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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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Größenordnung dieser Konsequenzen in entwickelten und aufstrebenden Ökonomien vergleichbar ist. Offensichtlich hängen sowohl die Rettungskosten als auch andere fiskalische Kosten von einer Reihe politischer und ökonomischer Faktoren ab, vor allem der politischen Reaktion und der Heftigkeit des realen Schocks, der die Krise typischerweise auslöst. 4
    Einleitung zur Theorie über Bankenkrisen
    Bankenkrisen in repressiven Finanzsystemen
    Unsere Auswahl enthält im Wesentlichen zwei Arten der Bankenkrisen. Die erste tritt üblicherweise in armen Entwicklungsländern in Afrika und anderen Regionen auf, wenngleich sie gelegentlich auch in wohlhabenderen Ländern, wie zum Beispiel Argentinien, zu beobachten ist. Diese Krisen sind in Wirklichkeit eine Form des Zahlungsausfalls auf Inlandsschulden, die Regierungen auslösen, in denen die Finanzrepression eine wichtige Form der Besteuerung darstellt. Unter einem repressiven Finanzregime sind Banken Vehikel, die Regierungen ermöglichen, durch eine Monopolisierung des Geldes und des gesamten Spar- und Zahlungssystems mehr indirekte Steuereinnahmen aus den Bürgern zu pressen. Regierungen zwingen ihre Bürger, ihr Geld zur Bank zu tragen, indem sie wenige oder gar keine anderen Optionen bieten. Anschließend greifen die Regierungen per Mindestreserveanforderung und anderen Mitteln auf diese Gelder zu. Das ermöglicht ihnen, einen Teil ihrer Schulden zu sehr niedrigen Zinsen zu finanzieren. Die Finanzrepression ist damit eine Form der Besteuerung. Die Bürger legen ihre Ersparnisse bei der Bank an, weil es kaum andere sichere Anlagemöglichkeiten gibt. Die Regierungen wiederum erlassen Vorschriften und Restriktionen, mit denen sie die Banken zwingen, der Regierung Geld zu leihen. In den Fällen, in denen die Banken staatlich kontrollierte Institute sind, erteilt die Regierung den Banken ganz einfach die Anweisung, ihr Kredite zu gewähren.
    Oft können Regierungen die Finanzrepressionssteuer noch erhöhen – und das tun sie auch –, indem sie Zinsdeckel einführen und gleichzeitig die Inflation anheizen. Das tat zum Beispiel Indien Anfang der 1970er-Jahre, als es die Bankzinsen bei 5 Prozent deckelte und einen Inflationsanstieg von mehr als 20 Prozent initiierte. Gelegentlich reicht selbst dieser Schritt nicht aus, um den unersättlichen Appetit der Regierung auf Einnahmen aus Ersparnissen zu stillen, und dann stellt sie ihren Schuldendienst ganz ein (ein Zahlungsausfall auf Inlandsstaatsschulden). Dieser Zahlungsausfall bringt die Banken in die Situation, dass sie ihre eigenen Verbindlichkeiten nicht mehr erfüllen können – mit der Folge, dass die Sparer einen Teil oder ihre gesamten Einlagen verlieren. (In einigen Fällen mag es so etwas wie eine staatliche Einlagensicherung geben, aber bei einem Zahlungsausfall wird die Regierung auch diese Garantie nicht erfüllen.)
    Bankenkrisen und Bankruns
    Echte Bankenkrisen von der Art, wie sie typischerweise in Schwellen- und Transformationsländern sowie entwickelten Ländern auftreten, sind eine ganz andere Sache. Wie wir in der Einleitung erwähnt haben, macht die Rolle, welche die Banken bei der Durchführung von Laufzeitveränderungen haben – das heißt die Umwandlung von kurzfristigen Spareinlagen in langfristige Kredite –, Banken besonders anfällig für Bankruns. 5 Banken vergeben typischerweise kurzfristige Kredite auf Basis von Spar- und Sichteinlagen (die im Prinzip sehr kurzfristig abgezogen werden können). Gleichzeitig gewähren sie aber auch langfristige Kredite in Form von Direktkrediten an Unternehmen sowie anderen längerfristigen und riskanteren Wertpapieren. In normalen Zeiten halten die Banken liquide Ressourcen, deren Höhe mehr als ausreichend ist, um einen erhöhten Abzug von Spareinlagen zu bewältigen. Während eines Ansturms – eines »Runs« – auf die Bank verlieren die Sparer jedoch das Vertrauen und ziehen massenweise ihre Einlagen ab. Mit zunehmendem Geldabfluss ist die Bank gezwungen, Vermögenswerte notzuverkaufen. Typischerweise muss sie diese in einer solchen Situation zu »Schleuderpreisen« auf den Markt werfen, vor allem wenn die Bank hoch illiquide und risikoreiche Kredite (wie zum Beispiel Kredite an lokale Unternehmen, über welche die Bank weitaus bessere Informationen hat als andere Investoren) hält. Das Problem, Vermögenswerte zu Schleuderpreisen veräußern zu müssen, kann sich während einer systemischen Bankenkrise von der Art, wie wir sie hier betrachten, auf ein

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