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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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von 1800 bis 2008 ein Bild der gehäuften und wiederholten Bankenkrisen.
    Bis in die jüngste Zeit haben sich die Untersuchungen über Bankenkrisen entweder auf Episoden aus der Geschichte entwickelter Länder (hauptsächlich die Bankpaniken vor dem Zweiten Weltkrieg) oder auf die Erfahrung heutiger Schwellen- und Transformationsländer konzentriert. 1 Diese Dichotomie wurde möglicherweise von der Überzeugung geprägt, dass systemische länderübergreifende Finanzkrisen mit destabilisierender Wirkung ein Relikt aus der Vergangenheit sind. 2 Die Zweite Große Kontraktion – die globale Finanzkrise, die vor Kurzem Europa und die USA erfasst hat – hat dieser Fehlannahme ein Ende gesetzt, wenngleich zu hohen sozialen Kosten.
    Wie wir in diesem Kapitel demonstrieren werden, ereignen sich Bankenkrisen seit Langem in reichen und armen Ländern gleichermaßen. Zu dieser Erkenntnis sind wir unter Verwendung unserer Stichprobe über 66 Länder (sowie bei einigen Erhebungen einer breiteren, erweiterten Länderauswahl) gekommen. Wir haben Bankenkrisen von Dänemarks Finanzpanik während der Napoleonischen Kriege bis zur jüngsten »ersten globalen Finanzkrise des 21. Jahrhunderts« untersucht. Die Häufigkeit, mit der sich Bankenkrisen ereignen, erweist sich in Ländern mit einem hohen Einkommen und Ländern mit einem mittleren bis niedrigen Einkommen als erstaunlich ähnlich. Tatsächlich ist die Liste an Krisen in den Weltfinanzzentren Frankreich, Großbritannien und USA besonders lang. Vielleicht noch überraschender sind die qualitativen und quantitativen Parallelen zwischen völlig unterschiedlichen Einkommensgruppen. Diese Parallelen lassen sich trotz der relativ jungfräulichen Zahlungsausfallsbilanz feststellen, welche die reichen Länder der modernen Zeit vorweisen können.
    Für die Untersuchung der Bankenkrisen sind drei Merkmale des Datensatzes, der diesem Buch zugrunde liegt, besonders erwähnenswert. Erstens – um es noch einmal zu erwähnen – reicht unser Datensatz über Bankenkrisen bis zum Jahr 1800 zurück. Zweitens sind wir unseres Wissens die Ersten, welche die Muster der Immobilienpreise im Rahmen großer Bankenkrisen in Schwellen- und Transformationsländern, einschließlich Asien, Europa und Lateinamerika, untersuchen. Unser Datensatz über Schwellen- und Transformationsländer ermöglicht Vergleiche im Hinblick auf Dauer und Größenordnung mit den besser dokumentierten Immobilienpreiszyklen in den entwickelten Ländern, von denen seit Langem bekannt ist, dass sie eine zentrale Rolle in Finanzkrisen spielen. Wir haben festgestellt, dass die Immobilienpreiszyklen im Umfeld von Finanzkrisen in beiden Ländergruppen eine ähnliche Dauer und vergleichbare Amplitude aufweisen. Dieses Ergebnis ist angesichts der Tatsache, dass fast alle anderen makroökonomischen und finanziellen Zeitreihen (über Einkommen, Konsum, Regierungsausgaben, Zinsraten etc.) in Schwellen- und Transformationsländern eine höhere Volatilität zeigen, überraschend. 3 Drittens wenden wir die umfangreichen historischen Daten in unserer Analyse auf die staatlichen Steuereinnahmen und die gesamten Staatsschulden an (wie in Kapitel 3 ausführlich beschrieben). Diese Daten bieten eine neue Perspektive über die fiskalischen Konsequenzen von Bankenkrisen; insbesondere betonen sie die Folgen für Steuereinnahmen und öffentliche Schulden, die weitaus substanzieller sind als die Kosten der Rettungsmaßnahmen – auf die sich die bestehende Literatur hauptsächlich konzentriert.
    Wir stellen fest, dass Bankenkrisen beinahe unweigerlich zu einem drastischen Rückgang der Steuereinnahmen führen, während zu den anderen defizitsteigernden Faktoren der Einsatz automatischer fiskalischer Stabilisatoren, eine antizyklische Fiskalpolitik und höhere Zinszahlungen aufgrund erhöhter Risikoprämien sowie eine Herabstufung im Kreditrating (vor allem, aber nicht ausschließlich für Schwellen- und Transformationsländer) gehören. Im modernen Zeitalter steigen die realen Staatsschulden in den drei Jahren nach einer Krise im Schnitt um 86 Prozent an. (Das heißt, wenn die Staatsschulden zu Beginn der Krise 100 Milliarden Dollar betrugen, erreichten sie drei Jahre nach der Krise inflationsbereinigt 186 Milliarden Dollar.) Diese fiskalischen Konsequenzen, die sowohl die direkten als auch die indirekten Kosten einschließen, sind um ein Vielfaches höher als die üblichen Kosten einer Bankenrettung. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass die

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