Diner des Grauens
kommen und Sie zu schikanieren. Oder gab es auch mal Angriffe auf irgen d welche andere Läden?«
»Naja, meiner ist eben am nächsten dran«, argumentierte sie.
»Das hab ich auch erst gedacht. Einfach eine Ortsfrage. Aber hundertachtzig Zombies, die ausgerechnet diesen Laden hier aussuchen, nur weil er am nächsten liegt, erg e ben keinen Sinn, wenn man mal drüber nachdenkt. Das sind einfach zu viele, als dass nicht ein paar davon in irgendeine andere Richtung ma r schieren würden. Es sei denn, sie werden gelenkt.«
Loretta streute Croutons auf den welken Salat. »Dann macht das jemand mit Absicht?«
»Vielleicht. Nur weil sie vom Diner angezogen werden, muss es natürlich nicht unbedingt sein, dass ihnen jemand sagt, sie sollen herkommen. Es heißt nur, dass irgendeine Kraft dahintersteckt. Es kann auch sein, dass es nicht einmal ein Mensch ist.«
Sie balancierte das Tablett auf einer breiten, fetten Handfl ä che. »Was könnte es sonst sein?«
»Möglich wär vieles. Eine körperlose böswillige Kraft wie ein zorniger Geist oder ein erdgebundener Dämon. Auch könnte der Ort ein Zombie-Magnet sein.«
Missmutig verließ sie die Küche, um ihre Kunden zu bedi e nen. Ebenso missmutig kam sie zurück.
»Und was kann ich da machen? Soll ich den Priester kommen lassen, damit er das Diner exorziert?«
»Schaden kanns nicht, aber ich glaube kaum, dass das was ändern würde. Was auch immer es ist, womit Sie es hier zu tun haben, es ist um einiges hartnäckiger als das, was ich sonst zu sehen kriege, mit all diesen Zombies aus dem Nichts und allem. Ist vor dem Ärger mit den Leichen schon mal was Seltsames passiert?«
»In Rockwood passieren viele seltsame Dinge«, antwo r tete sie. »Da müssen Sie sich schon genauer ausdrücken. Was meinen Sie mit seltsam?«
»Keine Ahnung. Irgendwas mit dem Diner oder dem Frie d hof, das Ihnen komisch vorkam.«
Sie verschränkte ihre schwabbeligen Arme über der Brust. »Gil Wilson, der letzte Besitzer, ist vor fünf Jahren einfach so verschwunden. Der Sheriff hat das Ganze unte r sucht und nichts Ungewöhnliches gefunden. Alle dachten, den alten Gil hätt's gepackt und er sei einfach weggega n gen. Er war ein ziemlich komischer Kerl. Hat nie richtig ins Bild gepasst.
Das Diner stand dann jedenfalls drei Jahre lang leer. Danach hat mir der Marshall erlaubt, es herzurichten. Genau genommen ist es immer noch Gils Laden, aber keiner glaubt, dass er z u rückkommt. Denken Sie, sein Verschwinden hat irgendwas mit dem Ganzen hier zu tun?«
»Ich würds nicht ganz ausschließen.«
»Und dann ist da dieser Fleck auf dem Boden, der nicht mehr rausgeht.«
»Blut«, sagte Earl.
»Verdammt, ich habs gewusst. Man kann nicht so viel Blut wegputzen wie ich, ohne dass man lernt, es zu erke n nen. Jedes Mal, wenn ich es loswerde, kommt es sofort wieder. Ich weiß nicht, ob es mit dem Ganzen zusamme n hängt. Trotzdem ist es verdammt lästig.« Sie kratzte ihr Kinn. »Sonst fällt mir gerade nichts ein. Wenn Sie meinen, es könnte helfen, frage ich auch mal rum.«
»Kann nicht schaden.«
Loretta ging wieder zu ihren Kunden hinüber. Die Tür des Lagerraums öffnete sich und Duke erschien mit ze r knitterter Kleidung und verfilzten Haaren. Er gähnte und kratzte sich den Bauch in der weitläufigen Region zw i schen Bauchnabel und Schritt.
»'n Abend Duke.«
Duke grunzte. Das war das Äußerste an Konversation, deren er so früh nach dem Aufstehen fähig war. Grimassen schneidend, die Augen halb geöffnet, fummelte er g e räuschvoll in der Küche herum und klatschte eine schiefe Ansammlung von Brot, Speck, Schweizer Käse, Mayo n naise und Salat aufeinander. Dann stopfte er das Ganze ungeschickt zwischen seine Kiefer und biss einen Mund voll ab.
»Hast du dir den Friedhof angeschaut?«, fragte er, wä h rend er sich Krümel vom Kinn wischte.
Earl nickte.
Duke öffnete eine Cola und nahm einen großen Schluck. Er schnalzte mit den Lippen und nahm noch einen Bissen.
»Und?«
»Ich hab das im Griff, Duke.«
»Mit dem Wächter geredet?«
Earl warf Duke einen verärgerten Blick zu. »Sicher hab ich mit dem Wächter geredet.«
»Und?«
»Ich kümmere mich schon darum, du Idiot.«
Die Küchentür schwang auf. Loretta kam herein, mit zwei Teenagern im Schlepptau. Der Junge wirkte groß, athletisch, mit strohblondem Haar. Das Mädchen war eine zierliche Asi a tin in Shorts mit einem blauen Trägershirt.
Loretta stellte sie kurz vor. »Jungs, das sind Chad und Ta m my. Und das
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