Dinner für eine Leiche
Tochter.
»Unmöglich«, sagte Lindsey.
»Warum?«
»Du hast keine Ahnung, wie das geht.«
Da hatte sie recht.
»Übrigens«, fügte ihre Tochter hinzu, »was ist das eigentlich für eine neue Deko, die da am Deckenventilator hängt?«
|159| Honey schaute über die Schulter auf die Tür zu ihrem Privatbüro. Sie erinnerte sich daran, dass sie den Riesen-BH letzten Abend nach der Spülorgie in ihrer Küche wütend in die Luft geworfen hatte. Sie hatte ihre Tasche auf dem Tisch im Büro hinter dem Empfangsbereich abgestellt. Als sie sie schnappte, hatte sich der gesamte Inhalt auf den Fußboden ergossen. Auch der BH war dabei gewesen. Sie war noch ziemlich verärgert gewesen über den schnarchenden Steve, und dieses Ding hatte ihr gerade noch gefehlt. Also hatte sie das Dessous wütend in die Höhe geschleudert. Es war aerodynamisch wesentlich günstiger konstruiert, als Honey vermutet hatte, und es war höher als geplant geflogen und auf dem Ventilator an der Decke gelandet.
Honey rang nach einer möglichst unglaubwürdigen Erklärung und fand tatsächlich eine. »Diese Dinger kann man zu vielerlei Zwecken benutzen, weißt du. Zum Beispiel als Lampenschirme. Schick, nicht?«
Nachdem sie einen Monteur für die Reparatur der Spülmaschine aufgetrieben hatte, rief sie noch einmal bei Francis Trent, dem Massai-Krieger, an. Keine Antwort. Schade. Nur er wusste, wer ihn für den schlechten Scherz angeheuert hatte.
Die lächerliche Idee, einen Kissogramm-Kerl zu engagieren, war ziemlich übertrieben, aber auch ein Denkfehler des Täters. Francis musste ja den Namen kennen. Irgendwo gehörte hier Sylvester Pardoe hinein, nur hatte sie noch nicht herausgefunden, wo. Steve Doherty genauso wenig. Das hatte er ihr heute Morgen bei Toast und Kaffee gestanden – nachdem er sich dafür entschuldigt hatte, dass er am Vorabend eingeschlafen war, versteht sich. Sie hatte ihn ein bisschen zappeln lassen, hatte ihre Verärgerung deutlich gezeigt, wenn sie auch kein Wörtchen über die Sondershoweinlage verlor, die er verpasst hatte. Es würde einige Zeit verstreichen, ehe sie wieder einmal so scharf auf ihn sein würde.
Da tauchte völlig aus dem Nichts Roland Mead auf. Er wollte geschäftliche Angelegenheiten besprechen. Von nun an ging es |160| mit dem Morgen steil bergab. Wenn man über Verbrechen nachdachte, war das nichts Bedrohliches. Wenn man dagegen mit einem Lieferanten, den der Chefkoch offensichtlich nicht mochte, eine geschäftliche Besprechung abhielt, so grenzte das an finanziellen Selbstmord. Mit so etwas wollte sie nichts zu tun haben.
Honey erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, dass Mead ein Grabscher war, und verschanzte sich schnellstmöglich hinter dem Empfangstresen.
»Hatten wir eine Verabredung?«
»Aber natürlich. Sie werden sich noch freuen, dass ich gekommen bin. Ich mache Ihnen nämlich ein Angebot, das Sie einfach nicht ablehnen können.«
Er war massig, schroff und um einiges zu selbstbewusst. Für ihren Geschmack viel zu nassforsch. Was ihre Mutter nur an ihm fand?
»Mein üblicher Fleischlieferant ruft an und macht einen Termin aus, wenn er mich sprechen möchte.«
Roland schüttelte den Kopf und zischte verächtlich. »Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist, das ist mein Motto. Und außerdem, Hannah, ich bin kein
üblicher
Fleischlieferant. Ich bin Großhändler mit einem Riesensortiment in meinen Kühlhäusern in Avonmouth. Ich kann Sie billiger beliefern als jeder
übliche
Fleischer.«
Dass er sie so vertraulich mit dem Vornamen anredete, brachte sie auf die Palme. Sie konnte sich nicht bremsen, sie keifte ihn an: »Mein Name ist Mrs. Driver. Nur meine Mutter nennt mich Hannah.«
Sein Lächeln blieb unverändert, wie das aufgestickte Grinsen auf einer Lumpenpuppe. Man sah deutlich die Stiche an den Ecken, und es war einfach zu perfekt, um echt zu sein.
Er musterte sie anerkennend, plusterte sich zu seiner vollen Körpergröße auf, um sie zu beeindrucken. »Toll, eine Frau, die sich nicht vom Geschäft ablenken lässt. Das gefällt mir. Genau |161| deswegen weiß ich, dass Sie noch froh sein werden, dass ich gekommen bin. Meine Preise kann niemand unterbieten. Das versteht sich. Sie können es sich einfach nicht leisten, es nicht mit mir zu probieren. Ich weiß, dies alles ist wirklich verlockend für Sie«, fügte er hinzu, schnalzte mit der Zunge und zwinkerte ihr zu. »Na los, geben Sie es schon zu.«
Die zweideutige Bemerkung war kaum misszuverstehen. Honey
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