Dinner für eine Leiche
So hätte er sie vielleicht auch am liebsten, sinnierte sie.
Während er den Käse aufschnitt und auf den Crackern herumkaute, ging Honey ins Bad.
Aus dem Spiegelschrank blickten ihr Augen entgegen, die heute Abend ein bisschen wild funkelten – und das lag nicht nur am Wein.
»Also gut«, sagte sie sich, holte tief Luft und wuschelte sich durchs Haar. »Jetzt oder nie.«
Klar, die berufliche Beziehung zwischen ihr und Steve war schon ein Hindernis für eine weitere persönliche Annäherung. Doch wenn sie das erst einmal überwunden hatten, würde es kein Halten mehr geben. Im Hinterkopf hatten sie beide sicher längst den Gedanken, dass sie sich körperlich gern besser kennenlernen würden. Aber dieses Fest hatten sie bisher noch nicht gefeiert.
Honeys Busen wölbte sich bei jedem tiefen Atemzug aus dem Ausschnitt. Heute Abend würde es vielleicht endlich so weit sein. Sie waren zwar beide müde, aber auch entspannt. Zeit, den Sprung zu wagen!
Nachdem sie nachgeschaut hatte, ob das Schlafzimmer auch aufgeräumt und die Laken frisch waren, sprühte sie sich noch ein wenig Parfüm hinter die Ohren, in den Ausschnitt und unter den Rock. Wer weiß, wohin die Dinge führen konnten?
Als sie sich an den Anblick ihres nackten Körpers im unbarmherzig ehrlichen Ankleidespiegel erinnerte, dämpfte sie das Licht ein wenig und dachte an den Spruch, dass weniger mehr ist. In ihrem Fall hoffte sie, dass weniger Licht weniger knubbelige Stellen und Grübchen in den Oberschenkeln bedeuten würde. Ehe sie das Schlafzimmer wieder verließ, zerrte sie sich das knielange elastische Miederhöschen vom Leib und schlüpfte stattdessen in einen schwarzen Spitzentanga. Die bisher gut gebändigten Fettröllchen quollen fröhlich ins Kleid. |157| Egal, Steve hatte zwei Gläser Wein intus und gut gegessen. Und ab sofort trat Regel eins in Kraft. Die Beleuchtung war gedämpft.
Also! Ein letzter Blick in den Spiegel und, Simsalabim! Sex auf Beinen. Fantastisch. Unwiderstehlich!
Jetzt noch ins Zimmer schweben. Das war’s. Kurz vor der Tür blieb sie stehen. Würde Schweben sexy genug sein, um ihn in Versuchung zu führen? Vielleicht nicht. Sie warf den Kopf in den Nacken. Komm schon, Honey, sei ein bisschen aufreizender. Setz alles ein, was du hast.
Lasziv ließ sie die Hände über Brustkorb und Taille gleiten, wobei sie sorgfältig die Speckröllchen umging. Na ja, die Beine waren jedenfalls toll. Toll genug für eine Tänzerin, eine supersexy aufreizende Tänzerin.
Lächelnd raffte sie ihren Rock ein wenig. Wenn ihn das nicht beeindruckte …
»Da, da, da, de, da, da, da …«
Zu dieser ziemlich falsch gesungenen Interpretation von »The Stripper« streckte sie ganz langsam ein halbnacktes Bein durch den Türspalt.
Irgendeine Reaktion hätte sie schon erwartet, etwa »großer Gott« oder »wow«.
Totenstille. Es hatte ihm wohl die Sprache verschlagen.
Ganz langsam schlängelte sich Honey um den Türrahmen herum, bis sie schließlich aufreizend an der Tür lehnte.
Dann sah sie Steve. Der lag der Länge nach ausgestreckt auf dem Sofa, hatte die Augen zu und den Mund offen.
»Steve.«
Selbst eine unmissverständliche Abfuhr wäre besser gewesen als dieses plötzliche sonore Schnarchen.
Da blieb nur eins. Das schmutzige Geschirr starrte sie an. Sie sammelte alles ein und trug es in die Küche.
[ Menü ]
|158| Kapitel 17
Der Tag hätte wirklich besser beginnen können. Der Geschirrspüler streikte mal wieder. Heute glich die Küche einem türkischen Dampfbad.
»Der rotierende Arm dreht sich nicht«, schrie der Küchengehilfe, als er den Kopf aus dem heißen Nebel in der Maschine zog.
Resigniert machte sich Honey daran, den Mann von der Wartung anzurufen. Sein Anrufbeantworter meldete sich krächzend und erklärte ihr, er sei auf einer Mittelmeerkreuzfahrt und würde erst am 16. zurückkehren.
Sie verfluchte das Telefon, als sie den Hörer auf die Gabel pfefferte. Die Leute konnten wirklich total egoistisch sein. Im Urlaub! Hatte der denn keine Vorstellung davon, wie launisch ihre Spülmaschine war?
Ein Aktenordner voller nützlicher Telefonnummern, den der Vorbesitzer ihr hinterlassen hatte, war ihr nächster Versuch. Das Ding war so dick und schwer wie ein Band der Encyclopaedia Britannica. Honey hievte es auf den Schreibtisch.
»Ich muss das alles unbedingt mal in unsere Datenbank eintragen«, murmelte sie und warf einen vorsichtigen Blick auf Lindsey. Ein Widerschein vom Monitor leuchtete auf dem Gesicht ihrer
Weitere Kostenlose Bücher