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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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Zahlungsausfälle bei Auslandsschulden, aber keineswegs ein seltenes Phänomen sind. Unser Datensatz enthält mehr als 70 Fälle offensichtlicher Inlandsschuldenkrisen (gegenüber 250 Auslandsschuldenkrisen) seit 1800. 10 Diese De-jure-Zahlungsausfälle ereigneten sich aufgrund vielfältiger Mechanismen, die von einem erzwungenen Währungstausch über niedrigere Kuponraten bis zu einer einseitigen Senkung der Schuldensumme (gelegentlich in Kombination mit einer Währungsumwandlung) und einer Aussetzung der Zahlungen reichten. In den Tabellen 7.2 bis 7.4 sind diese Episoden aufgeführt. Abbildung 7.5 fasst diese Daten zusammen und gibt den Anteil der Länder wieder, die in jedem Jahr in einer Inlandsschuldenkrise steckten.

    Abbildung 7.5 Inlandsstaatsschulden: Prozentsatz an Ländern, die in Zahlungsverzug gerieten oder deren Schulden restrukturiert wurden, 1900–2008 (beweglicher Durchschnitt über einen Fünfjahreszeitraum)
    Quellen: Völkerbund; Reinhart, Rogoff und Savastano (2003a); Standard und Poor’s sowie die Berechnungen der Autoren.
    Anmerkung: Ungewichtete aggregierte Werte.
    Unser Katalog über Inlandsschuldenkrisen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dünner, da Inlandsschuldenkrisen weitaus schwieriger auszumachen sind als Auslandsschuldenkrisen. Selbst die weit verbreiteten Inlandsschuldenkrisen während der Großen Depression der 1930er-Jahre sowohl in den entwickelten Ländern als auch in den Entwicklungsländern sind nicht gut dokumentiert. Als jüngeres Beispiel könnte man Argentinien nennen. Zwischen 1980 und 2001 geriet Argentinien drei Mal in eine Inlandsschuldenkrise. Die beiden Zahlungsausfälle, die mit Auslandsschuldenkrisen zusammenfielen (1982 und 2001), sorgten für eine erhebliche internationale Aufmerksamkeit. Die große Inlandsschuldenkrise von 1989, mit der kein erneuter Zahlungsausfall bei Auslandsschulden einherging, ist außerhalb von Argentinien jedoch kaum bekannt.
    Einige Vorbehalte im Hinblick auf Inlandsschulden
    Warum sollte sich eine Regierung weigern, seine Inlandsschulden vollständig zurückzahlen, wenn sie das Problem einfach weginflationieren kann? Eine Antwort lautet, dass eine Inflation Verzerrungen verursacht, vor allem im Bankensystem und im Finanzsektor. Es mag Situationen geben, in denen die Regierung trotz der Inflationsoption die Weigerung, ihre Inlandsschulden zurückzuzahlen, als geringeres oder zumindest weniger kostspieliges Übel betrachtet. Die potenziellen Kosten einer Inflation sind besonders problematisch, wenn die Inlandsanleihe eine relative kurze Laufzeit hat oder indexiert ist, weil die Regierung dann eine wesentlich aggressivere Inflation auslösen muss, um eine signifikante reale Senkung der Rückzahlungen zu erreichen. In anderen Fällen, wie zum Beispiel in den USA während der Großen Depression, war der Zahlungsausfall (durch die Abschaffung des Goldstandards im Jahr 1933) eine Voraussetzung für die Reinflation der Wirtschaft durch eine expansive Fiskal- und Geldpolitik.
TABELLE 7.2
Ausgewählte Episoden der Zahlungsausfälle bei Inlandsschuldenbeziehungsweise der Schuldenrestrukturierung, 1740–1921
Land
Datum
Anmerkung
Argentinien
1890
Auch dieser Zahlungsausfall erstreckte sich auf mehrere »inländische« Anleihen. Diese Anleihen wurden zwar nicht in London emittiert, lauteten aber auf eine Fremdwährung (britische Pfund) und wurden im Ausland vermarktet – die Vorläufer der mexikanischen Tesobonos der1990er-Jahre.
China
März 1921
Zur Lösung der Zahlungsrückstände auf die meisten Staatsanleihen seit 1919 wurde ein konsolidierter Inlandsschuldenplanverwendet.
Dänemark
Januar 1813
Während der Krise wurden die Auslandsschulden bedient, die Rückzahlung der Inlandsschulden wurde jedoch um 39 Prozent gekürzt.
Großbritannien
1749, 1822, 1834, 1888–1889
Diese gehörten zu mehreren Anleiheumwandlungen in niedrigere Kuponraten. Die Senkung der Kuponraten betrug bei diesenEpisoden zumeist 0,5–1,0Prozent.
Mexiko
30. November 1850
Nach der Restrukturierung der Auslandsschulden im Oktober 1850 wurde die Rückzahlung der Inlandsschulden, die 60 Prozent der gesamten Staatsschulden ausmachten, um rund die Hälfte gekürzt.
Peru
1850
Die kolonialen Inlandsanleihen wurden nicht storniert; die An­leihepreise kollabierten, und diese Schulden wurden schließlich restrukturiert.
Russland
Dezember 1917–Oktober 1918
Die Regierung weigerte sich, ihre Inlandsschulden zurückzuzahlen. Im Anschluss wurde Gold in allen Formen

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