Dinnerparty
grinsend hob er das Sushimesser und ließ es durch die Luft fahren. Mit einer schnellen Bewegung schnitt er sich fast die Hand ab. Robert glaubte zu hören, wie die Klinge an den Knochen kratzte. Ricky starrte fasziniert auf das Ergebnis. Er hatte die Sehnen durchtrennt. Dann sackte er ohnmächtig zusammen.
»Lasse, ruf einen Krankenwagen!«
Er hatte keine Zeit, sich um Ricky zu kümmern. Schnell zog er sich sein Boss-Hemd vom Körper und riss es auseinander.
»Was ist denn hier los?«, rief einer der Hamburger Kollegen.
»Das ist Richard Kramer. Wahrscheinlich der gesuchte Mörder. Der Krankenwagen wird gleich hier sein«, erklärte Robert schnell. Er musste sich jetzt um Sophie kümmern. Sophie sah schlimm aus. Ihr Gesicht war blutverschmiert.
»Sophie? Kannst du mich hören?«
Ihre Augen hatten einen seltsamen Ausdruck. Sie musste einen Schock haben.
»Ich bin’s, Rob. Der Kaschmir-Cop. Bitte! Jetzt bleib stark.« Schnell verband er ihre Handgelenke mit seinem zerrissenen Hemd. Die Verletzungen waren nicht so dramatisch, wie er zuerst befürchtet hatte. Sie musste sich gewehrt haben. Ricky hatte die Pulsader nicht exakt getroffen. Sie hatte auch keine Wunde am Kopf. Das Blut stammte von den Verletzungen an den Armen. Sie hatte sich wohl nur ins Gesicht gefasst. Robert machte sich viel mehr Sorgen um ihren Schockzustand.
»Sophie. Alles wird gut. Du bist in Sicherheit.«
Sie nickte matt. »Er hat mir was in den Drink gemischt. Das Gleiche wie Laura.«
»Der Notarzt wird sofort hier sein. Ich werde ihn über eine mögliche GHB-Vergiftung informieren.«
Robert streichelte ihr schönes Gesicht und war unendlich erleichtert. Er hatte es gerade noch geschafft.
»Ist Ricky tot?«, fragte sie leise.
»Nein, er ist nur umgekippt.«
Sie nickte. Ihr Gesicht bekam wieder etwas Farbe. Jetzt lächelte sie sogar ein bisschen.
»Hast du mir gerade das Leben gerettet?«
Robert zuckte nur mit den Schultern. Ja, vielleicht hatte er das tatsächlich. Doch er fühlte sich nicht wie ein Held. Im Moment kam er sich eher vor wie ein Idiot. Die Hamburger Kollegen würden ihn sicher noch lange in Erinnerung behalten. Kommissar Feller aus Lübeck. Der Mann im Feinrippunterhemd.
Epilog
Ben schaute in die Küche. Sophie hatte ihn die ochsenblutrote Wand überstreichen lassen. Nun strahlte die Küche in einem hellen Apfelgrün. Sophie hatte die Farbe von Blut, egal ob Ochse oder Mensch, nicht mehr sehen wollen. Und er konnte das gut nachvollziehen. Ihm wurde immer noch schlecht, wenn er daran dachte, wie knapp alles gewesen war. Ricky war ein Psychopath. Sein weiteres Leben würde er nun in einer geschlossenen Anstalt verbringen, da war Ben sich sicher. Auch ohne seinen dramatischen Selbstmordversuch hätte man ihn in die Psychiatrie und nicht in den Knast gebracht. Ricky war krank. Sophie verdankte es mehreren Zufällen, dass sie noch am Leben war. Und natürlich war sie im Grunde genommen wieder selbst schuld. Lernte diese schöne und eigentlich auch intelligente Frau nichts dazu? Kommissar Feller hatte sie am Ende gefunden. Ben war dem Schnösel unendlich dankbar.
»Schön, dass das mit dem Essen noch klappt«, sagte er fröhlich und ging zum Kühlschrank, um sich ein Bier zu holen. »Was gibt es denn? Es riecht wirklich sehr lecker.«
Sophie grinste. Sie trug noch immer Verbände um die Handgelenke, doch die Wunden heilten gut. Sophie wirkte glücklich. Sie kämpfte mit diversen Töpfen und Pfannen.
»Das ist Lauras letztes Dinner. Das Menü, das sie in der Kochsendung gekocht hat oder, besser gesagt, kochen wollte. Ich koche es gerade nach.«
»Ist das nicht ziemlich makaber?«
Sophie lachte ihn frech an. »Ich glaube, Laura hätte das gefallen.«
»Schöne Blumen.« Ben deutete auf den üppigen langstieligen weißen Rosenstrauß.
»Von Rob«, erklärte Sophie beiläufig.
Ben beobachtete amüsiert, dass sie errötete.
»Diesem Dressman-Kommissar?«
»Der ist gar nicht mal so schlimm.«
Ben trank einen Schluck Bier und grinste dann breit.
»Ui. Und dein Leben hat er auch noch gerettet. Nachtigall, ich hör dir trapsen.«
Sophie verdrehte die Augen. »Nerv doch nicht.«
Ben lachte.
»Ich will doch gar nicht nerven. Ich bin ehrlich gesagt sehr gespannt, wie die Geschichte mit euch weitergeht. Halt mich bitte auf dem Laufenden, denn ich werde nicht weiter live dabei sein können. Ich muss in ein paar Tagen wieder nach Hause.«
»Nach Ibiza?«
»Ja. Aber ich werde erst noch einen Abstecher
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