Dinnerparty
Garten.
»Aus dem Interview mit der Makatsch wird leider nichts«, erklärte eine Kollegin gerade. »Ihr Management hat vorhin angerufen. Irgendein Nachdreh. Was jetzt?«
Sophie war wieder bei der Sache.
»So ein Mist!«, fluchte der Chefredakteur. »Dann schieben wir das. Ich will die unbedingt. Jetzt zu Plan B. Wen haben wir in zweiter Reihe?«
»Wir hätten da doch noch …«
Der Chefredakteur knallte sein Wasserglas auf den Tisch. »Jetzt komm mir nicht wieder mit der Tante aus dieser Dschungel-WG. Das ist nun wirklich unter unserem Niveau.«
Sophie überlegte kurz. Wenn sie eine Geschichte über Laura vorschlagen konnte, dann jetzt.
»Ich könnte die Crown spontan kriegen.«
»Laura Crown?« Ihr Chefredakteur sah sie erstaunt an. »Die ist doch seit Jahren weg. ›Erfolglos in Hollywood‹? Oder welchen Titel wolltest du deinem Artikel geben?«
Sophie musste schmunzeln. Wenn Laura das hören würde.
»So schlimm wird es nicht. Als Laura Krone war sie in Deutschland ziemlich top.«
»Das ist eine Ewigkeit her«, gab ein Kollege zu bedenken.
»Zugegeben, aber sie ist zurück. Laura Crown wird eine Hauptrolle in einem Fünfteiler in den Öffentlich-Rechtlichen spielen. Eine Victor-Rubens-Produktion. Und schon übermorgen findet bei ihr die ›Dinnerparty‹ statt. Dafür hat sie extra ein Haus auf Fehmarn gemietet.«
»Diese Promikochsendung?« Ihr Chefredakteur zeigte sich nun doch interessiert. »Wer ist denn eingeladen?«
»Das ist geheim!« Sie sah ihn mit gespieltem Erstaunen an. »Na, das ist doch der Gag! Ein Promi kocht für drei andere. Die Gäste sind prominente Menschen, die den Gastgeber persönlich kennen. Der Gastgeber, oder in diesem Fall eben Laura, hat jedoch keine Ahnung, wer an dem Abend vor der Tür stehen wird.«
»Was du nicht sagst!«, meinte ihr Chefredakteur wenig überzeugt.
»Wenn ich die Story machen soll, spiel ich natürlich Mäuschen bei der Produktionsgesellschaft.« Sophie setzte ein geheimnisvolles Lächeln auf. »Vielleicht ist die Mischung ganz explosiv. Laura war schließlich nicht wirklich beliebt unter den Schauspielkollegen.«
Dieses Argument schien auch die anderen zu überzeugen. Nach einer kurzen Diskussion stand die Sache fest.
»Also gut, Sophie. Vielleicht ist die Geschichte wirklich nicht so schlecht. Aber dann zieh die Story damit auf: Laura bei den Vorbereitungen zu der Show, Laura als Gastgeberin, ihre deutsche Fernsehvergangenheit bis Hollywood und schließlich das neue Projekt. Wir sollten ihr Menürezept mit abdrucken.«
Sophie nickte. Vielleicht war die Story wirklich interessanter, als sie gedacht hatte.
*
Tina ließ sich auf ihre Gartenliege plumpsen. Jetzt hatte sie endlich eine halbe Stunde Zeit, die Beine hochzulegen. Der kleine Finn machte seinen Mittagsschlaf, und Antonia und Paul spielten zufrieden im Planschbecken. Später würde sie mit den Kindern an den Strand fahren. So schön ihr Garten auch war, sie lebte schließlich auf der wunderbaren Insel Fehmarn. Und da war ein Bad in der Ostsee Pflicht bei so traumhaftem Wetter. Außerdem waren die Kinder immer herrlich müde nach einem Nachmittag am Strand und gingen ins Bett, ohne zu murren.
»Mama?«, brüllte Antonia plötzlich.
Tina knurrte leise.
»Mama hat jetzt 30 Minuten Pause! Ich habe euch das Planschbecken gefüllt und ihr lasst mich kurz in Ruhe. Hatten wir das so abgemacht?«
»Ist 30 Minuten lange?«, wollte Paul jetzt wissen.
»Das ist relativ.«
»Was ist denn ›relativ‹?«
Tina setzte sich auf und blickte ihre Tochter ernst an.
»Das erkläre ich dir ein anderes Mal. Also, was möchtest du?«
»Ich wollte nur wissen, ob Tante Sophie uns diesen Sommer wieder besuchen kommt?«
Tina zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Aber ich könnte sie mal anrufen. Das geht aber nur …«
»Wenn wir dich nicht stören. Abgemacht.«
Sofort spielten die Kinder erstaunlich friedlich weiter. Tina ergriff das Telefon, das sie vorsichtshalber mit in den Garten genommen hatte. Sie wollte verhindern, dass Finn durch einen Anruf geweckt wurde. Sie tippte Sophies Handynummer ein. Sophie meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
»Tina. Schön, dass du anrufst.«
»Meine Kinder haben Sehnsucht nach dir. Ich soll dich fragen, wann du mal wieder zu Besuch kommst.«
»Echt? Das ist ja süß.«
»Liegst du in deinem schönen Garten?«
Tina hatte Sophies neue Bleibe bereits gesehen. Vor drei Wochen hatte sie Stefan mit den Kindern allein gelassen und hatte mit Sophie
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