Dinnerparty
übermorgen.«
»Alles klar. Ich freu mich. Und danke.«
Laura legte das Telefon langsam auf den Schreibtisch. Auf Sophie war Verlass. Vielleicht würde alles gut werden. Ihr Blick fiel auf den Drohbrief. Zum ersten Mal verspürte sie Wut. Was, wenn die Drohung nur von einer Konkurrentin kam? Vielleicht machte sie sich hier nur wahnsinnig, weil eine andere Schauspielerin genau das wollte. Laura lachte laut auf. Sie hatte wieder Oberwasser bekommen. Noch war sie nicht ganz am Ende. Was für eine glückliche Fügung des Schicksals, dass sie sich vor ein paar Tagen ausgerechnet die ›Stars & Style‹ gekauft hatte. Im Impressum war sie über Sophies Namen gestolpert und hatte eine Chance gesehen, PR in eigener Sache machen zu können. Sie musste sich an jeden Strohhalm klammern, um wieder Fuß zu fassen im Business. An Sophie hatte sie ab und zu noch gedacht in den vergangenen Jahren. Sie hatte sie damals gemocht. Sophie war ein echter Kumpeltyp und keine Zicke, wie sie in der Model-Welt viel zu oft zu finden waren. Laura erinnerte sich, dass sie selbst eine gewesen war. Sie hätte Sophie gern zur Freundin gehabt, doch Sophie und diese Tina waren unzertrennlich gewesen. An Tinas Stelle hätte ich auch niemanden dazwischengelassen, dachte Laura. Eigentlich hatte sie nie eine wirkliche Freundin gehabt. Nicht so eine, mit der man Pferde stehlen konnte. Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie nahm einen Bogen Briefpapier und schrieb an Sophie. Den Brief legte sie zusammen mit dem Drohbrief in einen Umschlag, den sie an ihren Notar adressierte. Dann lehnte sie sich erleichtert zurück. Sie war endlich zu einer Art Angriff übergegangen, anstatt wie ein Kaninchen den Fuchs zu fürchten. Sie hatte eine Versicherung abgeschlossen. Es war zwar keine Lebensversicherung, nein, eher eine Versicherung im Falle ihres Todes. Wenn ihr tatsächlich irgendetwas zustoßen sollte, würden es alle erfahren. Dafür würde Sophie ganz sicher sorgen.
*
Sophie saß in ihrem Wintergarten. Auf dem Teakholztisch standen ihr Notebook und ein Glas Weißwein. Die Tür zum Garten war weit geöffnet und sie hörte das abendliche Vogelgezwitscher. Eigentlich war das Wetter viel zu schön, um zu arbeiten. Lieber hätte sie draußen auf der Liege gelegen und sich in ein spannendes Buch vertieft, aber sie musste die Interviewfragen für Laura vorbereiten. Es blieb schließlich nicht mehr viel Zeit. Außerdem lief heute eine aktuelle Folge der ›Dinnerparty‹ im Fernsehen. Die wollte sie nicht verpassen. Sie musste sich noch mal das Gesamtkonzept der Show vor Augen führen. Sophie sah auf die Uhr. In fünf Minuten würde die Sendung beginnen. Sie nahm ihr Glas und ging ins Wohnzimmer. Sie schaltete das Gerät an und setzte sich mit Notizblock und Kugelschreiber bewaffnet auf die Couch. Gastgeber der Folge war ein Soapstar. Wie immer begann die Sendung in der Küche und zeigte den Gastgeber bei den Kochvorbereitungen. Wenig später kamen die Überraschungsgäste. Eine Schauspielerin, die vor Jahren aus der Soap ausgestiegen war, einer der Regisseure und ein alter WG-Freund, der mittlerweile bei einem Gameshow-Sender moderierte.
Es folgte das immer gleiche Prozedere. Alle freuten sich unglaublich, sich endlich mal wiederzusehen. Nach dem Aperitif wurden drei Gänge verspeist und der Zuschauer erfuhr das eine oder andere Private der verschiedenen Probanden. Nach 45 Minuten war die Sendung zu Ende und Sophie las sich den Abspann durch. Vielleicht kannte sie einen der Kameramänner von früher. Es wäre ein Vorteil, erst mit einem Insider zu sprechen und sich danach an die Produktionsfirma zu wenden. Nein, von den Kameramännern kannte sie niemanden. Die Sendung wurde von einer Firma namens ›Taka Tuka TV Productions‹ produziert. ›Producer Lasse Anderson‹, flackerte es über den Bildschirm.
»Lasse!«, Sophie klatschte vor Begeisterung in die Hände. Was für ein wunderbarer Zufall!
Vor Jahren hatte Sophie als Promiexpertin für einen Fernsehsender gearbeitet. Lasse war damals einer der Redakteure gewesen. Sie hatten sich prima verstanden und waren ab und zu nach der Aufzeichnung zusammen essen gegangen. Sophie sah ihn regelrecht vor sich. Lasse war ein Mann wie ein Baum. Schwede mit einem reizenden Akzent und tiefer Stimme. Natürlich war er blond. Er hatte die charmante Ader, nichts zu ernst zu nehmen, war immer eine Spur zu nachlässig angezogen, und wenn er lächelte, schmolzen die meisten weiblichen Wesen dahin.
»Lasse Anderson!
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