine wichtige Rolle bei der Auslösung von Auslandsschuldenkrisen spielen. 13
Für die Zeit von 1800 bis 2008 haben wir eine Reihe globaler Indizes über reale Rohstoffpreise verwendet, um den Grad der Parallelbewegung von Zahlungsausfällen und Rohstoffpreisen festzustellen. Spitzen und Täler in den Rohstoffpreiszyklen scheinen führende Indikatoren für Spitzen und Täler im Kapitalflusszyklus zu sein, wobei die Täler typischerweise in multiplen Zahlungsausfällen resultieren.
Wie Kaminsky, Reinhart und Végh für die Nachkriegszeit demonstriert und Aguiar und Gopinath vor Kurzem modelliert haben, tendieren Schwellen- und Transformationsländer in Bezug auf ihre Verschuldung zu einem extrem prozyklischen Verhalten. 14 Günstige Trends in den Terms of Trade der Länder (soll bedeuten hohe Preise für Primärrohstoffe) führen typischerweise zu einer vermehrten Schuldenaufnahme. Wenn
Abbildung 5.5 Rohstoffpreise und neue Auslandsschuldenkrisen, 1800–2008
Quellen: Gayer et al. (1953); Boughton (1991); The Economist (2002); IWF (verschiedene Jahre), World Economic Outlook sowie Berechnungen der Autoren auf Basis der in Anhang A.1 und A.2 genannten Quellen.
Anmerkungen: »Neue Zahlungsausfälle auf Auslandsschulden« bezieht sich auf das erste Jahr eines Zahlungsausfalls. Aufgrund der deutlich negativen Abwärtsentwicklung der Rohstoffpreise während des Musterzeitraums sind die Preise gegen einen linearen Trend regressiert, um den Zyklus zu isolieren.
die Rohstoffpreise fallen, stürzt das Schuldengebäude ein und es kommt zu Zahlungsausfällen. Abbildung 5.5 ist eine Illustration des Rohstoffpreiszyklusses, aufgeteilt in zwei Perioden. Wie der erste Teil der Abbildung für die Zeit von 1800 bis 1940 grob darstellt (und ökonometrische Tests bestätigen), folgen auf einen sprunghaften Anstieg der Rohstoffpreise fast unweigerlich Wellen neuer Zahlungsausfälle souveräner Staaten. Der untere Teil der Abbildung 5.5 misst dasselbe Phänomen für die Zeit von 1940 bis in die 2000er-Jahre. Wenngleich diese Koppelung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich wird, ist sie weniger beeindruckend.
Abbildung 5.6 Nettokapitalströme aus Weltfinanzzentren und Auslandsschuldenkrisen, 1818–1939
Quellen: Imlah (1958); Mitchell 2003a, 2003b), Carter et al. (2006) und Bank of England.
Anmerkungen: Die Leistungsbilanzen Großbritanniens und der USA sind gemäß der relativen Bedeutung dieser Nationen als Weltfinanzzentren und Hauptkapitalgeber für die übrige Welt
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