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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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durch all die Wolle an eine Vene zu gelangen.
    Er sprang über den Zaun und schlich sich vorsichtig an die Kuh heran. Die Biester waren meist einfach zu erw i schen. Er unterdrückte ein Schaudern, als er sich daran erinnerte, wie er einmal einen Stier für eine Färse gehalten und sich auf seinen Hörnern wiedergefunden hatte, was für den Rest der Nacht ein unangenehmes Loch in seinen Eingeweiden hinterlassen und ein brandneues T-Shirt ruiniert hatte. Nun vergewisserte er sich gründlich, dass ein Euter vorhanden war, bevor er in die Hal s ader der Kuh biss. Er trank sich satt (so viel er ertragen konnte). Die Kuh schlief die ganze Zeit über.
    Auf dem Rückweg zum Friedhof ließ er sich Zeit. Friedhöfe waren ihm nicht geheuer. Das war immer so gewesen. Jedes Mal, wenn er als Sterblicher an einem vorbeigekommen war, hatte er spüren können, wie ihn die Augen der Toten anstarrten. Er hatte sich dann selbst gesagt, dass es so etwas wie Geister nicht gab, auch keine Schwarzen Männer oder Monster. Sie alle waren nur Produkte seiner Einbildung. Dann jedoch war Earl gesto r ben und als einer der Untoten aus dem Grab auferstanden. Monster in die Welt der Kinderfantasien zu verbannen ist viel schwieriger, wenn du selbst zu einem geworden bist. Er en t deckte, dass die meisten Schrecken, die in der Nacht lauerten, gar keine echten Schrecken waren. Die meisten waren ganz gewöhnliche Burschen und versuchten ihr Leben zu leben, wie alle anderen auch. Solange man sie in Ruhe ließ, waren sie vollkommen harmlos, abgesehen von einem gelegentlichen Biss in den Hals. Die Menschen waren die wahren Schrecken, regten sich ständig auf und wollten irgendwas töten.
    Aber Friedhöfe fand er immer noch gruselig, weil er G e spenster gruselig fand. Und die Erfahrung lehrte, dass jeder Friedhof mindestens ein Gespenst beherbergte. Die meisten Leute konnten sie nicht sehen, außer als vorbeihuschenden Schatten in einer unheimlichen Nacht, wenn das Mondlicht gerade richtig fiel. Earl – als Vampir – hatte nicht so viel Glück. Er befand sich auf dem schmalen Grat zwischen Tod und Leben, mit einem Fuß auf jeder Seite, ohne wir k lich zu einer von ihnen zu gehören.
    Ein hüfthoher Holzzaun umschloss den knapp zwei He k tar großen Friedhof. Der Zaun stand an manchen Stellen gerade noch aufrecht, an anderen war er bereits zusa m mengefallen. Ein hoher, schmiedeeiserner Torbogen ma r kierte den Eingang. Der linke Torflügel hing an einem einzigen rostigen Scharnier. Der rechte Flügel schwang quietschend hin und her. Die Gräber waren durch selbst gemachte hölzerne Grabsteine markiert, ein paar wenige durch bescheidene echte Grabsteine. Einige hohe Kakteen standen wie reglose Wächter da. Der Wind erhob sich gerade lange genug, um eine Staubwolke aufzuwirbeln und einen Steppenläufer über Earls Weg zu treiben.
    »Ich hab vor gar nichts Angst.«
    Er durchquerte das Tor.
    Sofort wurde ihm klar, dass hier etwas nicht stimmte. Löcher klafften auf dem ganzen Gelände, wo sich Zombies den Weg aus ihren Ruhestätten freigegraben hatten. Earl zählte sechzig, bis er die Lust verlor. Es sah so aus, als hätte nicht ein einziger Leichnam den Anstand besessen, in seinem Grab zu bleiben. Bis auf einen.
    Im hinteren Teil des Friedhofs befand sich ein Grab, auf dem nur ein eingesunkenes Holzkreuz stand. Der Frie d hofswächter saß daneben. Earl konnte den Geist deutlich erkennen. Er war eine Sie, und sie sah so wirklich und plastisch aus wie jede andere Person aus Fleisch und Blut. Es gab wenig Geisterhaftes an ihr, aber Earl wusste es besser. Er erkannte Gespenster. Immer. Da war etwas an dieser bleichen, weichen Konsistenz ektoplasmischer Haut und der milchigen Farbe geisterhafter Augen. Das G e spenst trug abgeschnittene Jeans, ein Flanel l hemd und Turnschuhe. Ihr langes, braunes Haar, zu einem Pferd e schwanz gebunden, wehte in der Brise. Mit ihren Grü b chen in den Wangen, den vollen blauen Lippen und einem trainierten, athletischen Körperbau war sie hübsch. Doch selbst ein hübscher Geist war immer noch ein Geist und jagte Earl einen Schauer über den Rücken.
    Er räusperte sich. »Entschuldigen Sie, Miss.«
    Sie sah zu ihm auf, dann über ihre Schulter, dann zurück zu ihm. »Sprechen Sie mit mir?«
    »Ich sehe hier sonst niemanden.«
    »Sie können mich sehen?«
    Er nickte.
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Sie stand auf und wedelte mit ihren Händen vor seinem G e sicht herum. »Wirklich?«
    Er hielt ihre Arme fest. »Wirklich.«
    Der Geist

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