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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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können, warum einige Regierungen Inflationsraten zuzulassen zu scheinen, die weit über dem Niveau liegen, das sich mit Geldschöpfungsgewinnen durch eine Erhöhung der monetären Basis begründen lässt. (Salopp ausgedrückt: Wenn eine Regierung ihr Geldmonopol durch eine hemmungslose Betätigung der Notenpresse missbraucht, wird es die Nachfrage nach ihrer Währung irgendwann so weit senken, dass sie geringere reale Einnahmen aus der Erhöhung der Geldmenge erzielt, als es bei einer niedrigeren Inflationsrate der Fall gewesen wäre.) Wenngleich die Inlandsstaatsschulden in der überwältigenden Mehrheit der empirischen Literatur über Hoch- und Hyperinflation weitgehend ignoriert werden, stellen wir fest, dass die versteckten Inlandsstaatsschulden mindestens genauso hoch waren wie die monetäre Basis (Summe aus Bargeldumlauf, Mindestreserven und Überschussreserven) und gelegentlich sogar ein Vielfaches dieser Summe betrugen.
    Das Rätsel der Schuldenintoleranz verstehen
    Wir beginnen mit allgemeinen Erkenntnissen über Auslandsschuldenkrisen und ihre Implikationen zur Definition tragfähiger Schuldenhöhen und Schuldenschwellen. Bei den 250 Auslandsschuldenkrisen, die unser Datensatz enthält, wird in der Tat deutlich, dass im Hintergrund der großen Mehrheit der Auslandsschuldenkrisen hohe Inlandsschulden lauerten. Tabelle 8.1 bildet das Verhältnis sowohl der Auslandsverschuldung als auch der Gesamtverschuldung (einschließlich Inlands- und Auslandsschulden) eines souveränen Staates in Relation zu seinen Einnahmen kurz vor den größten Zahlungsausfällen des 19. und 20. Jahrhunderts ab. Wir normieren die Schulden mittels der Staatseinnahmen, weil die Daten über das nominale BIP für die Zahlungsausfälle im 19. Jahrhundert entweder lückenhaft sind oder nicht existieren. (Für viele Länder bieten die Standardquellen nichts, was auch nur im Entferntesten einer kontinuierlichen Zeitreihe für das BIP des 19. Jahrhunderts gleichkäme.) 1 Die Exporte, die als Basis für die Einschätzung der Fähigkeit eines Landes zur Bedienung seiner Auslandsschulden dienen können, sind vielleicht weniger wichtig als die Staatseinnahmen, wenn man die Inlandsschulden zur Berechnung der Schuldentragfähigkeit hinzunimmt.
    Eine umfassendere Betrachtung unserer Stichprobe bietet Abbildung 8.1, die auf den 89 Auslandsschuldenkrisen zwischen 1827 und 2003 basiert – ein Zeitraum, für den wir über vollständige Daten über Auslandsschulden, Gesamtschulden und Staatseinnahmen verfügen. Wir sehen, dass die Auslandsschulden in allen Regionen außer Lateinamerika im Jahr einer Auslandsschuldenkrise typischerweise weniger als die Hälfte der gesamten Staatsschulden des betreffenden Landes ausgemacht haben. In Lateinamerika waren die Auslandsschulden höher, überschritten aber nicht die 60-Prozent-Grenze.
    Die Betrachtung der Daten über Inlandsstaatsschulden bietet zumindest eine teilweise Antwort auf die grundlegende Frage, die in der Literatur über das Thema Auslandsschulden stets gestellt wird: Warum zeigen Schwellen- und Transformationsländer bereits bei verblüffend niedrigen Auslandsschuldenverpflichtungen im Verhältnis zu ihrem BIP die Tendenz, in die Zahlungsunfähigkeit zu geraten? 2 In Kapitel 2 zum Beispiel haben wir über die Hinweise darauf gesprochen, dass säumige Schuldnerländer tendenziell bereits bei einer Auslandsschuldenquote in Zahlungsverzug geraten, die unter der im europäischen Maastricht-Vertrag genannten Obergrenze von 60 Prozent liegt. 3 Wenn man die Inlandsstaatsschulden berücksichtigt, verschwindet diese Anomalie.
TABELLE 8.1
Staatsschuldenquoten zum Zeitpunkt von Auslandsschuldenkrisen: ausgewählte Episoden
Land
Jahr des Zahlungsausfalls
Verhältnis der Auslandsschulden zu Staatseinnahmen
Verhältnis der gesamten Staatsschulden zu Staatseinnahmen
Mexiko
1827
1,55
4,20
Spanien
1877
4,95
15,83
Argentinien
1890
4,42
12,46
Deutschland
1932
0,64
2,43
China
1939
3,10
8,96
Türkei
1978
1,38
2,69
Mexiko
1982
3,25
5,06
Brasilien
1983
0,83
1,98
Philippinen
1983
0,23
1,25
Südafrika
1985
0,09
1,32
Russland
1998
3,90
4,95
Pakistan
1998
3,32
6,28
Argentinien
2001
1,59
2,62
Quellen: Siehe Anhänge A.1 und A.2
    Abbildung 8.2 und 8.3 bieten uns eine andere Perspektive auf die Daten, indem sie die Häufigkeitsverteilung (einfach und kumulativ) der Auslandsschulden sowie der gesamten Staatsschulden im Verhältnis zum BIP für alle Auslandsschuldenkrisen in unserer Stichprobe darstellen, für die wir vollständige

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