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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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wie: »Er ist doch nur ein Koch, nicht die Königin« oder »Der beißt nur bei Vollmond«. Heute sagte sie nichts und wich dem Blick ihrer Mutter aus. Honey wusste, wie sie sich fühlte. Keine von ihnen beiden war bereit, den ersten Schritt auf die andere zu zu tun, seit Oliver Staffords Tod und Lindseys Geständnis zwischen ihnen standen.
     
    Es war nach zwei Uhr morgens. Brian Brodie saß in seinem eigenen Restaurant an einem Tisch und starrte auf einen dunklen Fleck an der Wand, wo die Feuchtigkeit durchschlug.
    Seit dem Mord an Oliver Stafford starrte er ziemlich oft vor sich hin und überlegte, was er tun sollte. Hatte es überhaupt Zweck, mit der Polizei zu sprechen?
    Er schauderte, als er in der Küche einen Laut hörte. Instinktiv wusste er, wer das war. In seinem Innern tobte ein ungleicher Kampf. Sollte er fliehen oder kämpfen? Er konnte keines |92| von beiden tun. Er musste die Sache durchstehen. Denn es gab keinen Ort, wohin er fliehen konnte.
    Zitternd wie Espenlaub erhob er sich langsam. Kalter Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. Seine Hände waren feucht. Er wischte sie an den Oberschenkeln ab, während er zur Küche blickte. Er musste hineingehen. Er musste Gewissheit haben. Er musste erklären, dass er nichts von dem, was Oliver ihm anvertraut hatte, verraten würde.
    In der Küche war es warm und beinahe völlig finster. Im bläulichen Licht der elektrischen Fliegenfalle, die in einer dunklen Ecke hing, schaute er sich um. Die Gerätschaften aus Edelstahl schimmerten eiskalt. Schwarze Schatten fielen auf den gefliesten Fußboden. Die Küche war leer, und doch war er sich nicht sicher …
    »Ich habe nicht mit der Polizei gesprochen«, sagte er mit zitternder Stimme und weichen Knien in den Raum hinein. »Von mir erfährt niemand etwas.«
    Keine Antwort. Er seufzte erleichtert. Das Herz pochte ihm gegen die Rippen. Niemand. Absolut niemand.
    Er ging zum Backofen. Dort stand in Backformen Teig, der aufgehen sollte, ehe Brot daraus gebacken wurde. Er schaute durch die Ofentür: zwei Formen hatte jemand zu weit hinten in den Ofen geschoben. Die würden verbrennen, sobald sich der Backofen einschaltete. Brian langte hinein, stützte dabei den Kopf auf den Arm, war halb im Backofen, halb draußen. Genau in diesem Augenblick sauste der schwere Gegenstand auf seinen Nacken herunter und brach ihm das Genick.
    So lag er zwischen den aufgehenden Brotlaiben, bis um fünf Uhr die Zeituhr klickte und den Ofen einschaltete.
     
    Zur Frühstückszeit summte Honey am Empfang fröhlich vor sich hin. Als sie Lindsey sah, überkam sie ein warmes Gefühl der Mutterliebe, dieser altbekannte Beschützerinstinkt, der jede Miezekatze zum Tiger macht.
    |93| »Lindsey, es tut mir leid …«
    Das Telefon klingelte. Lindsey stürzte sich darauf, und ihre Mutter wusste genau warum. Das Telefon gab ihr die Gelegenheit, noch einmal tief Luft zu holen und sich so auf die bitteren Wahrheiten und all die altbekannten Tränen und Entschuldigungen zwischen Eltern und Kind vorzubereiten.
    Während des Telefonats änderte sich Lindseys Miene. Sie schaute hoch, ihrer Mutter geradewegs ins Gesicht.
    Honey war sofort in Alarmbereitschaft. Etwas Schreckliches war geschehen.
    »Es ist Steve Doherty. Man hat wieder einen ermordeten Koch gefunden.«
    »Großer Gott!« Honey schloss die Augen und versuchte, sich nicht eine weitere durchtrennte Kehle vorzustellen, ein weiteres verlorenes Leben.
    Lindsey schien ihre Gedanken erraten zu können. »Es ist nicht wie bei dem anderen.«
    Honey schlug die Augen wieder auf. Lindsey schaute sie unverwandt an, sagte aber kein einziges Wort. Honey las es ihr vom Gesicht ab. Nicht die gleiche Methode, las sie da. Schlimmer. Viel schlimmer.

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    |94| Kapitel 10
    Sie wollten Honey nicht hereinlassen. »Besondere Umstände«, erklärte der uniformierte Constable, der vor der Tür stand. Er verriet nicht, welche Umstände das waren, aber sein Augenlid zuckte nervös, als sie ihn weiter auszuquetschen versuchte. Na gut. Sie würde das schon noch herausbekommen.
    Um sich die Zeit zu vertreiben, ging sie um die Ecke zu Bonhams, um den Büstenhalter abzuholen, den Alistair für sie ersteigert hatte. Sie trödelte ein wenig und freute sich an dem Duft der Grünanlage auf dem Queen Square, wo Büroangestellte und Frauen mit Babys in der Sonne auf dem Rasen saßen. Das Laub der Bäume raschelte in einer sanften Brise, und der Verkehr war träge, aber nicht zu zähflüssig.
    Eine leere Parkbank lud sie ein,

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