Dirk und ich

ein Bad. Überall lag Gerümpel rum. Am liebsten hätten Dirk und ich gleich alles durchsucht, aber wir durften nicht.
    Ich fand es komisch, dass Papi die ganze Zeit grinste, aber er hatte wohl auch keine Angst, dass ihm die Decke auf den Kopf fallen könnte, so wie ich.
    Dirk fand alles toll. Er sagte, die ganzen Spinnweben und der Staub und das Geknarre vom Fußboden wären wie im Schloss von Dornröschen nach seinem hundertjährigen Schlaf.
    Mami meinte, er hätte völlig Recht, weil die letzten hundert Jahre garantiert keiner hier geputzt hätte.
    Nach oben ging es über total morsche Treppenstufen.Auf denen konnte man rumwippen, so bogen die sich durch. Papi ging vor, dann Mami mit Björn auf dem Arm und dann Dirk.
    Ich blieb erst noch stehen, weil ich warten wollte, ob vielleicht das Treppenhaus einstürzte. Dann wäre ich ein Waisenkind gewesen, ohne alles, nur mit dem blöden Haus, und wahrscheinlich wäre ich verhungert. Oder Onkel Alfred hätte mich adoptiert. Oder Tante Gertrud. Oder womöglich Tante Marianne. Auf jeden Fall wäre ich lieber verhungert.
    Aber nichts passierte, als alle die Treppen hochstapften, also ging ich hinterher.
    Oben war noch mehr Schmutz und Gerümpel als im unteren Stockwerk, aber Papi grinste immer noch.
    Mami sagte, das Haus wäre eine einzige Mülltonne, man sollte es besser abreißen und ein neues bauen.
    Sie hatte Björn auf den Boden gesetzt und er brauchte keine zehn Sekunden, um sich mit Dreck einzuschmieren.
    Mami nahm ihn schnell wieder auf den Arm und sagte zu Papi, na hervorragend, jetzt hätte das Kind mehr Krankheitserreger abgekriegt als Europa während der Pest! Ich glaube, es ging ihr auf die Nerven, dass Papi dauernd grinste.
    Es gab vier Zimmer und Papi sagte, also, die eine Wand wird durchgebrochen, dann haben wir ein großes Wohnzimmer, und die anderen beiden Zimmer sind für Dirk und Andreas.
    Er lief hin und her und tat so, als würde er mit seinenArmen alles abmessen. An der Wand, die durchgebrochen werden sollte, klopfte er gegen den Putz. Ganz schön stabil, sagte er, das wird ein harter Brocken Arbeit.
    Er klopfte noch mal gegen die Wand und es bröckelte und Papi grinste nicht mehr, sondern guckte sehr nachdenklich. Als er zum dritten Mal auf die Wand schlug, haute er ein riesiges Loch rein, so groß wie eine Haustür. Es krachte und jede Menge Steine fielen auf den Boden.
    Ich dachte, jetzt stürzt doch alles zusammen, und wünschte mir, ich wäre unten geblieben. Es gab aber nur eine dicke Staubwolke.
    Papi meinte, alles halb so wild, und lachte.
    Mami kniff die Lippen ganz komisch zusammen.
    Wir gingen wieder nach unten. Dirk stieß einen Tarzanschrei aus und sprang die letzten Stufen runter in den Flur. Das hätte er besser gelassen. Es knirschte kurz und schon brach er in den Fußboden ein, mit beiden Füßen gleichzeitig. Es war nicht tief und Dirk steckte auch nicht fest, aber er heulte trotzdem.
    Mami meinte, das Haus wäre eine verdammte Todesfalle! Papi wollte bloß ihre Lebensversicherung kassieren und er sollte sich nur nicht einbilden, es wäre einfach, drei Söhne ohne Mutter aufzuziehen.
    Aber Papi sagte, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, und ich dachte, klasse, wir kriegen auch noch ein Pferd!
    Mami hat mir später erklärt, das wäre ein Sprichwort.Der Gaul wäre das Haus, und weil es umsonst wäre, dürften wir nicht motzen. Das wäre, wie wenn man ein Pferd ohne Zähne geschenkt kriegte, da dürfte man auch nicht motzen. Ich wusste, wie Oma ohne Zähne aussah, und das Pferd tat mir sehr leid.
    In den Keller konnten wir nicht von oben, weil der Nachbar, der das Haus verwaltet hatte, Herr Grau, der hielt darin Schweine.
    Mami sagte, es kommt absolut nicht in Frage, dass jemand die Kellertür im Flur aufmacht. Schlimm genug, dass es hier schon aussieht wie im Schweinestall, da muss es nicht auch noch so stinken!
    Also gingen wir durch den Garten, da gab es noch eine Außentür und durch die ging es in den Keller.
    Der erste Raum war sehr groß und das meiste davon war der Schweinestall, mit rundrum Gittern. Es waren fünf Schweine drin, alle rosa und noch ziemlich klein und mit Ringelschwanz und allem Drum und Dran.
    Mami und Papi guckten sich überall um. Papi sagte, schöne Schweinerei, haha, der ganze Kellerboden müsste neu betoniert werden, wenn die Schweine erst mal draußen