Dinner für eine Leiche
Angebot normalerweise abgelehnt. Aber Richard hatte ein überaus gewinnendes Lächeln.
Sie packte den Behälter in ihre Tasche. Diese Tasche war das reinste Raumwunder. Honey hätte mühelos einen kleinen Hund darin unterbringen können. Und sie nahm das Ding einfach überallhin mit. »Was sagten Sie gerade?«
»Ach ja, Oliver.«
Sie spürte, dass er sich über Oliver Stafford und alles, wofür der stand, aussprechen wollte.
»Haben eigentlich welche von den Köchen, deren Freundinnen er flachgelegt hat, an dem Kochwettbewerb teilgenommen?«
»Eine davon war Brian Brodies Frau. Das hat allerdings Brian nicht davon abgehalten, sich wie eine Klette an Olivers Schürzenzipfel zu hängen. Oliver war Brians großes Vorbild. Das arme Schwein!«
Honey wartete eine Weile, ehe sie dem jungen Koch die entscheidende Frage stellte. Darauf würde er entweder mit den Zähnen knirschen oder gotteslästerlich fluchen. »Wie geht es Ihnen damit, dass Sie Olivers Job nicht bekommen haben?«
Richard Carmelli drehte sich zu ihr um und legte den Kopf auf die Seite – ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er plötzlich misstrauisch wurde.
»Wieso sind Sie so neugierig?«
|79| Sie überlegte, ob sie vehement protestieren sollte, entschloss sich aber, die Wahrheit zu sagen. »Ich bin die Verbindungsperson zwischen dem Hotelfachverband und der Polizei.«
Plötzlich wurde ihm alles klar. »Oh! Sie arbeiten für Smudger Smith – Verzeihung! –, ich meine, Smudger Smith arbeitet für Sie.«
Dieser Versprecher ärgerte sie nicht. Er bekräftigte nur eine weithin bekannte Wahrheit. Der Ruf eines Hotels und eines Restaurants hing eben zum größten Teil vom Chefkoch ab.
Honey lächelte und fand, dass man diesen jungen Mann einfach mögen musste. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Gelegentlich habe ich wirklich das Gefühl, als wäre es genau umgekehrt.«
»Stimmt.«
Sie merkte, wie ihre Informationsquelle versiegte. Sie überlegte, ob sie ihm einen Job im Green River Hotel anbieten sollte, falls einer frei würde, begriff dann aber, dass dies wirklich nicht der richtige Augenblick war. Auf jeden Fall musste sie vorher Smudger fragen.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Kein Problem.«
»Und danke für die Küchenrolle.«
Sie erkundigte sich noch, ob sich Oliver sicher gewesen wäre, dass er den Kochwettbewerb gewinnen würde.
Richard nickte. »Ja, sehr sogar. Bis er erfuhr, dass Casper für Sylvester Pardoe eingesprungen war. Pardoe ist gut, aber Casper ist superpingelig. Dem entgeht nichts.«
Da hatte er völlig recht. Nach seinem Tod könnte Casper seine Geschmacksknospen der Wissenschaft vermachen, so sensibel waren die.
»Weswegen hat sich denn Pardoe zurückgezogen?«
»Keine Ahnung. Tut mir leid, aber ich muss jetzt weitermachen. Ich hab noch zu tun.«
Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass man sie vor |80| die Tür setzte. Sie bemerkte auch, dass Richards Verhalten ihr gegenüber plötzlich umgeschlagen war. Sie nahm sich vor, sich Sylvester Pardoe einmal genauer anzuschauen.
Nachdem Honey gegangen war, schaute Carmelli wütend auf die letzten Fleischpakete, die noch auf dem Tisch lagen. Seine Finger krampften sich um den Messergriff. So viel hatte er nicht sagen wollen. Ganz gewiss hatte er Sylvester nicht erwähnen wollen. Jetzt tat es ihm leid. Verdammt! Verdammt! Verdammt!
Er hackte immer und immer wieder auf das Fleisch ein. Aus den schartigen Rissen in der Plastikverpackung troff Blut auf den Tisch und dann zu Boden. Es befleckte seine frische weiße Kochmontur. Als die Pakte nur noch ein einziger matschiger Klumpen waren, ließ er das Messer aus der Hand fallen, stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab und rieb sich mit den Fäusten die Augen.
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|81| Kapitel 9
Der Nachmittag war schon halb vorüber, als Honey Driver im Stadtzentrum von Bath an Caspers Tür klopfte. Natürlich klopfte sie nicht im wortwörtlichen Sinn, sondern betrat lediglich den eleganten Empfangsraum von La Reine Rouge. Sie wollte Casper um Brian Brodies und Sylvester Pardoes Adresse bitten.
Kurz nach dem Mittagessen war ihre Mutter im Green River Hotel aufgetaucht und hatte alle mit Informationen über ihren neuesten Verehrer und seinen weißen Rolls-Royce genervt. Es war nicht das erste Mal, dass ihre Mutter sich einen feinen Herrn angelacht hatte. Ihre Anforderungen in Sachen Charakter und Alter waren minimal; solange die Typen nur reich waren und noch atmeten, war ihr alles egal.
In ihrer
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