Dinner für eine Leiche
wusste verdammt gut, dass er nicht nur vom Fleisch sprach. Und so ein Kerl folgte ihrer Mutter auf Schritt und Tritt?
»Ich kann Ihnen gerade noch widerstehen«, erwiderte Honey, und ihr Tonfall ließ keinerlei Zweifel daran, dass sie lieber ein Sonnenbad in einer Schlangengrube nehmen würde.
Seine Augen flackerten und wanderten zu ihrem Busen.
Sie holte tief Luft und machte rasch einen Knopf zu, der aufgegangen war. »Ich überlasse die Wahl der Lieferanten meinem Chefkoch, und der ist außerordentlich zufrieden mit den Gebrüdern Davis«, knurrte sie.
Roland lachte laut los, als hätte sie gerade einen ungeheuer komischen Witz erzählt. »Die sind nun wirklich weit über das Haltbarkeitsdatum raus.«
»Ihr Fleisch aber nicht.«
Rolands Augen, die sich kurz zu ihrem Ausschnitt verirrt hatten, wurden hart und richteten sich bohrend auf ihr Gesicht. Er beugte sich vor, legte dreist seine Wurstfinger auf den geöffneten Aktenordner. Seine Fingerspitzen wanderten auf ihre Hand zu.
»Darf ich Sie daran erinnern, meine Süße, dass
Sie
diesen Chefkoch eingestellt haben, nicht umgekehrt. Schauen Sie, dass Sie die Oberhand behalten, Schätzchen, ehe er Sie herumkommandiert. Hören Sie auf meinen Rat.«
»Und Sie hören auf meinen Rat, Mr. Mead, und nehmen Ihre Hand von meiner weg.«
Er grinste. Die Hand blieb liegen.
|162| Honeys zweite Hand hatte den Locher gepackt. Sie donnerte ihn mit aller Wucht auf Meads Knöchel. Das Lumpenpuppenlächeln hing nur noch an ein paar sehr losen Fäden.
Honey wandte ihm absichtlich den Rücken zu. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen. Ich muss mich um meine Internetseite kümmern.«
Lindsey war aufgestanden, um den Kopierer zu benutzen. Mit Entsetzen sah sie, dass sich ihre Mutter auf den frei gewordenen Stuhl vor dem Computer setzte.
Roland Mead lungerte noch immer am Empfangstresen herum.
Honey drückte ein paar Tasten. Eine nichtssagende Zeichenkette sauste über den Bildschirm.
Roland beugte sich so nah heran, wie er nur wagte. Er war sich nicht sicher, was sie ihm mit einem Monitor antun könnte, falls er ihr zu sehr auf die Pelle rückte. »Denken Sie mal drüber nach, und rufen Sie mich an, wenn Sie nicht zu viel zu tun haben. Es lohnt sich, das wissen Sie.«
»Wirst du Oma erzählen, dass er plumpe Annäherungsversuche gemacht hat?«, erkundigte sich Lindsey, als der Kerl endlich gegangen war.
»War es so offensichtlich?«
»Aber wie. Und? Sagst du es Oma? Komm schon. Du musst doch was unternehmen!«
Honey dachte darüber nach. Was wäre schon gewonnen, wenn sie ihrer Mutter sagte, dass Roland Mead ein Schleimer war? Die Antwort war kinderleicht. Die Chancen standen gut, dass ihre Mutter ihr kein Wort glauben würde, und außerdem würde es ihren Stolz verletzen, ihr Ego quetschen wie zu enge Schuhe. Und wenn sie ihr glaubte, dann würde sie ihn vielleicht zum Teufel jagen und wieder damit anfangen, einen Mann für ihre verwitwete Tochter zu suchen.
»Ich glaube, ich wecke lieber keine schlafenden Schweine«, sagte Honey und verzog das Gesicht.
|163| »Meinst du nicht schlafende Hunde?«, erkundigte sich Lindsey.
»Nein. Der Mann ist ein Schwein. Schlafende Schweine, das trifft es haargenau.«
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|164| Kapitel 18
Eine Gruppe von Ärzten aus dem städtischen Krankenhaus hatte sich für eine Geburtstagsfeier im Green River Hotel eingemietet. »Feste arbeiten, Feste feiern« war offensichtlich ihre Devise. Als endlich alle mit Mühe in ihre Zimmer verfrachtet waren, hatten sie pro Kopf einiges mehr als die vom Gesundheitsministerium empfohlene monatliche Alkoholmenge geschluckt. Nicht schlecht für ein vierstündiges Gelage.
Es war für Honey eher eine Notwendigkeit als eine Option, beim Aufräumen mitzuhelfen. Jemand musste ja bei dieser Unternehmung die Verantwortung tragen. Diejenigen, deren Job das gewesen wäre, waren dazu wirklich nicht mehr in der Lage. Den Gästen hatten das Essen, der Wein und die Bedienung ausgezeichnet gefallen. Also hatten sie den Chefkoch und den Oberkellner eingeladen, sich dem fröhlichen Treiben anzuschließen. Folglich schliefen jetzt Smudger und einige seiner Mannschaft auf den Sofas in der Bar ihren Rausch aus, und die Chefin stand mit Mopp und Eimer da und musste sich um die traurigen Überreste der Feier kümmern.
Die Angestellten, die außer ihr noch übrig waren, meinten, dass sie nie einem von diesen Leuten mit einem Skalpell in der Hand in einem OP zu begegnen hofften.
»Die schneiden dir
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