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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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wesentlich breiteres Spektrum an Vermögenswerten ausdehnen. Das Assetportfolio unterschiedlicher Banken weist oft eine ähnliche Struktur auf. Und wenn alle Banken versuchen, zum selben Zeitpunkt zu verkaufen, kann es passieren, dass der Markt komplett austrocknet. Vermögenswerte, die in normalen Zeiten relativ liquide sind, können plötzlich ausgesprochen illiquide werden, und zwar gerade dann, wenn die Bank am meisten auf ihre Liquidität angewiesen ist.
    Das heißt, selbst wenn eine Bank in normalen Zeiten absolut solvent ist, kann die Notwendigkeit, Vermögenswerte zu Schleuderpreisen zu veräußern, die Bilanz einer Bank sprengen. In diesem Fall hat der Bankrun eine sich selbst erfüllende Wirkung. Das heißt, dies ist ein weiteres Beispiel für multiple Gleichgewichte, ähnlich der Situation, in der sich die Gläubiger eines Landes kollektiv weigern, kurzfristige Schulden zu prolongieren.
    In der Praxis verfügen Bankensysteme über viele Wege zur Bewältigung von Bankruns. Handelt es sich um einen Ansturm auf eine einzige Bank, hat das betroffene Institut vielleicht die Möglichkeit, sich Geld aus einem Pool anderer privater Banken zu leihen, der effektiv eine Einlagensicherung der Banken untereinander darstellt. Handelt es sich dagegen um einen breiten Bankrun auf zahlreiche Bankinstitute, dann wird diese Einlagensicherung im Zwischenbankengeschäft zusammenbrechen. Ein Beispiel für einen solchen Bankrun ist die US-Subprime-Krise von 2007 gewesen, weil die problematischen Hypotheken über den gesamten Bankensektor verteilt waren. Wechselkurskrisen, wie sie sich in den 1990er-Jahren in so vielen Entwicklungsländern ereignet haben, sind ein weiteres Beispiel für eine systemische Finanzkrise, die fast alle Banken eines Landes betrifft. Bei beiden Krisentypen wird der Schock von einem realen Verlust im Bankensystem ausgelöst. Dieser Schock ist unter Umständen zu bewältigen, wenn das Vertrauen in den Bankensektor als Ganzes gewahrt bleibt. Wenn es jedoch zu einem Run kommt, besteht die Gefahr, dass das gesamte System kollabiert, womit aus einem Problem eine Katastrophe wird. Diamond und Dybvig vertreten die These, dass Einlagensicherungssysteme Bankruns verhindern können, allerdings lässt ihr Modell die Tatsache außer Acht, dass eine Einlagensicherung ohne effektive Regulierung Banken in die Versuchung führen könnte, zu hohe Risiken einzugehen. 6
    Bankruns sind im Allgemeinen einfach nur ein wichtiges Beispiel für die Verwundbarkeit hoch verschuldeter Kreditnehmer – öffentlich wie privat –, wie in der Einleitung zu diesem Buch erwähnt. Die Implosion des US-Finanzsystems in den Jahren 2007 bis 2008 ereignete sich genau deswegen, weil zahlreiche Finanzinstitute außerhalb des traditionellen und regulierten Bankensektors ihre illiquiden Geldanlagen über kurzfristige Kredite finanzierten. In modernen Finanzsystemen sind nicht nur Banken von Bankruns bedroht, sondern auch andere Finanzinstitute, deren Portfolio in hohem Maße durch kurzfristige Kredite finanziert sind.
    Warum von Bankenkrisen ausgelöste Rezessionen so kostspielig sind
    Schwere Finanzkrisen treten nicht isoliert auf. Anstatt Auslöser einer Rezession zu sein, sind sie wesentlich öfter ein Verstärkungsmechanismus: Eine plötzliche Umkehr des Wirtschaftswachstums führt zu einer Serie an notleidenden Bankkrediten, die zu einer restriktiveren Kreditvergabe führt, die ihrerseits das Wirtschaftswachstum weiter bremst, was zu weiteren Rückzahlungsschwierigkeiten führt etc. Außerdem werden Bankenkrisen oft von anderen Krisen begleitet, einschließlich Wechselkurskrisen, Inlands- und Auslandsschuldenkrisen und Inflationskrisen. Das Zusammentreffen und zeitliche Auftreten von Krisen werden wir in Kapitel 16 ausführlicher beleuchten. Man sollte sich daher davor hüten, diese erste Annäherung an unseren umfassenden historischen Datensatz als einen definitiven Beleg für die Kausaleffekte von Bankenkrisen zu interpretieren. Dies ist ein relativ neues Gebiet, auf dem noch viel Forschungsarbeit geleistet werden muss.
    Die theoretische und empirische Literatur über die Effekte von Finanzkrisen auf die Realwirtschaft ist sehr umfangreich und gut fundiert. Eine der einflussreichsten Studien wurde 1983 von Ben Bernanke vorgestellt, der schrieb, als Anfang der 1930er-Jahre fast die Hälfte aller US-Banken pleiteging, habe das Finanzsystem lange gebraucht, um seine Kreditkapazitäten wiederherzustellen. Laut Bernanke war der Zusammenbruch

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