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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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ein Maßstab waren, dann würde es da drin noch bis in die frühen Morgenstunden feuchtfröhlich weitergehen.
    Emma seufzte und gähnte noch einmal, schlüpfte aus dem rechten Schuh und rieb den Fuß am linken Knöchel. Ihre Füße brachten sie beinahe um. Der Nachtportier war spät dran, würde aber bald hier sein. Es hatte keinen Zweck, Mrs. Broadbent zu fragen, ob bis dahin jemand anderer Emma an der Rezeption vertreten könnte. Mrs. Broadbent erwartete, dass das Personal so lange blieb, bis die Ablösung da war – wie müde, treue Soldaten, die einen wichtigen Brückenkopf zu verteidigen hatten.
    Ein Luftzug wehte von der Tür am Haupteingang herüber, die soeben aufgeschoben wurde.
    Emma wollte sich gerade ein Lächeln abringen, ehe sie den Kopf hob und einen spät eintreffenden Gast begrüßte. Stattdessen blieb ihr der Mund weit offen stehen.
    |24| Turmhoch ragte ein schwarzer Mann über ihr auf. Als sie seinen Aufzug sah, fiel ihr die Kinnlade vollends herunter.
    »Guten Abend, Miss. Ich komme meine Frau besuchen und möchte meinen Anspruch auf die Hälfte dieses Hotels geltend machen.« Lächelnd legte er den Kopf zurück und schaute sich um. »Es ist sehr schön, nicht wahr?«
    Emma versuchte, ihre Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bekommen. Vorher konnte sie unmöglich ein Wort herausbringen. Träumte sie? Sie zwinkerte und hoffte, sie würde gleich zu Hause in ihrem Bett aufwachen und schnellstens wieder einschlafen. Der Mann war nicht nur groß. Es war sein Aufzug – er sah so ähnlich aus wie der amerikanische Schauspieler, der den afrikanischen Stammeshäuptling auf Brautschau in New York spielte. Wie hieß der doch gleich? Es fiel ihr nicht ein. Sie war zu sehr damit beschäftigt, auf seine Fellkleidung und die unzähligen korallenroten, weißen und gelben Perlen zu glotzen, aus denen der riesige Kragen bestand, den er um den Hals trug.
    Er bemerkte ihr Interesse. »Ich sehe, Ihnen gefällt mein Stammesgewand. Es ist ein Massai-Gewand. Gefällt Ihnen auch mein Speer?«
    Emma warf einen kurzen Blick auf den Speer, während sie immer noch versuchte, ihre Stimme wiederzufinden. »Ich …«
    Die Zunge klebte ihr am Gaumen.
    »Wo ist sie also?«, fragte der Mann, und seine Dreadlocks peitschten ihm um den Kopf, während er ihn hierhin und dorthin wandte. »Wo ist meine Gattin Stella Broadbent Jones? Mein Name ist Obediah Jones. Wir haben uns letzten Sommer auf einer Safari im Massai Mara kennengelernt, als sie dort Urlaub machte, und wir haben da geheiratet. Meine Frau sollte meinen Namen annehmen. Namen mal zwei sind gut, ja?«
    Emma nahm an, dass er damit auf die Vereinigung von Mrs. Broadbents Namen mit dem seinen anspielte. »Äh … ja …«
    Plötzlich erklang in der Bar schallendes Gelächter. Der Mann wandte den Kopf in diese Richtung. »Sie ist dort, nicht?«
    |25| Emma nickte. Der Hals war ihr vor Staunen so sehr zugeschnürt, dass sie einfach kein Wort hervorbrachte. Wenn dies ein Scherz war, dann war es ein guter. Sie kicherte. Wenn es Wirklichkeit war – konnte man sich dann für Stella Broadbent eine peinlichere Situation vorstellen?
    Der Mann schritt auf die breite zweiflügelige Tür zu, die in die Bar führte. Gerade kam ein japanisches Paar zur Eingangstür herein. Die beiden hatten fröhlich über das Theaterstück geschwatzt, das sie gerade im Theatre Royal gesehen hatten. Auf dem Weg zum Empfangstresen gerieten ihre Schritte plötzlich ins Stocken. Emma warf ihnen nicht einmal ein Willkommenslächeln zu. Mrs. Broadbent war nicht die beste Chefin, die sie je gehabt hatte. Mit einem halben Dutzend Pink Gins im Blut konnte sie ausgesprochen widerlich werden oder völlig vergessen, was sie tat. Die Möglichkeit, dass sie so viel getankt und dann einen afrikanischen Krieger geheiratet hatte, würde ihrer furchteinflößenden Arroganz eine ganz schöne Delle verpassen.
    Emma ignorierte die beiden sprachlosen japanischen Gäste, hüpfte, ja rannte beinahe hinter dem Mann her, um ihn einzuholen.
    Sobald er in die Bar eintrat, verstummte jegliches Geräusch. Alle Augen waren auf ihn gerichtet.
    Stella Broadbent nahm noch rasch einen Schluck, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf ihn konzentrierte. Zuerst wirkte sie verwirrt, dann aber begann sie zu lachen. »Okay, wer hat den Stripper gebucht? Los schon, warst du das, Oliver?«
    Obwohl ein Lächeln um seinen Mund spielte, verengten sich Oliver Staffords Augen. Er war nicht gerade ein Blitzmerker. »Nee, ich nicht«, antwortete er und ließ

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