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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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nieseln. Zwei uniformierte Polizisten führten die Zeugen hinüber in das flache Clubgebäude. DeCraven schritt einen Kreis um den Toten ab. Die Leiche erinnerte ihn mit all ihren Verrenkungen an eine umgestoßene Vogelscheuche. Wäre da nicht diese Flüssigkeit gewesen, die das Grün des Grases braun färbte. Und auch dieser gebrochene Knochen, der durch das eine Hosenbein ragte, passte nicht so recht ins Bild. Kein Zweifel, der Mann war nicht gerade ruhig aus dem Leben geschieden.
    Als der Chefinspektor genau hinsah, entdeckte er eine spiralförmig verlaufende Spur, die sich auf den Toten zu drehte. Das Gras war platt gewalzt, als wäre hier ein Kettenfahrzeug entlanggefahren. Daneben Spuren menschlicher Schuhabdrücke. Die passten ins Bild und stammten wahrscheinlich von dem Admiral, aber was um alles in der Welt hatte ein Kettenfahrzeug auf einem Poloplatz zu suchen?
    Der Chefinspektor blickte sich nach seinem Assistenten um. Nun gut, Oggerty war eine simple Natur, freundlich und gefällig, zuweilen etwas schwer von Begriff, doch alles in allem für einen Constabler nicht übel. Er hatte mit seinen früheren Assistenten Schlimmeres durchmachen müssen.
    »Oggerty, ich denke, Sie sollten die Fußspuren vermessen.»
    »Sir?«
    »Dort neben diesem Abdruck des Kettenfahrzeugs.«
    »Aber Sir, das ist nur ein halber Fuß...«
    »Und? Sollen wir ihn deshalb ignorieren?«
    »Nein Sir.«
    Mit auf dem Rücken verschränkten Armen schritt DeCraven auf den Rand des Platzes zu. Vor ihm ließ sich ein Fähnchen tapfer vom Wind zerzausen.
    Wer hatte ein Interesse am Tod des Admirals? War es möglich, dass er da in eine politische Verwicklung unabsehbaren Ausmaßes geraten war? Nun fein, sein Renommee im Yard ließ nichts zu wünschen übrig. Bisher. Aber derartige politische Fälle pflegten nicht selten eine unkalkulierbare Eigendynamik zu entfalten.
    Und Diplomatie war, weiß Gott, nicht seine Stärke. Andererseits, Admiral hin, Admiral her, lag da ein Toter in einer für ihn unvorteilhaften Lage auf dem Gelände des Paradise-Polo-Clubs und der Mann war mit hoher Wahrscheinlichkeit ermordet worden. Und für Mord, da gab es keinen Zweifel, für Mord war nun einmal er zuständig.
    Bis auf die Spuren des Kettenfahrzeugs war der Platz in tadellosem Zustand. Der Gärtner musste mit großer Hingabe das arg strapazierte Grün gepflegt haben, und auch die Besucher waren in den Spielpausen sicher zahlreich und mit großem Eifer auf den Platz geeilt, um behutsam die Löcher zuzutreten.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete der Chefinspektor seinen Constabler, der ein Bandmaß an die Spuren legte.
    So viel war sicher: Der Admiral hatte es auf die Zielautomatik von Kanonen abgesehen. Man ließ ihn gewähren, obschon man nichts Schriftliches in seine Hände gelangen ließ. Schließlich gehörte er zu jenen Generälen, die den ins Exil vertriebenen deutschen Kaiser Wilhelm II. wieder auf den Thron hieven wollten. Der wartete im niederländischen Doorn darauf, dass die Zeiten sich änderten. Der Admiral sollte sich die Kanonenautomatik ansehen und dann in aller Seelenruhe wieder zurückkehren. Ein willkommener Spion sozusagen.
    Nein, offiziell wollte niemand Admiral Gero von Schneider an den Kragen, und doch wurden jetzt seine mehr oder weniger weit verstreuten Reste aufgesammelt und in einem Blechsarg vom Spielplatz des Lebens getragen.
    Fest stand auch, dass dieser von Schneider ausgerechnet in Rosen-Manor abgestiegen war, bei Miss Sophie und ihrem durchtriebenen Butler James. Beide standen unter dringendem Mordverdacht, was den Fall »Sir Toby« betraf. Doch DeCraven hatte ihnen die Tat nicht nachweisen können. Ganz ohne Zweifel waren sie auch in den Tod des Admirals verwickelt. Aber war er da tatsächlich einem Serienmörder-Pärchen auf der Spur? Womöglich vom Kaliber dieses Massenmörders Haarmann, der vor ein paar Jahren im deutschen Hannover verhaftet worden war? Sechsundzwanzig Männer sollte der umgebracht haben. Ganz unglaublich!
    Was hatte Miss Sophie oder ihr Butler mit einem Spion zu schaffen? Lag es nur daran, dass sie entfernt verwandt waren, oder steckte mehr dahinter? War es möglich, dass ihre Vergangenheit neben der geheimnisumwitterten, nur teilweise entschlüsselten Herkunft des Butlers weitere dunkle Flecken aufwies?
    Dem musste mit großem Elan nachgegangen werden. DeCraven trat auf den Constabler zu, der gerade seine Berechnungen auf einem Stück Papier vermerkte.
    »Wir werden uns jetzt den Zeugen im Clubhaus widmen.«

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