Dinner für eine Leiche
Wettbewerb.
Lokalen
|84| Wettbewerb! Wie können die sich unterstehen! Und auf Seite drei!«
Honey zog angesichts dieser Reihung von Ausrufen die Augenbrauen ein wenig in die Höhe. Ihr lag die Bemerkung auf der Zunge, dass gewöhnlich barbusige Models die Seite drei der Regenbogenpresse zierten und man diese Platzierung durchaus als Vorteil sehen konnte. Manche Leute hatten es sich angewöhnt, gleich automatisch auf diese Seite blättern. Allerdings tauchten die Models eigentlich nur in den überregionalen Zeitungen auf. In der Provinz machte man so was nicht. Da hatte man einen Ruf zu verlieren. Unter Umständen hätten auch die älteren Leser bei einem solchen Anblick Herzattacken bekommen.
Honey seufzte und beschloss, gleich zur Sache zu kommen. »Darüber wollte ich sowieso mit Ihnen reden, über den Wettbewerb. Ich brauche die Adresse von einem der Köche, der am Finale teilgenommen hat.« Sie zog ihr Notizbuch aus der Handtasche. »Er heißt Brian Brodie. Außerdem interessiere ich mich für Sylvester Pardoe, für den Sie, wenn ich richtig informiert bin, eingesprungen sind.«
»Stimmt genau.« Mit spitzen Fingern faltete Casper die Zeitung zusammen und legte sie zur Seite. Dann stützte er elegant das Kinn auf die Hände und starrte Honey durchdringend und kämpferisch an.
»Ich glaube nicht, dass ich Ihnen erklären muss, dass wir sehr gut ohne diese außerordentlich negative Werbung auskommen könnten. Das Komitee und ich hatten gehofft, dass sich vielleicht ein Fernsehsender an uns wenden würde – Sie kennen die Art von Sendung – in zwanzig Minuten irgendwas aus Grundzutaten zusammenkochen. Ich habe mir sagen lassen, dass solche Programme sehr erfolgreich sind. Ich selbst habe ja nicht die Angewohnheit, fernzusehen, habe diese Informationen also aus zweiter Hand. Doch ich will einmal davon ausgehen, dass das Essen annehmbar ist. Obwohl das eigentlich |85| von sekundärer Bedeutung ist. Denn die Hauptsache ist doch die Werbung.«
»Mit genügend Butter, Salz und Öl kriegt man alles so hin, dass es gut schmeckt«, murmelte Honey. Das stimmte. Jeder Fernsehkoch, den sie gesehen hatte, reicherte seine rasch gezauberten Gerichte mit einer von diesen Zutaten an oder verwendete sie gleich alle drei.
Casper zuckte die Achseln. »Na ja. Wir könnten immer noch eine Chance haben.« Er lehnte sich vor, und seine Augen wurden bohrender. »Ich möchte, dass Sie sich darum kümmern, Honey. Ich möchte, dass die ganze Angelegenheit erledigt und vom Tisch ist, ehe die BBC oder irgendeiner von diesen anderen lästigen Schreiberlingen bei uns anruft.«
Wie üblich war Casper außerordentlich besorgt, dass der Wohlstand der Stadt Bath auf keinen Fall durch negative Publicity gefährdet würde. Er reichte Honey eine Namensliste. »Teilnehmer am Finale und Halbfinale.«
Sie sah Oliver Staffords Namen und Adresse. Und die von Smudger.
»Und Pardoe?«
Casper schnurrte seine Antwort beinahe. »Der war Preisrichter. Ich bin für ihn eingesprungen.«
»Aber warum hat er so plötzlich abgesagt?«
Casper wedelte mit seiner eleganten Hand durch die Luft. »War der Sache nicht gewachsen? Hat im letzten Augenblick kalte Füße bekommen, vermute ich an.«
»Hätten Sie auch seine Adresse für mich?«, fragte sie.
Er seufzte.
Sie spürte, dass er genau fünf Minuten für ihre Unterredung angesetzt hatte. Casper ging so pingelig mit seiner Zeit um wie mit seinem Äußeren. Alles musste einfach perfekt sein.
Er drückte auf einen Knopf, und Neville erschien.
»Hol mir bitte die Akte vom BISS-Wettbewerb«, befahl Casper.
|86| Neville huschte davon und war nur wenig später wieder da. Casper reichte ihr ein Blatt Papier.
»Bitte sehr.«
Dann schloss er die Augen, lehnte den Kopf zurück und schwang in seinem Drehstuhl herum. Die Unterredung war beendet.
Im Hinausgehen bedankte sich Honey bei Neville.
Sylvester Pardoe führte ein Restaurant in den Cotswolds. Honeys Instinkt sagte ihr, dass sie zuallererst mit ihm sprechen sollte. Dass er sich kurzfristig von seinem Amt als Preisrichter zurückgezogen hatte, machte sie neugierig. Aber erst einmal musste sie noch in ihrem eigenen Hotel vorbeischauen.
Ihre Füße schmerzten bis zum gehtnichtmehr; die Zehen waren in den bösartig spitzen Hexenschuhen jenseits der Schmerzgrenze zusammengequetscht. Entweder sie ging barfuß, oder sie nahm sich ein Taxi. Weit und breit war keines zu sehen.
Da kam eine weitere Möglichkeit in ihr Blickfeld. Ein schlaues Kerlchen hatte
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