Dinnerparty
zum Lunch und besprechen die Sache?«
Die ersten Regentropfen prasselten auf die Küchenfliesen. Sophie klemmte sich das Telefon unters Kinn und schloss die Fenster.
»Laura, das ist nicht so einfach. Ich muss den Chefredakteur von der Geschichte überzeugen und ehrlich gesagt …«
»Sophie, Darling, sei nicht sauer, aber ich muss los. Wir sehen uns ja bald. Ich freu mich.«
Laura hatte aufgelegt. Sophie fragte sich, wohin sie denn so plötzlich musste? Eine Promiveranstaltung mit Laura Crown auf der Gästeliste gab es heute nicht. Davon hätte sie erfahren. Was auch immer der Grund für das abrupte Ende des Telefonats war, egal. Es passte zu Laura. Sie war schon immer etwas seltsam gewesen.
Sophie entschied sich, die Küche heute nicht mehr zu streichen. Sie verschloss den Farbeimer gründlich, schenkte sich noch ein Glas Wein ein und ging in den Wintergarten. Der Regen prasselte heftig auf das Glasdach. Sie öffnete die Tür und setzte sich auf die Treppe unter das Vordach. Es war noch immer warm. Die Erde schien zu dampfen und roch wunderbar. Der Duft erinnerte sie an die schönen Stunden bei ihren Großeltern, als sie noch ein kleines Mädchen war. Ihr Großvater hatte sich immer über diese Sommergewitter gefreut und ihr erklärt, wie dringend die Pflanzen den Regen brauchten. Sophie lächelte, als sie an ihren Opa dachte. Er hatte ihr, dem Stadtkind, die Augen für die Natur geöffnet. Plötzlich kam ihr Laura wieder in den Sinn. Sie sah sie genau vor sich. Laura hatte eine unheimlich starke Präsenz. Wenn sie einen Raum betrat, bekam das jeder mit. Sie hatte eine tiefe, rauchige Stimme und ein Lachen, das fast schon verrucht klang. Ihre Bewegungen waren dagegen anmutig. Wäre Laura ein Tier, dann wäre sie ein Panther. Und diese Augen. Sophie musste plötzlich grinsen, als sie sich erinnerte. Tina hatte einmal behauptet, dass diese Augen unnormal seien und sie sich durchaus vorstellen könnte, dass Laura eine Außerirdische sei. Natürlich hatte Tina das nicht wirklich ernst gemeint, aber sie hatten herzlich darüber gelacht und Laura nur noch ›das Alien‹ genannt. Tina war damals und auch jetzt ihre allerbeste Freundin. Seit den Ereignissen auf Fehmarn hielten sie engen Kontakt. Laura hatte sie ›Darling‹ genannt. Wahrscheinlich hatte sie es sich angewöhnt, jeden Darling zu nennen. In Hollywood machte man das so. Aber hier? Lächerlich! Sie war nie mit Laura befreundet gewesen. Bestenfalls würde sie Laura als eine alte Bekannte einstufen. Und eigentlich hatte sie die letzten Jahre nicht einmal mehr an Laura gedacht. Lauras Schauspielkarriere hatte sich damals rasant entwickelt. Sophie erinnerte sich wieder. Sie hatte das Biest in einer Daily Soap so überzeugend gespielt, dass weitere Angebote folgten. In kurzer Zeit hatte sie sich zu einer beliebten Darstellerin entwickelt. Ihre Hauptrolle in ›Die mexikanische Nanny‹ hatte sie deutschlandweit über Nacht bekannt gemacht. Ihr stand eine glanzvolle Zukunft bevor. Sie hatte sich in die Herzen der deutschen Wohnzimmer gespielt. Niemand hatte damals verstanden, warum Laura nicht damit zufrieden gewesen war, zur ersten Garde der deutschen Schauspielerinnen zu gehören. Sie hätte in wunderbaren Produktionen mitspielen und gutes Geld verdienen können. Laura war anscheinend größenwahnsinnig geworden. Sie war Knall auf Fall nach Amerika gegangen, obwohl in Hollywood niemand auf sie gewartet hatte. Die große Hollywoodkarriere war ihr bis jetzt noch nicht gelungen. Hatte Laura ihre Zelte drüben abgebrochen? Vielleicht brauchte sie Geld? Sophie rieb sich die Augen und versuchte, das Nachdenken für heute einzustellen. Laura wird ihre Gründe haben. Und früher oder später würde sie wissen, welche.
*
Laura Crown saß in ihrer Superior Suite im Hotel Atlantic, die sie nun schon seit drei Tagen bewohnte. Es war wundervoll hier. Ihre Räume waren in einem dunklen Rot gehalten und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Durch die französischen Fenster hatte sie einen unglaublichen Blick auf die Außenalster. Die hundertjährige Geschichte des Grandhotels stand im krassen Gegensatz zu der künstlichen Welt von Los Angeles. Sie hatte sich in Amerika nie richtig zu Hause gefühlt, aber sie hätte sich eher den rechten Arm abhacken lassen, als das öffentlich zu gestehen. Das hier passte viel besser zu ihr. Ihr drehte sich nur der Magen um, wenn sie an die Kosten dachte. Zumindest ihre erste Woche in der Stadt war günstig gewesen. Um
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